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Presse - Aktuell                          

"Der Sonntag" - Bericht vom 28. Januar 2007

 
Aus Liebe zur Sache

Sonderausstellung zu 15 Jahre KuK - Kunst und Kultur im Wiesental

Wäre das Wort „Heimat" durch Fernsehsendungen nicht so verkitscht und verfälscht worden, könnte ein Bericht über 15 Jahre Kunst und Kultur im Wiesental (KuK) auch überschrieben sein: Aus Liebe zur Heimat. Dass Menschen sich für sie aus eigenem Entschluss engagieren, etwas tun für ihre Erhaltung und für die lebendige Bewahrung ihres kulturellen Gedächtnisses, ist weit mehr als Nostalgie. Wenn wir den südlichen Schwarzwald gerne als „alte Kulturlandschaft" bezeichnen, dann muss auch, um glaubhaft zu bleiben, sichtbar werden, was seine Kultur ist.
 
Dieses Sichtbarmachen ist im ganz konkreten Sinn des Wortes die freiwillige und unbezahlte Arbeit der Menschen, die zusammen mit  dem  ehemaligen  Landarzt Hans Viardot daran erinnern, dass im Kleinen Wiesental zum Beispiel Maler lebten, deren Bilder es wert sind, gezeigt und betrachtet zu werden. Dabei geht es nicht um die Frage, ob diese Bilder große Malerei sind, sondern darum, mit ihnen klarzumachen, dass diese Landschaft als gemalte in ihrem Wesen immer neu erscheint und bewahrt wird.
 
Was im Einzelfall damit gemeint ist, kann zur Zeit im Wiesleter Ludwig-Museum und im Dachgeschoss der Grundschule besichtigt werden. Wer kennt denn noch den Namen Ernst Schleith, genannt „d'Chunschtmoler vo Wiesleth"? 1871 wurde er da geboren und starb 1940 dort. Er studierte an der Karlsruher Kunstakademie, war kurzzeitig Schüler Hans Thomas, und kam, nach Wanderjahren durch Deutschland, 1918 nach Wieslet zurück. Die Gemeinde richtete dem Junggesellen im Dach der Schule ein Atelier ein, und von dort lief er los, Bleistifte und Block im Rucksack, um zu malen, genauer: zu zeichnen, denn mehr als Bleistifte und Papier konnte er sich nicht leisten.
 
 
 

Nach heutigen, an Erfolgen orientierten Maßstäben, eine verkrachte Existenz. Und doch hat Schleith die Landschaft zum Belchen hin in genau gesehenen, minutiös-detaillierten  und virtuos mit den Lichtverhältnissen spielenden Bildern festgehalten und erlebbar gemacht. In dem KuK Schleiths Bilder sammelt, sachgerecht hütet und zeigt, appelliert der Verein an unser Gedächtnis und fordert uns auf, zu bedenken, dass die Lebendigkeit und Schönheit einer Landschaft und ihrer
Menschen immer auch in ihren Artefakten aufbewahrt und erkennbar werden.
 
Nun öffnet - noch bis 4. Febr
uar - KuK seine „Schatztruhe", und der Besucher stellt erstaunt, fest, da ist mehr zu entdecken, als er dachte. Neben den Bildern zum Beispiel die Sammlung alter Postkarten, als faszinierender Rückblick in alte Zeiten oder die Radierungen Hermann Daurs. Bei einer derartigen Sammlung, die sich zum Teil auch aus Nachlässen und Schenkungen ergänzt, bleibt es nicht aus, dass die Qualität der Bilder unterschiedlich ist.
 
Doch das ist nicht das Thema; KuK konkurriert nicht mit Ernst Beyeler. Ihm geht es um die Bewahrung des kulturellen Gedächtnisses einer Markgräfler Landschaft, und in dieser Hinsicht kann KuK zu Recht behaupten, viel für die „Kunst im ländlichen Raum" getan und erreicht zu haben. 68 Ausstellungen mit über 13 000 Besuchern, seit 1995 jährliches Erscheinen eines Kalenders, dazu zahlreiche Veranstaltungen: Die Bilanz kann sich sehen lassen. Vor allem, wenn man bedenkt, dass KuK ohne öffentliche Gelder auskommen muss. Die etwa 30 aktiv sich engagierenden Idealisten leisten seit Jahren eine Arbeit, deren Wert für das Kleine Wiesental, aber auch darüber hinaus, unschätzbar genannt werden muss.

 
Original-Text: Nikolaus Cybinski
 

Zur Ernst-Schleith-Sammlung

 
„KUK öffnet seine Schatztruhe"
 
17. Dezember 2006 - 04. Februar 2007, sonntags von 14.00 bis 17.00 Uhr
 

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