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Presse - Aktuell

 

BZ - Bericht vom  30. Oktober 2018

 

 

Hommage an zwei Operndiven

Daniela Bianca Gierok und Verena Seid ließen bei einem Konzert in Tegernau
 zwei große Primadonnen wieder aufleben.


Stimmgewaltig: Verena Seid (links) und Daniela Bianca Gierok sangen in Tegernau die Arien und Duette
der Schwestern Maria Malibran und Pauline Viardot-García.    Foto: Roswitha Frey

Zu ihrer Zeit waren sie umschwärmt wie heutige Popstars. Maria Malibran, die Primadonna des Schöngesangs, und ihre Schwester Pauline Viardot-García gehören zu den faszinierendsten Frauengestalten des 19. Jahrhunderts. Bei einem glanzvollen Konzertabend in der sehr gut besuchten Laurentiuskirche in Tegernau schlüpften die Sopranistin Verena Seid und die Altistin Daniela Bianca Gierok in die Rollen der beiden legendären Diven.

Glamourös in eleganten Roben verwandelten die Sängerin aus Steinen und ihre ebenso bezaubernde Partnerin aus Baiersbronn, am Flügel einfühlsam begleitet von der Pianistin Annemi Egri, die Kirche in einen mondänen Salon und eine veritable Opernbühne. In ausgewählten Arien, Duetten und Liedern, verflochten mit Erzählungen über das Leben der schillernden Schwestern, erinnerten die Interpretinnen an diese gefeierten Künstlerinnen. Höllisch schwer und gesangstechnisch tückisch sind die Partien, die Malibran und Viardot gesungen haben. Umso mehr musste man bewundern, mit welch hinreißenden Gesangskünsten, welcher Leidenschaft und Empfindsamkeit und welcher charmanten und lebhaften Bühnenpräsenz die Sängerinnen diese Partien aufführten und in die Fußstapfen dieser Diven der Operngeschichte traten.

Da Gierok und Seid noch unter einer Erkältung litten, wurde das stimmlich extrem strapaziöse Programm etwas gekürzt und ohne Pause mit geschickt verwobenen Moderationen gestaltet, was aber in sich sehr stimmig wirkte. So erfuhr das Publikum einiges über die Mezzosopranistin Maria Malibran, die Triumphe feierte, aber mit Männern kein Glück hatte und jung verstarb, und über Pauline Viardot-García, in deren Salons Kaiser, Könige und illustre Literaten und Musiker verkehrten, und die eine skandalträchtige Dreiecksbeziehung mit ihrem älteren Ehemann und dem russischen Schriftsteller Turgenjew führte. Vokale Glanzpunkte des musikalisch-theatralischen Abends waren die Duette aus der Feder der Belcanto-Diven, die auch bemerkenswerte Komponistinnen waren. In Malibrans "Il Gondoliere" und Viardots "Habanera" und "Le Prisonnier" harmonierten die samtdunkle Stimme von Daniela Bianca Gierok und der helle Sopran von Verena Seid aufs Schönste. Verlockend klang die Habanera im weich wiegenden Rhythmus. Geradezu zu einem furiosen virtuosen Wettstreit der Diven geriet das halsbrecherische Duett "Mira, o Norma" von Bellini, in dem die Sängerinnen beim Duettieren alle Bravour in ihre Stimmen und Gesten warfen.

Aber auch solistisch glänzten die Sängerinnen. Verena Seid meisterte die waghalsigen Koloraturen und Sprünge in ihren Partien gewandt und stilsicher. In den italienischen Canzonetten von Giacomo Meyerbeer begeisterte sie mit höhenklarem, atemtechnisch perfekt beherrschten und souverän geführten Sopran und einem Gesang voller Leichtigkeit und sprühender Lebendigkeit. Von Bellini sang sie die große Arie der Giulietta, die sich in die Nähe ihres geliebten Romeo träumt, mit entrücktem Ausdruck und dramatischer Leidenschaftlichkeit. Auch in Malibrans "Il Mattino" entfaltete Seid berückenden Sopranzauber.

Daniela Bianca Gierok setzte ihren volumenreichen Contralto in der Rachearie der Dalila von Saint-Saens mit wunderbar samtener Wärme und theatralischer Grandezza in Szene. Hervorragend in der Diktion und im Ausdruck melancholisch gefärbt, sang sie diese französische Arie. Verführerisch im dunklen Timbre und voller Raffinement bezirzte sie in der Arie der Carmen "Pres de remparts de Seville" von Bizet. Von schmerzlicher Intensität und ergreifender Empfindungskraft war Daniela Gieroks Gesang in "La Maja Dolorosa" von Granados, einer Schmerzensarie, erfüllt von Trauer und Leid. Auch in Glucks Arie der Alceste "Divinites du Styx", in der sich die Titelheldin opfern will und bei den Göttern um das Leben ihres Gatten fleht, beeindruckte die Sängerin mit der geschmeidigen Beweglichkeit ihrer Stimme. In Schumanns "Widmung" entfaltete die Altistin in kantabler Wärme und Gefühlstiefe die ganze Innigkeit dieses romantischen Liebeslieds.

Mit dem bravourös gesungenen Bellini-Duett ging die Hommage an zwei außergewöhnliche Operndiven zu Ende. Das Publikum lag den Sängerinnen, die trotz ihrer Erkältung stimmlich alles gegeben hatten, und ihrer akzentuiert begleitenden Pianistin zu Füßen. Aber mehr als eine kleine Zugabe war stimmlich einfach nicht mehr drin. Hans Viardot vom Verein "Krone und Kultur Kleines Wiesental", der den Anstoß zu diesem Projekt gegeben hatte, dankte den drei charmanten Künstlerinnen mit Rosen.

 

BZ-Bericht: Roswitha Frey
 

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