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Maler der verlorenen Generation

 

   

Er war nicht nur ein famoser Aktzeichner, sondern auch ein begnadeter Landschaftsmaler: der Expressionist Friedrich Ludwig (1895-1970). Er bracht Empfindung in die Bilder hinein und hat trotz seiner Vielfalt einen erkennbaren Stil. Wären die Zeiten andere gewesen, hätte er das Zeug zu einem der ganz Großen im Kreise der “Brücke-“Maler um Ernst Ludwig Kirchner gehabt.

In Wieslet, der Heimat des Malers, kümmert sich eine private Kulturinitiative um das Werk Ludwigs und zeigt in einer Sonderschau im Friedrich-Ludwig-Museum 222 Arbeit, davon 84 noch nie öffentlich ausgestellt aus Sammlung der Marien-Family-Group.

Das kleine Museum, quillt fast über vor Bildern und Farbe. Die Schau zeigt einmal mehr die wachsende Bedeutung und Wertschätzung Friedrich Ludwig, dessen “märchenhafte” Wiederentdeckung längst bekannt ist. Es liegt mit in dieser verlorenen Generation begründet, dass es still um Friedrich Ludwig wurde, denn im Dritten Reich wurde er totgeschwiegen, verfemt, als entartet diffamiert. Er ging in die Depression, in den Wahnsinn, lebte wohl in zwei Welten, flüchtete sich in Träume.

Die diese Realitätsflucht brachte grandiose Bilder zu Tage, Ölgemälde voller visionärer Kraft. Der psychische Zustand des Künstlers spiegelt sich in seinem Werk, in einer Fülle von Visionen und Formen.

Ein Beispiel sind die eindringlich gemalten Augen, die Ludwig in verschiedene Motive einbringt: Gesichter überall. Selbst in Blumen hat er kunstvolle Gesichter, oder muss man eher sage: albtraumartige Gesichter, versteckt. Er war ein Visionär, der unter dem Barbarismus der Zeit zu leiden hatte.

Und trotzdem hat er gerade in diesen schweren Jahren von 1937-1948 wunderschöne Landschaften gemalt, Berglandschaften der Schweiz (wie den dick gespachtelten, pastosen “Alpengletscher”) und Bayerns, immer wieder die Gegend um den Königssee im Berchtesgadener Land, seiner zweiten Heimat – Bilder, wie sie ein Kirchner in seiner Davoser Zeit nicht schöner malen konnte. Bilder in verschiedenen Stimmungen des Tage und der Jahreszeit und immer wieder beglückendem Farbsinn, meist in einem satten Blau. Fast ist man geneigt, diese “Blaue Berge” als die blaue Phase des Malers Ludwig zu bezeichnen.

Dem steht aber noch eine buntere Phase gegenüber, die Portraits aus dem Bekannten- und Familienkreis, voller kühner und mutiger Farbenkraft, die ein Expressionist zum Ausdruck braucht: Farbe, die schier explodiert.

Auffallend in seiner Portraitgalerie sind das Bildnis der Schauspielerin Ruth Leuwerik und weitere Filmszenen. Ludwig hat sich in München in Künstler- und Schauspielerzirkeln aufgehalten, wo er bekannt und beliebt war. Es soll in seinem Oeuvre auch Bildnisse der mit ihm befreundeten Magda Schneider (Sissi) geben. Akte aus den frühen Pariser Zeit (1925-1934) vervollständigen die im Wiesleter Museum gezeigte Auswahl unbekannter Ludwig-Bilder.

Kurz vor seinem Tod wurden die Gemälde von Ludwig in den Farben düsterer; auch diese späte Periode zeigt die Sonderausstellung mit “expressiven Bildern” eindrücklich.

 

Badische Zeitung, 17. Mai 2005. Bericht: Jürgen Scharf
 

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