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Presse - Aktuell                       

Markgräfler Tagblatt - Bericht vom 24. Juli 2006

 
Anonyme Akte, Landschaftsbilder und moderner Automatismus
 
In Rolf Rosendahls Ausstellung ist die Vielseitigkeit des Künstlers erkennbar
 
Wieslet.  Es war eine Premiere: Vernissage auf der Straße. Eine ansehnliche Besuchergruppe versammelte sich am Donnerstagabend vor dem Friedrich-Ludwig-Museum in Wieslet zur Eröffnung der 23. Sonderausstellung mit Arbeiten von Rolf Rosendahl, dem in Langenau wohnhaften Lehrer und Konrektor in Schönau. Eine gute Idee, bei den derzeitigen Temperaturen die Reden und Musikbeiträge ins Freie zu verlegen, wäre es doch im alten Pfarrhaus sicherlich stickiger und beengter zugegangen. Das Duo „Spätschicht" mit Andreas Schaffrina und Rosendahls Maler-, Musiker-und Schulkollegen Berthold Hünenberger, der auch die Eröffnungsrede hielt, trug alemannische Lieder und selbst übersetzten Mundart-Folk vor. Viele im Wiesental kennen Rosendahl mehr von der musikalischen Seite her, wie Hans Viardot vom KUK-Team meinte. Seit 1995 ist er als Liedermacher, Sänger und Gitarrist mit eigenen alemannischen Liedern mehrfach für KUK aufgetreten, zuletzt mit dem Duo „Wunderfitz" bei der Museumsnacht im April. Doch für einmal steht nicht der Musiker, sondern der Maler Rosendahl im Vordergrund.



Anhand eines Bildes, dem „Akt auf gelbem Stuhl", den man draußen auf eine Staffelei gestellt hatte, erklärte Vernissageredner Hünenberger Einiges an typischen Merkmalen der Malerei von Rosendahl. Er wies darauf hin, dass dessen Frauenakte sehr reduziert seien und eine beschränkte Palette an Farben aufweisen würden. Ro
sendahl zeige den weiblichen Körper auf ansprechende Weise, „nie mit der Intention, jemanden persönlich darzustellen, also nicht personalisiert", so Hünenberger. Die Gesichter dieser Aktfiguren seien nur zart angedeutet, es gehe dem Maler mehr um „die zauberhafte Körperlichkeit des weiblichen Körpers". Dem ist eigentlich wenig hinzuzufügen, denn es trifft genau auf die Arbeitsweise und Aktdarstellungen Rosendahls zu. Rosendahl malt die sitzenden und stehenden Akte meist nach Modell oder Fotografie, gern ausschnitthaft oder als Torso. Für Rosendahl ist es wichtig, dass die Akte anonym bleiben, nichts Eindeutiges haben, aber doch Spannung aufbauen. Obwohl die Ausstellung „Akte 06" heißt, finden sich dort auch andere Motive des
Künstlers, so zum Beispiel einige Landschaftsaquarelle, darunter auch Kalenderbilder aus den 90er Jahren. Und dann gibt es da auch noch eine andere Seite des Rolf Rosendahl - den informellen Maler. Denn der Autodidakt pflegt auch die moderne Kunst des Automatismus, legt die Bilder auf den Boden, lässt Musik dazu laufen und gießt Farbe über die Leinwand. Das ist nicht nur Zufallsprinzip, sondern wird durch Spachteltechnik gelenkt. Neben den dominierenden Akten, Landschaften mit Bäumen, Stillleben mit Flaschen und Blumen und ein paar Karikaturen zeigen gerade solche informellen Bilder Rosendahls Vielseitigkeit.

Bericht und Foto: Jürgen Scharf
 

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