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Presse - Aktuell

 

MT - Bericht vom 4. Oktober 2019

 

 

Mahnmal gegen das Vergessen

Vorbereitung auf einen Besuch am Mahnmal in Elbenschwand


Hans Viardot zeigt den Naturpark-Schülern einmal im Jahr, welche Verbrechen die „Werwölfe“
 im Kleinen Wiesental verübt haben.    Foto: Gudrun Gehr 

 Spannendes bahnte sich für die zehn Viertklässler der Naturparkschule Tegernau in ihrem Unterricht am Montag an. Hans Viardot vom Verein KuK (Krone und Kultur Kleines Wiesental) bereitete die Kinder für einen Besuch des Mahnmals in Elbenschwand vor.

Hans Viardot war 2015 maßgeblich an der Errichtung des Mahnmals beim Hirschkopf im Elbenschwander Wald beteiligt. Dieses Mahnmal, es handelt sich „um einen groben Klotz für eine grobe Tat“, erinnert mit seiner beschrifteten Bronzetafel an ein unvorstellbares Verbrechen: Fünf jugendliche Zwangsarbeiter aus Polen, der Ukraine und Russland wurden hier in den letzten Kriegstagen 1945 durch gleichaltrige „Werwölfe“ auf Befehl eines Wehrmachtsoffiziers erschossen.
Auch in Hägelberg wurden drei junge Zwangsarbeiter am 26. April 1945 von Hitlerjungen ermordet.

Zur Einstimmung auf die Exkursion führte Viardot zwei Fototafeln mit Postkarten aus dem Krieg von 1870 bis 1871 und den beiden Weltkriegen in den Unterricht mit. Mit den Kindern wurde behutsam besprochen, was der Begriff „Krieg“ bedeutet. Die Fragen „Was sind Kriege?“ und „Warum gibt es Kriege?“ wurden erläutert.

Großes Interesse erweckten die Fotos der Schlachtfelder des Zweiten Weltkrieges und die Fahnen mit den Hakenkreuzen auf den Straßen. Über die Bedeutung des „Hitlergrußes“ und das Symbol des Hakenkreuzes wurde gesprochen.

Viardot mahnte: „Nie darf man den ausgestreckten Arm zum Hitlergruß erheben.“ Und weiter: „Auch ein Hakenkreuz darf nirgendwo hingemalt werden.“

Unter Leitung von Hans Viardot besuchen die Viertklässler der Nachbarschaftsschule seit 2017 jährlich den Ort der Mahnung, des Lernens und des Gedenkens. Die Schulexkursion soll zum kritischen und eigenständigen Denken der Kinder und deren Erziehung zum mündigen Bürger anleiten.

Bereits seit 2018 gibt es landesweit politische Bestrebungen, dass Pflichtbesuche für achte und neunte Schulklassen an KZ-Gedenkstätten und Mahnmalen durchzuführen sind.

Landtagspräsidentin Muhterem Aras lobte das Engagement von KuK: „Es ist wichtig, dass es Initiativen wie ihre gibt. Und es macht Mut, dass es Menschen gibt, die sich (...) für eine offene, mutige und liberale Gesellschaft engagieren.“

Den Bustransfer zum Wolfsacker spendierte ein Busunternehmen. Von dort wanderte die Gruppe durch einen urwüchsigen Wald. Ein historisch bedeutsamer Weg führt entlang von mit Moos bewachsenen Grenzsteinen. Diese tragen Jahreszahlen aus dem 18. Jahrhundert, der Weg führt entlang der Grenze des ehemaligen evangelischen Markgräflerlandes zur katholischen habsburgischen Vorlande und teilt auch das Kleine und das Große Wiesental.

In herbstlichen Nebelschwaden und in der Nässe des Waldes las eine Schülerin den Text der Bronzetafel auf dem drei Tonnen schweren Granitstein vor. Darauf heißt es unter anderem: „Wir gedenken der Opfer dieser menschenverachtenden Tat und setzen diesen Stein als Mahnmal gegen das Vergessen. KuK - Kunst und Kultur.“

Viardot berichtete den Kindern vom Beitrag der damaligen Konfirmanden bei einer Gedenkfeier für die Ermordeten im Jahr 2016 in der Laurentiuskirche in Tegernau. Hier wurde jedem der auf dem Hirschkopf und bei Hägelberg ermordeten Zwangsarbeiter eine Aussage zugeschrieben.

Der ehemalige Landarzt nannte die Namen der Ermordeten und ergänzte: „Er konnte sich nicht mehr verlieben, keinen Beruf mehr erlernen, keine Kinder mehr bekommen, kein Haus mehr bauen, keine Karriere mehr machen, die Eltern nicht mehr im Alter begleiten.“ Nach jedem Namen und der zugehörigen Überlegung der Konfirmanden sprachen die Kinder gemeinsam: „Wir denken an ihn.“

Die Klassenlehrerin Regina Jandke berichtete: „Bei den Kindern hat sich das Verbot, Hakenkreuze zu malen oder den Arm zum Hitlergruß zu erheben, verinnerlicht.“

Im Unterricht stellte ein Schüler die Frage, wie ein Hakenkreuz aussieht. Die empörte Klassengemeinschaft erwiderte: „Dieses darf man nicht aufmalen.“

 

 

Original-Bericht: MT / Gudrun Gehr
 

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