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MT - Bericht vom 17. Mai 2019 |
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Vor der Geschichte nicht die Augen verschließen“ Wichtige Quelle waren Zeitungs-Ausschnitte
Bei der Reichstagswahl im März 1933 erreichte die NSDAP im Amtsbezirk Schopfheim 49,3 Prozent, im Land Baden 45,3 und im gesamten Reichsgebiet 43,9 Prozent. In den Ortsteilen des Kleinen Wiesentals lag der Stimmanteil in Bürchau bei 97,8 Prozent, in Elbenschwand bei 98,2, in Neuenweg bei 89,0, in Raich bei 97,9, in Sallneck bei 92,6, in Tegernau bei 88,4, in Wies bei 83,2 und in Wieslet bei 87,4 Prozent. Diese hohen Stimmanteile liegen wohl primär in der Situation begründet, dass das Kleine Wiesental eine eher bäuerlich strukturierte Gesellschaft darstellt, in der Elemente einer proletarisch-industriell orientierten Arbeiterschaft weitgehend fehlen. Hinzu kam laut Noe, dass die evangelische Kirche in den 1930er Jahren auf Ausgleich mit dem NS-Regime angelegt war, und eine positive Haltung zu den neuen Machthabern einnahm. Hansjörg Noe hat in sein
Buch solche statistischen Daten aufgenommen und zudem Archive in den
Kleinwiesentäler Ortsteilen und andere Archiven ausgewertet. Eine wichtige
Quelle waren auch die Veröffentlichungen des Markgräfler Tagblatts, das in der
Rubrik „Aus der Heimat“ alle wichtigen Informationen aus der Region
veröffentlichte. Eine wichtige Ergänzung zu diesen Informationen fand der Autor
in rund 25 Zeitzeugen-Interviews, die er im Zuge seiner Recherchen geführt
hatte. Dieser Sonderband, der nun in Buchform vorliegt, beleuchtet in Einzelkapiteln alle wichtigen Elemente der Machtergreifung und Machtsicherung der NS-Herrschaft im Kleinen Wiesental. Dabei werden auch kontroverse Aspekte dieser Entwicklung wie die „Inbesitznahme der Jugend“, die Rolle der Kirchen in dieser Zeit oder das Wirken besonderer Persönlichkeiten in der Region nicht vornehm ausgespart, sondern eingehend dokumentiert und kritisch behandelt. In seinem Schlusswort erinnerte Hansjörg Noe daran, dass heute wieder rechtspopulistische Kreise an Einfluss gewinnen. „Vor unserer Geschichte im vorigen Jahrhundert dürfen wir nicht die Augen verschließen. An das, was war und wie es war, müssen wir immer wieder erinnern, und damit es sich nicht wiederholt, müssen wir fest halten an der Überzeugung ‚Nie wieder rechts‘“. Es ist höchst beunruhigend, wenn heute der Anteil der Menschen, die rechtspopulistischen Meinungen zuneigen mehr sind, als die SPD heute Wähler hat, darf man sich schon Sorgen machen. Das Buch von Hansjörg Noe
„Mitgelaufen - NS-Geschichte in den Ortschaften des Kleinen Wiesentals“ ist zum
Preis von 16 Euro in den Ortsverwaltungen des Kleinen Wiesentals oder im
Buchhandel erhältlich (ISBN-Nr. 978-3-932736-79-1).
MT-Bericht: Heiner Fabry |
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