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Meisterwerke als Geschenk für das Wieseleter Schleith-Museum
Rainer Selz, Nachfahre des Sammlers Artur Selz,
hat dem Schleith-Museum in Wieslet sechs Bilder
aus dem Nachlass seiner Eltern geschenkt. Die Erinnerung an die Künstler
soll wach gehalten werden.
Rainer Selz (links) überreichte im Schleith-Museum
in Wieslet Hans Viardot als Schenkung an den Verein „Krone und Kultur Kleines
Wiesental“
das Landschaftsbild „Alpen“ des Expressionisten Friedrich Ludwig.
Foto: Roswitha Frey
Über eine Schenkung für das Ernst
Schleith-Museum darf sich der Verein "Krone und Kultur Kleines Wiesental" (KuK)
freuen. Rainer Selz aus Steinen-Hofen überreichte Hans Viardot von der
Kulturinitiative ein Landschaftsbild des Expressionisten Friedrich Ludwig sowie
fünf Zeichnungen von Ernst Schleith, die künftig im Schleith-Museum im alten
Schulhaus in Wieslet einen würdigen Platz erhalten sollen.
Die Bilder
stammen aus dem Besitz der Familie Selz. Artur und Ilse Selz, die verstorbenen
Eltern von Rainer Selz, waren der Initiative "KuK" immer sehr verbunden. Als
langjährige treue KuK-Mitglieder haben sie sich im Verein engagiert und auch die
Aufsicht im einstigen Friedrich Ludwig-Museum im ehemaligen Pfarrhaus in Wieslet
übernommen. "Sie waren immer sehr aktiv für den Verein", hebt Viardot das
Engagement von Artur und Ilse Selz hervor. Wie Rainer Selz erzählt, haben seine
Eltern die Kunstwerke der Wiesleter Maler Friedrich Ludwig und Ernst Schleith
sehr geschätzt. So hatten sie einige "Bleistiftgemälde" von Schleith und das
Landschaftsbild von Ludwig erworben. Letzteres war bei einer der
Ludwig-Ausstellungen, die der Sammler Sigurd Marien vor Ort organisiert hatte,
ausgestellt.
Die Bilder hingen, wie Rainer Selz
erzählt, "an prominenter Stelle" im Wohnzimmer seines Elternhauses in
Schopfheim. Die Nachkommen haben sich überlegt, was mit den Bildern geschehen
soll, die ihre Eltern so wertgeschätzt haben. So kam die Familie überein, die
Werke dem Verein KuK als Schenkung zu überreichen, damit sie im Schleith-Museum
einen gebührenden Ort zur Präsentation finden.
Ansicht aus dem Berchtesgadener Land
Bei der Gouache "Alpen" des Wiesleter
Expressionisten Friedrich Ludwig von 1935 handelt es sich um eine farblich
reizvolle, expressive Landschaftsansicht aus dem Berchtesgadener Land, der
Wahlheimat des Malers. Idyllisch in schönen, hellen, kräftigen Farben gemalt,
fällt der Blick durch Bäume am Bildrand auf die prächtige Landschaft und den in
die Natur eingebetteten Ort, überragt von der imposanten Gebirgskulisse. Die
fünf kleinformatigen Arbeiten von Ernst Schleith (1871-1940) sind meisterlich in
der akribischen Bleistifttechnik, für die der Wiesleter Maler bekannt war. Die
Bilder zeigen verschiedene Motive. Darunter sind zwei Landschaften aus dem
Hotzenwald und Wiesental im typischen Schleith-Stil, präzise und
hyperrealistisch detailgenau gezeichnet, mit fantastischen
Licht-Schatten-Wirkungen und Lichtstimmungen. Über den sanften Hügeln, Wiesen,
Abhängen, schattig-dunklen Bäumen und Häusern wölbt sich ein hoher Himmel mit
den berühmten "Schleith-Wolken".
Filigranste Details und plastische Wirkungen
Auch in den Naturstudien eines Baums und
zarter Zweige zeigt sich die einzigartig virtuose und aufwändige Technik dieses
Meisters, der mit dem Bleistift feinste Hell-Dunkel-Nuancen, filigranste Details
und plastische Wirkungen erzeugen konnte. "Besser als jede Fotografie", sagt
Viardot über diesen fotorealistischen, akribischen Stil. Etwas Kostbares ist das
Miniatur-Porträt von Christus am Kreuz, das wohl aus der Studienzeit des
Künstlers stammt, wie Viardot vermutet. "D’Chunschtmoler vo Wiesleth", wie man
ihn nannte, hat in Karlsruhe studiert und bewohnte mehr als 20 Jahre lang eine
Dachkammer in der Schule seines Heimatdorfes. Der mittellose Künstler, der immer
mit der Staffelei in die Natur hinaus zog, lebte zurückgezogen und vereinsamt in
diesem Dach-Atelier, das ihm die Gemeinde zur Verfügung gestellt hatte.
Es wäre im Sinne seiner Eltern, so Rainer
Selz, dass diese Werke, die ihnen viel bedeutet haben, im Schleith-Museum "einen
würdigen Platz erhalten".
Eine eigene "Ludwig-Ecke"
Wie Hans Viardot von KuK bei der Übergabe
berichtete, verfügt das Museum im Schulhaus inzwischen über 100 Bilder von Ernst
Schleith, die sämtlich aus Nachlässen und Schenkungen stammen. Die
Schleith-Bilder hängen im einstigen Atelier des Malers dicht an dicht in
mehreren Reihen übereinander. Viardot ist sicher, dass für die fünf neu
hinzukommenden kleinformatigen Arbeiten noch ein passender Platz gefunden wird.
Außerdem finden sich rund 40 Bilder von
Friedrich Ludwig (1895-1970) im Besitz von KuK. Das Landschaftsbild "Alpen" von
Ludwig aus der neuen Schenkung soll in der speziellen "Ludwig-Ecke" im
Schleith-Museum präsentiert werden. In einem Teil des Museums wird mit
Ausstellungsplakaten, einer Büste und wechselnden Bildern an den bedeutenden
Maler Friedrich Ludwig erinnert, der zur zweiten Generation der Expressionisten
gehörte, ein rastloses Künstlerleben führte und eine Zeitlang in Paris weilte.
Seine expressiven Bilder finden auch international Beachtung.
Führungen geplant
Hans Viardot und Rainer Selz ist es ein
Anliegen, dass die Erinnerung an diese beiden großen Künstler aus Wieslet an
diesem Ort erhalten wird. Sobald es die Corona-Situation erlaubt, sollen auch
wieder Führungen angeboten werden. Viardot bedankte sich im Namen des Vereins
bei Rainer Selz für die Schenkung und überreichte ihm das von KuK
herausgebrachte Buch "Das Kleine Wiesental und seine Maler". In diesem Band wird
auch Rainer Selz’ Großvater, der Schopfheimer Maler Karl Selz, gewürdigt, der
für seine zartfarbigen Landschafts- und Blumenaquarelle bekannt war.
Original-Bericht: BZ / Roswitha Frey
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