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MT - Bericht vom 29. September 2019 |
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Nicht mal auf dem Klo darf das Handy fehlen Alles andere als ein stilles Örtchen
Alles andere als ein stilles Örtchen war am Samstagabend die „Krone“ in Tegerau bei ihrem dritten „Schisshüslifescht“. Um das Unterhaltungsprogramm für diesen Abend terminlich zu bewältigen, begann die Veranstaltung bereits um 18 Uhr. Als seltenen historischen Schatz darf sich das schnuckelige Häuschen mit den Plumpsklosetts neben der Museumsgaststätte „Krone“ fühlen. Das 1901 errichtete „Scheißhaus“ mochte damals wohl zeitgemäß gewesen sein: Ein Abteil für die Wirtsleute, ein Abort für die Gäste und ein Pissoir mit Pinkelrinne für die Herren der Schöpfung. Noch heute zeugen die Zeitungspapierschnipsel vom Klopapier-Ersatz. Ein leeres Fläschchen Jägermeister und ein Heimatroman auf dem Fensterbrett berichten vom Wohlbefinden der letzten Besucher. Bis 1996 wurde das Häuschen benutzt. 2002 wurde das stille Örtchen denkmalgerecht restauriert. Per preußischem Dekret erging bereits 1884 die Anordnung, dass Gaststätten und Kirchen für ein entsprechendes Klosett zu sorgen hätten. Die Baupläne des „Schisshüsli“ können beim Örtchen noch eingesehen werden. Würdigung Die
Existenz des Häuschens wurde in diesem Jahr erneut auf Einladung von KuK
gebührend mit dem „Schiißhüüslifescht“
gewürdigt. Hans Viardot von KuK erklärte die komplizierte alemannische
Schreibweise mit zwei „i“ und zwei „ü“, die mit Hilfe des Heimatdichters Manfred
Markus Jung ermittelt wurde Der Erkältungs-Teufel hatte das vorgesehene Programm ordentlich durcheinandergewirbelt. Der alemannische Liedermacher und Barde Otto Bürgelin musste seinen Auftritt absagen. Auch das erwartete Duo Lorena Sicola und Simon Rathgeber (Gesang und Gitarre) hatte kurzfristig abgesagt. Das Duo mit Katharina Schlossar aus Wies, die ihre eindrucksvollen Stücke selbst mit der Gitarre begleitete, sowie Christoph Schweizer, ebenfalls auf der Gitarre, begeisterten im vollbesetzten Festsaal der „Krone“ die Gäste. Die 18-jährige Nachwuchssängerin Katharina Schlossar präsentierte mit ihrer starken Stimme Coversongs der französischen Sängerin Zaz bis Johannes Oerding. Auch das von ihr vorgetragene traditionelle „Bajazzo“ animierte die Gäste zum Mitsingen. Charmant moderierte die junge Künstlerin ihre Stücke an und fand mit ihrem anspruchsvollen Vortrag den Weg in die Herzen der Gäste. Für Otto Bürgelin war Überraschungsgast Heiko Bregger spontan eingesprungen. Das Unterhaltungstalent präsentierte bravourös seine alemannischen Lieder im Gitarren-Duett mit Christoph Schweizer. Er begeisterte mit seinem Lied „Don Juan von Wittnau“, der „Vogel ohni Flügel“ oder auch mit einer Hommage an Hans Moser: „Mein Naserl ist so rot, weil i so blau bin.“ Das schaurig-schöne Lied der „Berta“, aber auch „Mikrowelle“ aus der Feder des erkrankten Otto Bürgelin präsentierte Heiko Bregger aus dem Stegreif und begeisterte die Zuhörer.
„Turbo“ Turowski unterhielt mit seinem Spiel auf dem „Krone“-eigenen Klavier und
intonierte jeweils das „Schisshüsli-Lied“
von Sir Francis aus Kleinbasel, wobei das Publikum mitsang. Grußworte und ein
Gedicht kamen vom Kleinwiesentäler Original, der Kontrastprogramm Bernd Riesterer aus Tegernau, bei einer Sanitärfirma beschäftigt, referierte als Kontrastprogramm. Er berichtete Erstaunliches über den Siegeszug und die Zukunft des WC. Was noch nicht erfunden sei, ist ein spülrandloses WC oder ein Klosett, das nicht geputzt werden muss. Urin besitzt wertvolle Rohstoffe wie Nitrate und Phosphor als Ressourcen. Eine moderne Urin-Trenntoilette ist schon im Handel, wobei der Urin als wertvoller Stoff in der Toilette abgeführt werden kann. Eventuell vorhandene Medikamentenrückstände können über einen Reaktor ausgefiltert werden. Aus 1000 Litern Urin können so 70 Liter Dünger gewonnen werden. Ein Dusch-WC stellt ein WC und ein Bidet in einem Produkt dar und erspart so WC-Papier. Weitere Ausführungen von Dusch-WC’s gibt es mit Föhn, Geruchsabsaugung oder Musik. Beispielsweise sei auch die Messung von Zucker im Urin möglich. Der Preis entsprechender WC bewegt sich zwischen 2000 und 6000 Euro. Bei Personen mit einem gesundheitlichen Handicap sei ein Dusch-WC vorteilhaft, meinte Bernd Riesterer. Hans Viardot wusste noch allerlei Weisheiten um das anrüchige Thema: Es gibt einen Welttoilettentag (19. November) und einen Tag des Toilettenpapiers (26. August). Etwa 2,6 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu Toiletten; in manchen Kulturen wird nur die rechte Hand gereicht, da die linke zum Putzen des Hinterns verdächtigt wird. Im Durchschnitt benutzt eine Frau die Toilette am Tag 5,7 Mal, ein Mann 4,5 Mal. Und: 24 Prozent der Toilettengänger benutzen laut einer Studie auf der Toilette ihr Handy.
Anmerkung des Webmasters:
Schreibung "Schisshüsli" (statt Schiißhüüsli wie im Originaltext) korrigiert nach
dem
Original-Bericht: MT / Gudrun Gehr |
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