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Presse - Aktuell                       

Markgräfler Tagblatt - Bericht vom 30. Mai 2008

 
Zukunft für den Ludwig-Moler?

Friedrich-Ludwig-Museum in Wieslet muss wohl 2009 schließen /
Aktuelle Ausstellung verlängert

Die Tage des Friedrich-Ludwig-Museums in Wieslet sind gezählt. Obwohl das private Museum, das dem verlorenen Sohn und wieder entdeckten Künstler Friedrich Ludwig gewidmet ist, ins zehnte Jahr geht, soll es im April 2009 geschlossen werden. Die Initiative Kunst und Kultur im Kleinen Wiesental (KUK) sieht sich aus finanziellen und personellen Gründen nicht mehr in der Lage, das Kleinod in der oberrheinischen Museumslandschaft (Hans Viardot) weiter ehrenamtlich zu betreiben. Als Option bliebe nur, dass ein anderer Träger das Museum, das eine große Attraktivität fürs Kleine Wiesental bedeutet, übernimmt. Denkbar wäre auch, dass sich die Family Group des Kunstsammlers Sigurd Marien künftig an den laufenden Museumskosten beteiligt. Bis dahin bleibt als kleiner Trost für die Kunstfreunde, dass die derzeitige interessante Sonderausstellung Friedrich Ludwig Exil in Amsterdam 1937 bis zum Sommer verlängert wurde.

Erstaunliche Parallelen zu Max Beckmann



Nicht von ungefähr hat man einen ähnlichen Ausstellungstitel gewählt wie die Pinakothek der Moderne in München, die um die Jahreswende Max Beckmann Exil in Amsterdam 1937 zeigte. Wie hängt nun der große deutsche Expressionist Beckmann mit dem Wiesleter Ludwig-Moler zusammen? Beide Künstler hielten sich zeitgleich im Exil in Amsterdam auf. Die Ausstellungsmacher der KUK haben neben zeitlichen und räumlichen auch stilistische Parallelen und verblüffende Ähnlichkeiten in der Biografie und im Werk beider Künstler entdeckt. Beckmann und Ludwig müssen sich über den Weg gelaufen sein, ist sich der Besitzer der 2000 Arbeiten umfassenden Ludwig-Sammlung, Sigurd Marien, sicher. Zum einen gibt es Berührungspunkte in den späten 20er Jahren an der Städel-Kunstakademie in Frankfurt, wo Beckmann unterrichtete und Friedrich Ludwig studierte, zum anderen waren beide Künstler auch in Paris. Aber ob sie sich wirklich gekannt haben, dafür gibt es keinen Beweis, zumal Beckmanns Tagebücher verbrannt sind und aus dem Ludwig-Nachlass nichts an Briefen und Schriftwechseln existiert.

Indes gibt es durchaus Vermutungen und Indizien, die dafür sprechen. Auch bei zwei Gemälden finden neue Zuschreibungen statt. So soll das von Ludwig gemalte ausdrucksstarke Porträt Sitzender ein Prunkstück der Sammlung in einem üppigen Goldrahmen, das bei einer Auktion versteigert und kürzlich fürs Museums wieder zurückgekauft wurde den berühmten Maler Max Beckmann darstellen. Recherchen zufolge könnte es sich außerdem bei dem Frauenporträt Die rote Kappe von 1928 um ein Bildnis von Beckmanns zweiter Frau Quappi handeln was kunsthistorisch schon eine kleine Sensation wäre.

Neben diesen Bildern, die Blickfang im so genannten Beckmann-Raum sind, sieht man in zwei neu gestalteten Räumen viele schöne Amsterdamer Hafen-Impressionen und Pariser Szenen von Friedrich Ludwig, die stilistisch, thematisch und von den malerischen Sujets her durchaus Querbezüge zu Beckmanns Oeuvre aufweisen. Parallelen lassen sich auch ausmachen in den so genannten Vorgesichtern, denn solche alptraumhafte Gesichter und Gestalten gibt es ebenso bei Beckmann wie bei Ludwig. In dessen Gemälden erscheinen die fratzen- und maskenhaften Erscheinungen verfremdet in Bäumen, Gebäuden und Blumensträußen.

Wer die Sonderschau sieht, für den ist auch verständlich, dass mittlerweile der Kunstmarkt den 1970 verstorbenen und lange vergessenen Expressionisten Ludwig beachtet und die Preise steigen. Auch bei Auktionen sind dessen Bilder zunehmend gefragt; vor kurzem wurden vier bei Ebay versteigert. Wer weiß, vielleicht erlebt Friedrich Ludwig noch seinen internationalen Durchbruch auch wenn es dann sein Museum nicht mehr gibt.

Friedrich Ludwig Exil in Amsterdam 1937, Ludwig-Museum Wieslet,
 bis 31. August, Sonntag 14 bis 17 Uhr


Bericht: Jürgen Scharf
 

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