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Krone Obergeschoss:
Der "Blaue Saal"
und
Die Stube der Luis.
Der „Krone"-Saal, ein historischer Fest-, Tanz- und Theatersaal. Ein
Saal, in dem sich das gesellschaftliche und kulturelle Leben
von Tegernau und Umgebung abspielte und in den auch Frauen
Zugang hatten.
Sonntags nach dem Kirchgang spielten Dorfmusikanten mit Ziehharmonika,
Fiedel und Leierkasten zu Volksmusik oder zum Tanz auf.
Auf eingebauten Sitzbänken rund um den Saal saßen die Mütter und
Großmütter und „beäugten", mit welchen „Burschen" ihre Töchter und
Enkeltöchter tanzten. Damals waren zum Heiraten nicht nur Zuneigung und
Liebe, sondern Besitztum und sozialer Stand maßgebend.
In diesem Festsaal fanden auch die familiären und kirchlichen Feste wie
Taufen, Konfirmationen, Hochzeiten, Geburtstage und Beerdigungen statt.
Und in diesem Tanz- und Theatersaal hielt man die dörflichen Vereinsfeste
vom Gesangverein Tegernau von 1857 und vom Musikverein Tegernau von 1900
zu Weihnachten oder zu Ostern mit Singen und Musizieren, Theaterspielen,
Gabenverlosungen und anschließendem Tanz ab.
Dieser Saal wurde vom Krone-Team zu neuem Leben erweckt, nachdem er
Anfang des Krieges als Lazarett, während des Krieges zur Einquartierung
von deutschen Soldaten und nach Kriegsende zur Unterbringung von
Marokkanern, also französischen Besatzungssoldaten diente und
anschließend in eine Wohnung für die „Kallfaß-Frieda" mit Familie, ein
Zimmer für die „Luis" und ein Friseurgeschäft unterteilt war.
Die Wände wurden renoviert, die alten Stuckornamente wieder hellblau
gestrichen sowie die umgehende Lamperie und die eiserne Säule
in alter Handwerkskunst originalgetreu maseriert.
Zentrales Element der Stuckdecke: Die originalgetreu restaurierte
Stuck-Rosette in der Mitte des Saales.
Nicht von ungefähr wurde und wird dieser „Krone-Saal" als „Blauer Saal"
bezeichnet.
Der Tanz- und Theaterbereich ist heute mit einer mobilen, dreiteiligen
Bühne, schweren roten Theatervorhängen aus Berlin,
entsprechender Beleuchtung, einer modernen Multivisionsanlage und einer
Bilderhängung für Ausstellungen für das vielfältige
und zwischenzeitlich in der ganzen Regio bekannt gewordene Kulturprogramm
der Kleinwiesentäler „Krone" eingerichtet.
Welche Möglichkeiten für Stammtisch- und Gasthauskultur! Welche
Möglichkeiten für Kunst und Kultur im ländlichen Raum!
Unübersehbare Schmuckstücke: ein hellblauer Walzenofen und ein Lesepult
aus der ehemaligen Volksschule in Tegernau.
Zur Eröffnung des Wirtshausmuseums „Krone" am 13. Juni 2008 wurde eine
Dauerausstellung „Die Gasthäuser des Kleinen Wiesentales" von
Michael Fautz und Hans Viardot aus ihren umfangreichen Postkarten- und
Fotosammlungen zusammengestellt. Es sind 86, zumeist heute nicht
mehr
existierende Gasthäuser von Tegernau, Niedertegernau, Schwand, Gresgen,
Adelsberg, Wieslet, Henschenberg, Enkenstein, Langenau, Gündenhausen,
Schillighof, Weitenau, Schlächtenhaus, Höfen, Endenburg, Kirchhausen,
Lehnacker, Sallneck, Wies, Stockmatt, Sirnitz, Blauen, Raich, Ried, Holl,
Elbenschwand, Bürchau, Neuenweg, Bollen, Mittelheubronn, Hinterheubronn
und Nonnenmattweiher bis zum Belchen. Diese Ausstellung zeigt in einer
einmaligen und umfassenden Art mit bewusst knapp gehaltenen Texten das
Wirtswesen und die bekannte Gastlichkeit
im Kleinen Wiesental. Sie zeigt
aber auch eindrücklich und mit Wehmut begleitet das heutige „Artensterben"
der Dorfwirtschaften.
Weiterhin finden sich alte Fotografien von den Kraftwerksgründern und vom
Kraftwerksbau „Köhlgartenwiese" im Jahre 1920, von den Bürgermeistern und
Bezirksräten des Großherzoglichen Amtsbezirkes Schopfheim 1898 und von
Bürchauer und Neuenweger Familien.
Ein altes schwarzes Klavier, ein Lesepult aus der ehemaligen Volksschule
Tegernau und zwei Markgräflerinnen in Tracht
von Emma Fricker aus Hasel und Bärbel Brombacher aus Wambach machen diesen
Saal sehr authentisch.
Die Stube der Luis
Ein Blick in "D' Schlofchammere vo de Luis". Ein kurzes Bett mit dicken
Zudecken, eine Spiegelkommode mit Waschschüssel und Waschkrug,
und über dem Bett das Portrait "D'Kallfaß-Luis", von Theo Kölbl 1992
gemalt.
Sie hat das Bild übrigens nie gemocht. „So sieh ii nit us!" war ihr kurzer
und ablehnender Kommentar.
Dieses kleine Schlafzimmer war vor der Renovierung mit Gerumpel und
Schachteln bis unter die Decke vollgestellt. Darüber hing
ein Labyrinth
von „Spinnbubbe" (Spinnweben). Letztlich war nur ein schmaler Gang zum
Bett frei, in dem noch uralte Zeitungen
und eine zerfledderte
Geldbörse unter dem Kopfkissen lagen. Hinter dem Bett befindet sich ein
Wandschrank mit alten Büchern,
Briefen und noch aufzuarbeitenden Dokumenten.
Diese kleine Welt der letzten Kronenwirtin lässt nachdenklich innehalten!
Die Krone als Wirtshausmuseum
Außenbereich:
Gartenwirtschaft, Details der Vorderseite und die ehemalige Toilette
Erdgeschoss: die Gaststube und
das "Herrenzimmer"
Einsichten in historische
Baudetails der Wände und Fußböden
Die Theo-Kölbl-Gedächtnisstube
Fotos: KUK/Hansjürg Baumgartner; Texte: Hans
Viardot |