Anonyme Akte, Landschaftsbilder und
moderner Automatismus
In Rolf Rosendahls Ausstellung ist die
Vielseitigkeit des Künstlers erkennbar
Wieslet. Es war eine Premiere: Vernissage auf der Straße. Eine
ansehnliche Besuchergruppe versammelte sich am Donnerstagabend vor dem
Friedrich-Ludwig-Museum in Wieslet zur Eröffnung der 23. Sonderausstellung
mit Arbeiten von Rolf Rosendahl, dem in Langenau wohnhaften Lehrer und
Konrektor in Schönau. Eine gute Idee, bei den derzeitigen Temperaturen die
Reden und Musikbeiträge ins Freie zu verlegen, wäre es doch im alten
Pfarrhaus sicherlich stickiger und beengter zugegangen. Das Duo
„Spätschicht" mit Andreas Schaffrina und Rosendahls Maler-, Musiker-und
Schulkollegen Berthold Hünenberger, der auch die Eröffnungsrede hielt,
trug alemannische Lieder und selbst übersetzten Mundart-Folk vor. Viele im
Wiesental kennen Rosendahl mehr von der musikalischen Seite her, wie Hans
Viardot vom KUK-Team meinte. Seit 1995 ist er als Liedermacher, Sänger und
Gitarrist mit eigenen alemannischen Liedern mehrfach für KUK aufgetreten,
zuletzt mit dem Duo „Wunderfitz" bei der Museumsnacht im April. Doch für
einmal steht nicht der Musiker, sondern der Maler Rosendahl im
Vordergrund.
Anhand eines Bildes, dem „Akt auf gelbem Stuhl", den man draußen auf eine
Staffelei gestellt hatte, erklärte Vernissageredner Hünenberger Einiges an
typischen Merkmalen der Malerei von Rosendahl. Er wies darauf hin, dass
dessen Frauenakte sehr reduziert seien und eine beschränkte Palette an
Farben aufweisen würden. Rosendahl
zeige den weiblichen Körper auf ansprechende Weise, „nie mit der
Intention, jemanden persönlich darzustellen, also nicht personalisiert",
so Hünenberger. Die Gesichter dieser Aktfiguren seien nur zart angedeutet,
es gehe dem Maler mehr um „die zauberhafte Körperlichkeit des weiblichen
Körpers". Dem ist eigentlich wenig hinzuzufügen, denn es trifft genau auf
die Arbeitsweise und Aktdarstellungen Rosendahls zu. Rosendahl malt die
sitzenden und stehenden Akte meist nach Modell oder Fotografie, gern
ausschnitthaft oder als Torso. Für Rosendahl ist es wichtig, dass die Akte
anonym bleiben, nichts Eindeutiges haben, aber doch Spannung aufbauen.
Obwohl die Ausstellung „Akte 06" heißt, finden sich dort auch andere
Motive des
Künstlers, so zum
Beispiel einige Landschaftsaquarelle, darunter auch Kalenderbilder aus den
90er Jahren. Und dann gibt es da auch noch eine andere Seite des Rolf
Rosendahl - den informellen Maler. Denn der Autodidakt pflegt auch die
moderne Kunst des Automatismus, legt die Bilder auf den Boden, lässt Musik
dazu laufen und gießt Farbe über die Leinwand. Das ist nicht nur
Zufallsprinzip, sondern wird durch Spachteltechnik gelenkt. Neben den
dominierenden Akten, Landschaften mit Bäumen, Stillleben mit Flaschen und
Blumen und ein paar Karikaturen zeigen gerade solche informellen Bilder
Rosendahls Vielseitigkeit.
Bericht und Foto: Jürgen Scharf
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