Aus Liebe zur Sache
Sonderausstellung zu 15 Jahre KuK - Kunst
und Kultur im Wiesental
Wäre das Wort „Heimat" durch Fernsehsendungen nicht so verkitscht und
verfälscht worden, könnte ein Bericht über 15 Jahre Kunst und Kultur im
Wiesental (KuK) auch überschrieben sein: Aus Liebe zur Heimat. Dass
Menschen sich für sie aus eigenem Entschluss engagieren, etwas tun für
ihre Erhaltung und für die lebendige Bewahrung ihres kulturellen
Gedächtnisses, ist weit mehr als Nostalgie. Wenn wir den südlichen
Schwarzwald gerne als „alte Kulturlandschaft" bezeichnen, dann muss auch,
um glaubhaft zu bleiben, sichtbar werden, was seine Kultur ist.
Dieses Sichtbarmachen ist im ganz konkreten Sinn des Wortes die
freiwillige und unbezahlte Arbeit der Menschen, die zusammen mit dem
ehemaligen Landarzt Hans Viardot daran erinnern, dass im Kleinen
Wiesental zum Beispiel Maler lebten, deren Bilder es wert sind, gezeigt
und betrachtet zu werden. Dabei geht es nicht um die Frage, ob diese
Bilder große Malerei sind, sondern darum, mit ihnen klarzumachen, dass
diese Landschaft als gemalte in ihrem Wesen immer neu erscheint
und bewahrt wird.
Was im Einzelfall damit gemeint ist, kann zur Zeit im Wiesleter Ludwig-Museum und
im Dachgeschoss der Grundschule besichtigt werden. Wer kennt
denn noch den Namen Ernst Schleith, genannt „d'Chunschtmoler vo Wiesleth"?
1871 wurde er da geboren und starb 1940 dort. Er studierte an der
Karlsruher Kunstakademie, war kurzzeitig Schüler Hans Thomas, und kam,
nach Wanderjahren durch Deutschland, 1918 nach Wieslet zurück. Die Gemeinde richtete dem
Junggesellen im Dach der Schule ein Atelier ein, und von dort lief er los,
Bleistifte und Block im Rucksack, um zu malen, genauer: zu zeichnen, denn
mehr als Bleistifte und Papier konnte er sich nicht leisten.
Nach heutigen, an Erfolgen orientierten Maßstäben, eine verkrachte
Existenz. Und doch hat Schleith die Landschaft zum Belchen hin in genau
gesehenen, minutiös-detaillierten und virtuos mit den Lichtverhältnissen
spielenden Bildern festgehalten und erlebbar gemacht. In dem KuK Schleiths
Bilder sammelt, sachgerecht hütet und zeigt, appelliert der Verein an
unser Gedächtnis und fordert uns auf, zu bedenken, dass die Lebendigkeit
und Schönheit einer Landschaft und ihrer
Menschen immer auch in ihren
Artefakten aufbewahrt und erkennbar
werden.
Nun öffnet - noch bis 4. Februar
- KuK seine „Schatztruhe",
und der Besucher stellt erstaunt,
fest, da ist mehr zu entdecken, als
er dachte. Neben den Bildern zum
Beispiel die Sammlung alter Postkarten,
als faszinierender Rückblick in alte Zeiten oder die Radierungen Hermann
Daurs. Bei einer derartigen Sammlung, die sich zum Teil auch aus
Nachlässen und Schenkungen ergänzt, bleibt es nicht aus, dass die Qualität
der Bilder unterschiedlich ist.
Doch das ist nicht das Thema; KuK konkurriert nicht mit Ernst Beyeler. Ihm
geht es um die Bewahrung des kulturellen Gedächtnisses einer Markgräfler
Landschaft, und in dieser Hinsicht kann KuK zu Recht behaupten, viel für
die „Kunst im ländlichen Raum" getan und erreicht zu haben. 68
Ausstellungen mit über 13 000 Besuchern, seit 1995 jährliches Erscheinen
eines Kalenders, dazu zahlreiche Veranstaltungen: Die Bilanz kann sich
sehen lassen. Vor allem, wenn man bedenkt, dass KuK ohne öffentliche
Gelder auskommen muss. Die etwa 30 aktiv sich engagierenden Idealisten
leisten seit Jahren eine Arbeit, deren Wert für das Kleine Wiesental, aber
auch darüber hinaus, unschätzbar genannt werden muss.
Original-Text: Nikolaus Cybinski
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