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Presse - Aktuell

 

MT - Bericht vom 23. Dezember 2022

 

 

Motor und Macher, geschätzt, beliebt und hoch angesehen

Im Alter von 84 Jahren ist Hans Viardot gestorben.


Galt als Institution im Kleinen Wiesental: Hans Viardot –
sein Herz schlug fürs Kleine Wiesental und dessen Bewohner.
 

Bis zuletzt lud Hans Viardot Freunde und Bekannte aus dem Kleinen Wiesental zu sich nach Hause in Tegernau ein, setzte die Maske auf, um sich zu schützen, denn sein Körper war durch eine bösartige Erkrankung zuletzt stark geschwächt. Einer der „Motoren" im Kleinen Wiesental lief nur noch auf Sparflamme.

Der ehemalige Landarzt und Heimatforscher wusste, dass ihm wohl nicht mehr viel Zeit seines Lebens bleibt, obwohl in seinem Kopf noch Ideen und Projekte reiften, wie zuletzt der Gedanke, ein medizinisches Museum zu initiieren. Ein Grundstock an historischen Ärzte-Instrumenten und Arzneimitteln schlummern im Keller seines Hauses.

Der Verstand von Hans Viardot war bis zuletzt hellwach, erst in diesem Monat nahm er für seine Verdienste um den „Krone"-Heimatverein eine Ehrung des Vorstands entgegen.

Geschichtskenner: das „Gedächtnis" des Tals

Vier Heimatmuseen hat er in der Region maßgeblich initiiert oder mitgestaltet: das Schleith-Museum in Wieslet, das Bauernhofmuseum Schneider-Hof in Kirchhausen, die Feilenhauerei in Raich und insbesondere das Wirtshaus-Museum „Krone" in Tegernau, nur einen Steinwurf entfernt von seinem Zuhause, direkt an der Belchenwiese.

Wie viele Stunden hat Hans Viardot in der „Krone" verbracht? Seine Frau hat sie nicht gezählt, aber der Erhalt der „Krone" als besondere Gaststätte mit einem Kellergewölbe aus dem Hochmittelalter hatte es dem Heimatforscher ganz besonders angetan.

Er richtete die Stuben liebevoll ein mit Postkarten und Fotos vergangener Tage. Und er hauchte der „Krone" immer wieder Leben ein mit den beliebten Matinees am Sonntagvormittag zu Vorträgen, Buchvorstellungen und politischen Themen. Die Abscheu gegen die Nazi-Zeit hat Viardot besonders geprägt. Davon berichtete er auch Jung und Alt, wenn er zum Gedenkstein für erschossene junge Zwangsarbeiter hinterm Zeller Blauen führte. Die Corona-Zeit und die Krankheit, beides ließ es stiller werden um Hans Viardot, der sich in einem seiner letzten Gespräche nur noch „einen guten Tod" wünschte.

Als Landarzt immer im Einsatz

Mit seinen drei Kindern hat er zuletzt lange Gespräche geführt, wie er verriet. Um seinen eigenen Gesundheitszustand hatte Viardot als Arzt selbst nie ein Geheimnis gemacht, ihn aber auch nicht dramatisiert. „Bald werde ich woanders sein", sagt er in einem Gespräch und sah dabei nach oben in den herbstlichen Himmel. Er konnte auf ein ausgefülltes Leben zurückblicken. Besonders die 1970er Jahre, als es noch zehnmal mehr Verkehrstote als heute gab und viele Schwerstverletzte, haben den Landarzt gefordert. Er berichtete von schrecklichen Unfallgeschehen mit abgerissen Gliedmaßen, schweren Kopf- und Thorax-Wunden. Oder wenn die Holländer im Bus anreisten und zu schnell das beste Apartment belegen wollten, sie mit dem Fahrzeug umkippten, dann kam es bei der Wiederbelebung auf jede Sekunde an.

In Hans Viardot hat das Kleine Wiesental einen Protagonisten verloren,
der das gesellschaftliche Leben im Tal entscheidend mitgeprägt hat.

Markgräfler Tagblatt - Original-Bericht & Foto: Gerald Nill

 

Die Traueranzeige in der BZ:
https://www.verlagshaus-jaumann.de/anzeigensuche/display?doc=510-NTEwNjczNDc0M09W

 

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