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Presse - Aktuell                          

BZ - Bericht vom 31. Mai 2008


Einem Museum geht die Luft aus

Das Friedrich-Ludwig-Museum in Wieslet soll aus finanziellen und personellen Gründen geschlossen werden


Geht das Ludwig-Märchen ganz unmärchenhaft zu Ende? Kürzlich gab die Initiative "Kunst und Kultur Kleines Wiesental" (KuK) bekannt, dass sie im April 2009 das Friedrich-Ludwig-Museum in Wieslet schließen wird. Das schmucke Museum im ehemaligen Pfarrhaus gilt seit seiner Eröffnung im April 1999 als Kleinod der regionalen Museumslandschaft und Anziehungspunkt für Kunstfreunde im Kleinen Wiesental.



Der rührigen Initiative, die das Ludwig-Museum von Anfang an ehrenamtlich betreibt und den Museumsbetrieb aus eigenen Kräften stemmt, ist diese Entscheidung über die Schließung des Museums sehr schwer gefallen. Angeführt werden primär zwei Gründe: finanzielle und personelle. Monatlich müssen rund 800 Euro an Miete und anderen Kosten wie Versicherungsgebühren für das Museum aufgebracht werden. Über Mitgliederbeiträge, Spenden, Kalenderverkäufe und anderes brachte KuK diese Summe bisher auf, "doch unser Depot schmilzt von Jahr zu Jahr", so Hans Viardot von KuK. Auch öffentliche Unterstützung blieb aus, bis auf einen kleinen einmaligen Betrag vom Landkreis. Im Mai 1998 war ein Museumsvertrag mit Sigurd Marien geschlossen worden, dem Entdecker, Sammler und Besitzer des rund 2000 Werke umfassenden Nachlasses an Bildern des Wiesleter Expressionisten Friedrich Ludwig. Darin wurde festgelegt, dass Marien für fünf bis zehn Jahre kostenlos die Ludwig-Bilder an das Museum ausleiht.

Im kommenden Jahr müsste der Vertrag um mindestens weitere fünf Jahre verlängert werden. Doch KuK sieht sich auch aus personeller Sicht nicht in der Lage, künftig das Museum auf der ehrenamtlichen Basis weiter zu betreiben. "Wir haben mit rund 50 Leuten angefangen, die Museumsdienst machen, jetzt sind wir bei 30" , schildert Hans Viardot die Situation. Die meisten Helfer und Mitglieder von KuK sind zwischen 50 und 70 Jahren. Sie kümmern sich idealistisch und ohne jedes Entgelt um den Aufbau der Ausstellungen, die Aufsicht im Museum und die Führungen. "Wir haben ein außergewöhnliches Team, da wurden unendlich viele Stunden freiwillig geleistet" . Junge Leute, die ein ähnliches Engagement aufbringen wollen und können, sind bislang nicht in Sicht. "Das ist wie in anderen Vereinen auch" .

Als dritter Grund für die Aufgabe des Museums werden sinkende Besucherzahlen genannt. Insgesamt verzeichnete man bisher 15 000 Besucher, und zwar längst nicht nur aus der Region, sondern "aus der ganzen Welt" . Waren es im ersten Jahr noch 2500 Besucher, so verzeichnete man 2007 noch rund 1200 Besucher. Im Schnitt kommt man auf 1588 Besucher pro Jahr. 31 Ausstellungen hat KuK im Ludwig-Museum gezeigt, neben den wechselnden Präsentationen aus dem riesigen Ludwig-Bilderfundus auch zahlreiche Sonderausstellungen von Künstlern aus dem Wiesental und der Region. Das nachlassende Besucherinteresse liege "sicher nicht an der fehlenden Attraktivität des Museums" , wie Viardot meint, sondern vielmehr am breiten Angebot an Kunst und Kultur in der Region um Basel, "das die Besucher abzieht" .

Bei der Einweihung des Museums war KuK angetreten, den vergessenen Maler Friedrich Ludwig in seiner Heimat bekannter zu machen. "Damals war er überhaupt nicht bekannt, war in keinem Kunstbuch, auch nicht im Internet zu finden und jetzt ist Ludwig überall präsent. Das ist jetzt auf eine professionelle Ebene gekommen" . Inzwischen ist, auch durch die Bemühungen von Sammler Marien und der Museumsbetreiber, der internationale Kunstmarkt auf den Expressionisten der zweiten Generation aufmerksam geworden. Seine Bilder sind auch zunehmend bei Versteigerungen gefragt und steigen im Preis. "Wir haben Friedrich Ludwig behutsam aufgezogen und jetzt macht er seinen Weg durch die Kunstwelt allein. Das ist auch ein Grund, warum wir nun am Höhepunkt aufhören können" , sagt Viardot.

Doch er sieht durchaus noch eine mögliche Zukunft und eine Option, das Museum weiter zu halten, wenn ein anderer Träger oder Sponsoren für die monatlichen Kosten aufkommen und ein hauptamtlicher Angestellter die Museums-Organisation übernimmt. "Wir hätten sogar jemanden in unseren Reihen, der das machen könnte" , so Viardot, "aber auch die Museumsaufsicht und die Führungen müssten bezahlt werden" . Voraussetzung für ein solches Weiterlaufen des Museumsbetriebs wäre das Einverständnis von Sigurd Marien, der Ludwig-Sammler sei durchaus gesprächsbereit. "Auch KuK würde beratend mithelfen, aber nicht mehr in vorderster Front" . So steht also noch ein Fragezeichen hinter dem drohenden Ende des Ludwig-Museums.

Bis zum 31. August ist die Sonderausstellung mit Bildern des Wiesleter Malers aus seiner Pariser und Amsterdamer Zeit verlängert worden. Danach wandern die Bilder nach Berchtesgaden weiter, der zweiten Heimat des Malers, wo eine Ausstellung geplant ist. Die rund 180 Ludwig-Bilder, die bisher ihren Platz im Museum hatten, gehen dann zurück in das Depot der Sammlung Marien.
Ob sie wieder zurückkehren nach Wieslet, den Heimatort des Malers, ist bislang noch offen.

Bericht und Foto: Roswitha Frey

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