Einem Museum geht die Luft aus
Das Friedrich-Ludwig-Museum in Wieslet soll aus finanziellen und
personellen Gründen geschlossen werden
Geht das Ludwig-Märchen ganz unmärchenhaft zu Ende? Kürzlich gab die
Initiative "Kunst und Kultur Kleines Wiesental" (KuK) bekannt, dass sie im
April 2009 das Friedrich-Ludwig-Museum in Wieslet schließen wird. Das
schmucke Museum im ehemaligen Pfarrhaus gilt seit seiner Eröffnung im
April 1999 als Kleinod der regionalen Museumslandschaft und
Anziehungspunkt für Kunstfreunde im Kleinen Wiesental.
Der rührigen Initiative, die das Ludwig-Museum von Anfang an ehrenamtlich
betreibt und den Museumsbetrieb aus eigenen Kräften stemmt, ist diese
Entscheidung über die Schließung des Museums sehr schwer gefallen.
Angeführt werden primär zwei Gründe: finanzielle und personelle. Monatlich
müssen rund 800 Euro an Miete und anderen Kosten wie Versicherungsgebühren
für das Museum aufgebracht werden. Über Mitgliederbeiträge, Spenden,
Kalenderverkäufe und anderes brachte KuK diese Summe bisher auf, "doch
unser Depot schmilzt von Jahr zu Jahr", so Hans Viardot von KuK. Auch
öffentliche Unterstützung blieb aus, bis auf einen kleinen einmaligen
Betrag vom Landkreis. Im Mai 1998 war ein Museumsvertrag mit Sigurd Marien
geschlossen worden, dem Entdecker, Sammler und Besitzer des rund 2000
Werke umfassenden Nachlasses an Bildern des Wiesleter Expressionisten
Friedrich Ludwig. Darin wurde festgelegt, dass Marien für fünf bis zehn
Jahre kostenlos die Ludwig-Bilder an das Museum ausleiht.
Im kommenden Jahr müsste der Vertrag um mindestens weitere fünf Jahre
verlängert werden. Doch KuK sieht sich auch aus personeller Sicht nicht in
der Lage, künftig das Museum auf der ehrenamtlichen Basis weiter zu
betreiben. "Wir haben mit rund 50 Leuten angefangen, die Museumsdienst
machen, jetzt sind wir bei 30" , schildert Hans Viardot die Situation. Die
meisten Helfer und Mitglieder von KuK sind zwischen 50 und 70 Jahren. Sie
kümmern sich idealistisch und ohne jedes Entgelt um den Aufbau der
Ausstellungen, die Aufsicht im Museum und die Führungen. "Wir haben ein
außergewöhnliches Team, da wurden unendlich viele Stunden freiwillig
geleistet" . Junge Leute, die ein ähnliches Engagement aufbringen wollen
und können, sind bislang nicht in Sicht. "Das ist wie in anderen Vereinen
auch" .
Als dritter Grund für die Aufgabe des Museums werden sinkende
Besucherzahlen genannt. Insgesamt verzeichnete man bisher 15 000 Besucher,
und zwar längst nicht nur aus der Region, sondern "aus der ganzen Welt" .
Waren es im ersten Jahr noch 2500 Besucher, so verzeichnete man 2007 noch
rund 1200 Besucher. Im Schnitt kommt man auf 1588 Besucher pro Jahr. 31
Ausstellungen hat KuK im Ludwig-Museum gezeigt, neben den wechselnden
Präsentationen aus dem riesigen Ludwig-Bilderfundus auch zahlreiche
Sonderausstellungen von Künstlern aus dem Wiesental und der Region. Das
nachlassende Besucherinteresse liege "sicher nicht an der fehlenden
Attraktivität des Museums" , wie Viardot meint, sondern vielmehr am
breiten Angebot an Kunst und Kultur in der Region um Basel, "das die
Besucher abzieht" .
Bei der Einweihung des Museums war KuK angetreten, den vergessenen Maler
Friedrich Ludwig in seiner Heimat bekannter zu machen. "Damals war er
überhaupt nicht bekannt, war in keinem Kunstbuch, auch nicht im Internet
zu finden und jetzt ist Ludwig überall präsent. Das ist jetzt auf eine
professionelle Ebene gekommen" . Inzwischen ist, auch durch die Bemühungen
von Sammler Marien und der Museumsbetreiber, der internationale Kunstmarkt
auf den Expressionisten der zweiten Generation aufmerksam geworden. Seine
Bilder sind auch zunehmend bei Versteigerungen gefragt und steigen im
Preis. "Wir haben Friedrich Ludwig behutsam aufgezogen und jetzt macht er
seinen Weg durch die Kunstwelt allein. Das ist auch ein Grund, warum wir
nun am Höhepunkt aufhören können" , sagt Viardot.
Doch er sieht durchaus noch eine mögliche Zukunft und eine Option, das
Museum weiter zu halten, wenn ein anderer Träger oder Sponsoren für die
monatlichen Kosten aufkommen und ein hauptamtlicher Angestellter die
Museums-Organisation übernimmt. "Wir hätten sogar jemanden in unseren
Reihen, der das machen könnte" , so Viardot, "aber auch die
Museumsaufsicht und die Führungen müssten bezahlt werden" . Voraussetzung
für ein solches Weiterlaufen des Museumsbetriebs wäre das Einverständnis
von Sigurd Marien, der Ludwig-Sammler sei durchaus gesprächsbereit. "Auch
KuK würde beratend mithelfen, aber nicht mehr in vorderster Front" . So
steht also noch ein Fragezeichen hinter dem drohenden Ende des
Ludwig-Museums.
Bis zum 31. August ist die Sonderausstellung mit Bildern des Wiesleter
Malers aus seiner Pariser und Amsterdamer Zeit verlängert worden. Danach
wandern die Bilder nach Berchtesgaden weiter, der zweiten Heimat des
Malers, wo eine Ausstellung geplant ist. Die rund 180 Ludwig-Bilder, die
bisher ihren Platz im Museum hatten, gehen dann zurück in das Depot der
Sammlung Marien.
Ob sie wieder zurückkehren nach Wieslet, den Heimatort
des Malers, ist bislang noch offen.
Bericht und Foto: Roswitha Frey |