Kleines Wiesental: Ein
dunkles Kapitel der Regionalgeschichte
Die „Werwolfmorde" in
Elbenschwand und Hägelberg
Hansjörg Noe seht in seinem Vortrag in der
Tegernauer „Krone"
auf die sogenannten „Werwolfmorde" in Hägelberg und Elbenschwand ein.
Die Fakten sind zwar nach Gerichtsprozessen 1950 und 1985 bekannt,
trotzdem sind viele Menschen in der Region nicht über dieses Geschehen
hinreichend informiert. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs, im April
1945, waren acht polnische Zwangsarbeiter von Jugendlichen einer
sogenannten „Werwolfgruppe" erschossen worden. Drei der ermordeten Polen
fand man in Hägelberg, fünf weitere in Elbenschwand. Die Jugendlichen
wurden 1950 vor Gericht gestellt und zu je fünf Jahren Gefängnis wegen
Totschlags verurteilt.
Die „Werwölfe" gehörten wie der „Landsturm" zum sogenannten „letzten
Aufgebot". Dies wurde in den letzten Kriegstagen aufgeboten, um
„Widerstand bis zum Letzten" zu leisten. Während die Alten den „Landsturm"
bildeten, wurden Jugendliche in „Werwolfgruppen" eingeteilt.
Die zehn Jugendlichen aus der Region Wiesental, die die genannte Gruppe
bildeten, waren zwischen 16 und 17 Jahre alt. Unter dem Kommando des
Offiziers Kurt Rahäuser sollten sie in den Wäldern Geschützbunker bauen,
aus denen heraus im Falle einer Besatzung durch feindliche Mächte aktiver
Widerstand geleistet werden sollte.
Für die Arbeiten wurden zehn polnische Zwangsarbeiter abgestellt, die den
Jugendlichen helfen sollten. Ob die Jugendlichen die Zwangsarbeiter
absichtlich zu wenig beaufsichtigten oder ob es Nachlässigkeit war, die
Zwangsarbeiter versuchten jedenfalls zu fliehen. Zwei Polen gelang die
Flucht, die anderen acht wurden gestellt. Nach den Aussagen im ersten
Prozess hatte der Offizier daraufhin die jungen „Werwölfe" gezwungen, die
Zwangsarbeiter zu erschießen.
Im Jahr 1950 berichtete der „Spiegel" über den Gerichtsprozess und stellte
die angeklagten „Werwölfe" mit Namen und Bild vor. Kurt Rahäuser, der
Offizier, war zum Zeitpunkt des Prozesses verschwunden. Er tauchte erst
sieben Jahre später wieder auf, als eine Verordnung erlassen wurde, dass
Prozesse, die von der französischen Besatzungsmacht durchgeführt worden
waren, nicht wieder aufgerollt werden sollten.
Ein Staatsanwalt aus der Region ließ aber nicht locker und brachte den
Offizier 1985 doch noch vor Gericht. Der Prozess fand in Waldshut statt.
Da Kurt Rahäuser der Schießbefehl nicht mehr nachgewiesen werden konnte,
wurde er wegen Beihilfe zum Totschlag zu drei Jahren Gefängnis verurteilt.
Auf Betreiben des Hägelberger Ortsvorstehers Hans-Georg Koger und einer
Schülerinitiative des Schulzentrums Steinen wurde 1997 im Hägelberger Wald
ein Gedenkstein für die ermordeten Polen aufgestellt. Ein entsprechendes
Mahnmal in Elbenschwand, für das sich Hans Viardot seit längerem einsetzt,
konnte noch nicht realisiert werden.
Original-Bericht: Markgräfler Tagblatt / Heiner Fabry
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