Zukunft für den
Ludwig-Moler?
Friedrich-Ludwig-Museum in
Wieslet muss wohl 2009 schließen /
Aktuelle Ausstellung verlängert
Die Tage des
Friedrich-Ludwig-Museums in Wieslet sind gezählt. Obwohl das private
Museum, das dem verlorenen Sohn und wieder entdeckten Künstler Friedrich
Ludwig gewidmet ist, ins zehnte Jahr geht, soll es im April 2009
geschlossen werden. Die Initiative Kunst und Kultur im Kleinen Wiesental (KUK)
sieht sich aus finanziellen und personellen Gründen nicht mehr in der
Lage, das Kleinod in der oberrheinischen Museumslandschaft (Hans Viardot)
weiter ehrenamtlich zu betreiben. Als Option bliebe nur, dass ein anderer
Träger das Museum, das eine große Attraktivität fürs Kleine Wiesental
bedeutet, übernimmt. Denkbar wäre auch, dass sich die Family Group des
Kunstsammlers Sigurd Marien künftig an den laufenden Museumskosten
beteiligt. Bis dahin bleibt als kleiner Trost für die Kunstfreunde, dass
die derzeitige interessante Sonderausstellung Friedrich Ludwig Exil in
Amsterdam 1937 bis zum Sommer verlängert wurde.
Erstaunliche Parallelen zu Max Beckmann
Nicht von ungefähr hat man einen ähnlichen Ausstellungstitel gewählt wie
die Pinakothek der Moderne in München, die um die Jahreswende Max Beckmann
Exil in Amsterdam 1937 zeigte. Wie hängt nun der große deutsche
Expressionist Beckmann mit dem Wiesleter Ludwig-Moler zusammen? Beide
Künstler hielten sich zeitgleich im Exil in Amsterdam auf. Die
Ausstellungsmacher der KUK haben neben zeitlichen und räumlichen auch
stilistische Parallelen und verblüffende Ähnlichkeiten in der Biografie
und im Werk beider Künstler entdeckt. Beckmann und Ludwig müssen sich über
den Weg gelaufen sein, ist sich der Besitzer der 2000 Arbeiten umfassenden
Ludwig-Sammlung, Sigurd Marien, sicher. Zum einen gibt es Berührungspunkte
in den späten 20er Jahren an der Städel-Kunstakademie in Frankfurt, wo
Beckmann unterrichtete und Friedrich Ludwig studierte, zum anderen waren
beide Künstler auch in Paris. Aber ob sie sich wirklich gekannt haben,
dafür gibt es keinen Beweis, zumal Beckmanns Tagebücher verbrannt sind und
aus dem Ludwig-Nachlass nichts an Briefen und Schriftwechseln existiert.
Indes gibt es durchaus Vermutungen und Indizien, die dafür sprechen. Auch
bei zwei Gemälden finden neue Zuschreibungen statt. So soll das von Ludwig
gemalte ausdrucksstarke Porträt Sitzender ein Prunkstück der Sammlung in
einem üppigen Goldrahmen, das bei einer Auktion versteigert und kürzlich
fürs Museums wieder zurückgekauft wurde den berühmten Maler Max Beckmann
darstellen. Recherchen zufolge könnte es sich außerdem bei dem
Frauenporträt Die rote Kappe von 1928 um ein Bildnis von Beckmanns zweiter
Frau Quappi handeln was kunsthistorisch schon eine kleine Sensation wäre.
Neben diesen Bildern, die Blickfang im so genannten Beckmann-Raum sind,
sieht man in zwei neu gestalteten Räumen viele schöne Amsterdamer
Hafen-Impressionen und Pariser Szenen von Friedrich Ludwig, die
stilistisch, thematisch und von den malerischen Sujets her durchaus
Querbezüge zu Beckmanns Oeuvre aufweisen. Parallelen lassen sich auch
ausmachen in den so genannten Vorgesichtern, denn solche alptraumhafte
Gesichter und Gestalten gibt es ebenso bei Beckmann wie bei Ludwig. In
dessen Gemälden erscheinen die fratzen- und maskenhaften Erscheinungen
verfremdet in Bäumen, Gebäuden und Blumensträußen.
Wer die Sonderschau sieht, für den ist auch verständlich, dass
mittlerweile der Kunstmarkt den 1970 verstorbenen und lange vergessenen
Expressionisten Ludwig beachtet und die Preise steigen. Auch bei Auktionen
sind dessen Bilder zunehmend gefragt; vor kurzem wurden vier bei Ebay
versteigert. Wer weiß, vielleicht erlebt Friedrich Ludwig noch seinen
internationalen Durchbruch auch wenn es dann sein Museum nicht mehr gibt.
Friedrich Ludwig Exil in Amsterdam 1937, Ludwig-Museum Wieslet,
bis 31. August, Sonntag 14 bis 17 Uhr
Bericht: Jürgen Scharf
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