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Presse - Aktuell

 

BZ - Bericht vom 7. Januar 2022

 

 

Meisterwerke als Geschenk für das Wieseleter Schleith-Museum

Rainer Selz, Nachfahre des Sammlers Artur Selz, hat dem Schleith-Museum in Wieslet sechs Bilder
 aus dem Nachlass seiner Eltern geschenkt. Die Erinnerung an die Künstler soll wach gehalten werden.


Rainer Selz (links) überreichte im Schleith-Museum in Wieslet Hans Viardot als Schenkung an den Verein „Krone und Kultur Kleines Wiesental“
das Landschaftsbild „Alpen“ des Expressionisten Friedrich Ludwig.    Foto: Roswitha Frey

Über eine Schenkung für das Ernst Schleith-Museum darf sich der Verein "Krone und Kultur Kleines Wiesental" (KuK) freuen. Rainer Selz aus Steinen-Hofen überreichte Hans Viardot von der Kulturinitiative ein Landschaftsbild des Expressionisten Friedrich Ludwig sowie fünf Zeichnungen von Ernst Schleith, die künftig im Schleith-Museum im alten Schulhaus in Wieslet einen würdigen Platz erhalten sollen.

Die Bilder stammen aus dem Besitz der Familie Selz. Artur und Ilse Selz, die verstorbenen Eltern von Rainer Selz, waren der Initiative "KuK" immer sehr verbunden. Als langjährige treue KuK-Mitglieder haben sie sich im Verein engagiert und auch die Aufsicht im einstigen Friedrich Ludwig-Museum im ehemaligen Pfarrhaus in Wieslet übernommen. "Sie waren immer sehr aktiv für den Verein", hebt Viardot das Engagement von Artur und Ilse Selz hervor. Wie Rainer Selz erzählt, haben seine Eltern die Kunstwerke der Wiesleter Maler Friedrich Ludwig und Ernst Schleith sehr geschätzt. So hatten sie einige "Bleistiftgemälde" von Schleith und das Landschaftsbild von Ludwig erworben. Letzteres war bei einer der Ludwig-Ausstellungen, die der Sammler Sigurd Marien vor Ort organisiert hatte, ausgestellt.

Die Bilder hingen, wie Rainer Selz erzählt, "an prominenter Stelle" im Wohnzimmer seines Elternhauses in Schopfheim. Die Nachkommen haben sich überlegt, was mit den Bildern geschehen soll, die ihre Eltern so wertgeschätzt haben. So kam die Familie überein, die Werke dem Verein KuK als Schenkung zu überreichen, damit sie im Schleith-Museum einen gebührenden Ort zur Präsentation finden.

Ansicht aus dem Berchtesgadener Land

Bei der Gouache "Alpen" des Wiesleter Expressionisten Friedrich Ludwig von 1935 handelt es sich um eine farblich reizvolle, expressive Landschaftsansicht aus dem Berchtesgadener Land, der Wahlheimat des Malers. Idyllisch in schönen, hellen, kräftigen Farben gemalt, fällt der Blick durch Bäume am Bildrand auf die prächtige Landschaft und den in die Natur eingebetteten Ort, überragt von der imposanten Gebirgskulisse. Die fünf kleinformatigen Arbeiten von Ernst Schleith (1871-1940) sind meisterlich in der akribischen Bleistifttechnik, für die der Wiesleter Maler bekannt war. Die Bilder zeigen verschiedene Motive. Darunter sind zwei Landschaften aus dem Hotzenwald und Wiesental im typischen Schleith-Stil, präzise und hyperrealistisch detailgenau gezeichnet, mit fantastischen Licht-Schatten-Wirkungen und Lichtstimmungen. Über den sanften Hügeln, Wiesen, Abhängen, schattig-dunklen Bäumen und Häusern wölbt sich ein hoher Himmel mit den berühmten "Schleith-Wolken".

Filigranste Details und plastische Wirkungen

Auch in den Naturstudien eines Baums und zarter Zweige zeigt sich die einzigartig virtuose und aufwändige Technik dieses Meisters, der mit dem Bleistift feinste Hell-Dunkel-Nuancen, filigranste Details und plastische Wirkungen erzeugen konnte. "Besser als jede Fotografie", sagt Viardot über diesen fotorealistischen, akribischen Stil. Etwas Kostbares ist das Miniatur-Porträt von Christus am Kreuz, das wohl aus der Studienzeit des Künstlers stammt, wie Viardot vermutet. "D’Chunschtmoler vo Wiesleth", wie man ihn nannte, hat in Karlsruhe studiert und bewohnte mehr als 20 Jahre lang eine Dachkammer in der Schule seines Heimatdorfes. Der mittellose Künstler, der immer mit der Staffelei in die Natur hinaus zog, lebte zurückgezogen und vereinsamt in diesem Dach-Atelier, das ihm die Gemeinde zur Verfügung gestellt hatte.

Es wäre im Sinne seiner Eltern, so Rainer Selz, dass diese Werke, die ihnen viel bedeutet haben, im Schleith-Museum "einen würdigen Platz erhalten".

Eine eigene "Ludwig-Ecke"

Wie Hans Viardot von KuK bei der Übergabe berichtete, verfügt das Museum im Schulhaus inzwischen über 100 Bilder von Ernst Schleith, die sämtlich aus Nachlässen und Schenkungen stammen. Die Schleith-Bilder hängen im einstigen Atelier des Malers dicht an dicht in mehreren Reihen übereinander. Viardot ist sicher, dass für die fünf neu hinzukommenden kleinformatigen Arbeiten noch ein passender Platz gefunden wird.

Außerdem finden sich rund 40 Bilder von Friedrich Ludwig (1895-1970) im Besitz von KuK. Das Landschaftsbild "Alpen" von Ludwig aus der neuen Schenkung soll in der speziellen "Ludwig-Ecke" im Schleith-Museum präsentiert werden. In einem Teil des Museums wird mit Ausstellungsplakaten, einer Büste und wechselnden Bildern an den bedeutenden Maler Friedrich Ludwig erinnert, der zur zweiten Generation der Expressionisten gehörte, ein rastloses Künstlerleben führte und eine Zeitlang in Paris weilte. Seine expressiven Bilder finden auch international Beachtung.

Führungen geplant

Hans Viardot und Rainer Selz ist es ein Anliegen, dass die Erinnerung an diese beiden großen Künstler aus Wieslet an diesem Ort erhalten wird. Sobald es die Corona-Situation erlaubt, sollen auch wieder Führungen angeboten werden. Viardot bedankte sich im Namen des Vereins bei Rainer Selz für die Schenkung und überreichte ihm das von KuK herausgebrachte Buch "Das Kleine Wiesental und seine Maler". In diesem Band wird auch Rainer Selz’ Großvater, der Schopfheimer Maler Karl Selz, gewürdigt, der für seine zartfarbigen Landschafts- und Blumenaquarelle bekannt war.

 

Original-Bericht: BZ / Roswitha Frey

 

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