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Vier Räume des Friedrich-Ludwig-Museums in Wieslet sind für
die neue Sonderausstellung „Verfolgt! Verfemt! Entartet?" reserviert. Sie
wurde am Samstagnachmittag eröffnet. Zu sehen sind rund 100 Bilder des
Expressionisten Friedrich Ludwig aus den 20er- bis 40er-Jahren. Die
Ausstellung zeigt, wie der Maler Ludwig, der wie so viele Künstler seiner
Generation unter der Kunstdiktatur im Dritten Reich zu leiden hatte, mit
Ausstellungs- und Berufsverbot belegt wurde.
Ob es am Thema liege, dass dieses Mal nicht ganz so viele Besucher wie
sonst zur Vernissage gekommen waren, spekulierte Hans Viardot von der
Initiative Kunst und Kultur im Kleinen Wiesental (Kuk) bei der Eröffnung
in der Wiesleter Dorfkirche. Viardot verwies in diesem Zusammenhang auch
auf die wegen mangelndem Besucherinteresse abgesagte Aufführung der Satire
„Obersalzberg" in Schopfheim. Kurz umriss Viardot die Vorgeschichte des
Museums, erinnerte daran, wie Professor Sigurd Marien 1984 in einem
Barockschrank in Bayern die Ludwig-Bilder entdeckt hatte. Seit der
Gründung konnte das Museum in vier Jahren über 7000 Besucher und steigende
Besucherzahlen verzeichnen, was eine „ganz tolle Leistung" auch von Seiten
der KuK-Mitarbeiter sei. Die Besucher, so Viardot, zeigten sich jedes Mal
begeistert von der Vielfalt der Motive und der Farbigkeit der
Ludwig-Bilder.
Auch Friedrich Ludwig sei vom braunen Staat verfemt und verfolgt worden,
meinte der stellvertretende Landrat Hans-Detlef Müller in seinem Grußwort.
Millionen hätten weggesehen und toleriert,
doch Friedrich Ludwig sei sich treu beblieben, obwohl seine Karriere
dadurch 1934 beendet wurde, bevor sie
noch richtig begonnen hatte. Auch deshalb gebühre dem Maler unsere
Aufmerksamkeit, so Müller, der dafür einen Dank an KuK aussprach.
„Bei dem Thema kommt man ungern", meinte Professor Sigurd Marien, das habe
Friedrich Ludwig selber gemerkt. Keiner habe etwas mit einem Maler zu tun
haben wollen, der verboten war. Das Verbot habe ihn stark getroffen. Nach
dem Krieg sei die Enttäuschung groß bei ihm gewesen, dass er nicht mehr
gefragt war: ein Schicksal, das er mit vielen Künstlern teilte.
Einen langen, ausführlichen Vortrag über das Thema „Verfemt, Verfolgt,
Entartet" hielt der bekannte Kunstkritiker und Kunsthistoriker Reinhard
Müller-Mehlis aus München, ein Kenner des Expressionismus, der schon 1999
bei der Eröffnung des Museums eine kunstkritische Rede gehalten hatte.
Müller-Mehlis sprach über die Kunstdiktatur der NS-Zeit, die
Ausstellungsverbote, Entlassungen und Konfiszierungen, als eine „totale
Willkür" geherrscht habe, und über diese Zeit in Friedrich Ludwigs
Biografie. Ludwig sei keiner gewesen, der sich anpassen wollte, er sei der
eigenbrötlerische Einzelgänger geblieben, ganz und gar seinem Können und
seinen Ideen verpflichtet. Ludwig sei, so Müller-Mehlis, auch ein Opfer
jener schlimmen Jahre und einer Nachkriegszeit, die einem Künstler wie ihm
wenig zu bieten hatte. Und doch sei er ein Mensch von großer Ehrlichkeit
und Wahrhaftigkeit geblieben.
Nach der Vernissage, die Aldo Fross an der Orgel mit einem Stück von Felix
Mendelssohn-Bartholdy - auch einem der damals „verbotenen" Komponisten -
musikalisch umrahmt hatte, schloss sich ein Rundgang durch die
Sonderausstellung im Museum an.
Bericht der Badischen Zeitung / Mai 2003 / Autorin:
Roswitha Frey
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