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Hommage an zwei Operndiven
Daniela
Bianca Gierok und Verena Seid ließen bei einem Konzert in Tegernau
zwei große Primadonnen wieder aufleben.
Stimmgewaltig: Verena Seid (links) und Daniela Bianca Gierok sangen in Tegernau
die Arien und Duette
der Schwestern Maria Malibran und Pauline Viardot-García.
Foto: Roswitha Frey
Zu
ihrer Zeit waren sie umschwärmt wie heutige Popstars. Maria Malibran, die
Primadonna des Schöngesangs, und ihre Schwester Pauline Viardot-García gehören
zu den faszinierendsten Frauengestalten des 19. Jahrhunderts. Bei einem
glanzvollen Konzertabend in der sehr gut besuchten Laurentiuskirche in Tegernau
schlüpften die Sopranistin Verena Seid und die Altistin Daniela Bianca Gierok in
die Rollen der beiden legendären Diven.
Glamourös in eleganten Roben verwandelten die Sängerin aus Steinen und ihre
ebenso bezaubernde Partnerin aus Baiersbronn, am Flügel einfühlsam begleitet von
der Pianistin Annemi Egri, die Kirche in einen mondänen Salon und eine veritable
Opernbühne. In ausgewählten Arien, Duetten und Liedern, verflochten mit
Erzählungen über das Leben der schillernden Schwestern, erinnerten die
Interpretinnen an diese gefeierten Künstlerinnen. Höllisch schwer und
gesangstechnisch tückisch sind die Partien, die Malibran und Viardot gesungen
haben. Umso mehr musste man bewundern, mit welch hinreißenden Gesangskünsten,
welcher Leidenschaft und Empfindsamkeit und welcher charmanten und lebhaften
Bühnenpräsenz die Sängerinnen diese Partien aufführten und in die Fußstapfen
dieser Diven der Operngeschichte traten.
Da Gierok und Seid noch unter einer Erkältung litten, wurde das stimmlich extrem
strapaziöse Programm etwas gekürzt und ohne Pause mit geschickt verwobenen
Moderationen gestaltet, was aber in sich sehr stimmig wirkte. So erfuhr das
Publikum einiges über die Mezzosopranistin Maria Malibran, die Triumphe feierte,
aber mit Männern kein Glück hatte und jung verstarb, und über Pauline
Viardot-García, in deren Salons Kaiser, Könige und illustre Literaten und
Musiker verkehrten, und die eine skandalträchtige Dreiecksbeziehung mit ihrem
älteren Ehemann und dem russischen Schriftsteller Turgenjew führte. Vokale
Glanzpunkte des musikalisch-theatralischen Abends waren die Duette aus der Feder
der Belcanto-Diven, die auch bemerkenswerte Komponistinnen waren. In Malibrans
"Il Gondoliere" und Viardots "Habanera" und "Le Prisonnier" harmonierten die
samtdunkle Stimme von Daniela Bianca Gierok und der helle Sopran von Verena Seid
aufs Schönste. Verlockend klang die Habanera im weich wiegenden Rhythmus.
Geradezu zu einem furiosen virtuosen Wettstreit der Diven geriet das
halsbrecherische Duett "Mira, o Norma" von Bellini, in dem die Sängerinnen beim
Duettieren alle Bravour in ihre Stimmen und Gesten warfen.
Aber auch solistisch glänzten die Sängerinnen. Verena Seid meisterte die
waghalsigen Koloraturen und Sprünge in ihren Partien gewandt und stilsicher. In
den italienischen Canzonetten von Giacomo Meyerbeer begeisterte sie mit
höhenklarem, atemtechnisch perfekt beherrschten und souverän geführten Sopran
und einem Gesang voller Leichtigkeit und sprühender Lebendigkeit. Von Bellini
sang sie die große Arie der Giulietta, die sich in die Nähe ihres geliebten
Romeo träumt, mit entrücktem Ausdruck und dramatischer Leidenschaftlichkeit.
Auch in Malibrans "Il Mattino" entfaltete Seid berückenden Sopranzauber.
Daniela Bianca Gierok setzte ihren volumenreichen Contralto in der Rachearie der
Dalila von Saint-Saens mit wunderbar samtener Wärme und theatralischer Grandezza
in Szene. Hervorragend in der Diktion und im Ausdruck melancholisch gefärbt,
sang sie diese französische Arie. Verführerisch im dunklen Timbre und voller
Raffinement bezirzte sie in der Arie der Carmen "Pres de remparts de Seville"
von Bizet. Von schmerzlicher Intensität und ergreifender Empfindungskraft war
Daniela Gieroks Gesang in "La Maja Dolorosa" von Granados, einer Schmerzensarie,
erfüllt von Trauer und Leid. Auch in Glucks Arie der Alceste "Divinites du
Styx", in der sich die Titelheldin opfern will und bei den Göttern um das Leben
ihres Gatten fleht, beeindruckte die Sängerin mit der geschmeidigen
Beweglichkeit ihrer Stimme. In Schumanns "Widmung" entfaltete die Altistin in
kantabler Wärme und Gefühlstiefe die ganze Innigkeit dieses romantischen
Liebeslieds.
Mit dem bravourös gesungenen Bellini-Duett ging die Hommage an zwei
außergewöhnliche Operndiven zu Ende. Das Publikum lag den Sängerinnen, die trotz
ihrer Erkältung stimmlich alles gegeben hatten, und ihrer akzentuiert
begleitenden Pianistin zu Füßen. Aber mehr als eine kleine Zugabe war stimmlich
einfach nicht mehr drin. Hans Viardot vom Verein "Krone und Kultur Kleines
Wiesental", der den Anstoß zu diesem Projekt gegeben hatte, dankte den drei
charmanten Künstlerinnen mit Rosen.
BZ-Bericht: Roswitha Frey
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