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Presse - Aktuell                          

BZ - Bericht vom 14. August 2015



Spende von 5000 Euro von KuK für die Feilenhauerei


Der junge Verein "Brauchtum im Kleinen Wiesental-Raich" kann das Geld gut gebrauchen / Voraussichtlich fällt 2016 Startschuss.




Ein Scheck für den Bau der Feilenhauerei (von links): Jürg Dörflinger, Harald Georg, Sonja Eiche, Reinhard Roser, Ingrid Echtle, Wolf-Dieter Hänßler, Jochen Gräf, Frieder Fricker und Hans Viardot. Foto: Ines Bode


Ein Scheck über 5000 Euro wechselte am Montag bei der Lindenhalle in Raich den Besitzer: Übergeben wurde er von Mitgliedern des Vereins "Kunst und Kultur Kleines Wiesental" (KuK) an Vorstandsmitglieder des jungen Vereins "Brauchtum im Kleinen Wiesental-Raich".

Letztere drückten ihre große Freude über die Spende aus. Laut Sonja Eiche werde das Geld für den Bau der geplanten Feilenhauerei verwandt. Ihren Standort wird die Werkstatt beim Nebengelass der Halle finden.
Andocken soll sie bei "Buuchhus un Schnapshüsli", da, wo sich beim Brauchtumsfest stets Besuchermassen drängeln. In Betrieb gehen wird die Feilenhauerei anlässlich des Brauchtumsfestes 2016.

 Eingefunden zur Scheckübergabe, ausgehändigt von KuK-Rechnerin Ingrid Echtle, hatten sich weiter die Vertreter der Interessengemeinschaft, die 1991 die historischen Maschinen der Feilenhauerei von Hans Billich in Wieslet erwarb. Dass der Baubeginn greifbar wird, war für Jochen Gräf, Wolf-Dieter Hänßler und Hans Viardot ein entsprechend besonderer Anlass, später hinzu kam Frieder Fricker (es fehlte Harald Klemm).
Seit nunmehr 24 Jahren träume man von der musealen Auferstehung, sagte Hans Viardot. Zu den Relikten gehören drei Maschinen, in Einzelteile zerlegt und sorgsam verwahrt. Mehrfach habe es Bemühungen gegeben, der Öffentlichkeit die Handwerkskunst der alten Schule näher zu bringen.

In seiner Rolle als KuK-Motor wies Hans Viardot darauf hin, dass eine weitere Spende den Baustart näher
rücken ließ. 5000 Euro flossen auch aus der Privatschatulle eines Vorstandsmitglieds des Brauchtumsvereines.
Bereits zugesichert wurden Spenden in Form von Arbeits- und Sachleistungen wie die Bereitstellung von Arbeitsmaschinen.

Hans Viardot betonte, dass die Errichtung der Feilenhauerei ohne öffentliche Fördergelder über die Bühne gehe.
Zu umständlich seien die Abläufe und Vorgaben.


Original-Bericht: Badische Zeitung / Ines Bode



Dazu ein Rückblick:

Die "Billich'sche Feilenhauerei", ursprünglich schon lange in Tegernau angesiedelt, wurde von 1890 bis 1975
immer als Feilenschleiferei und -hauerei in Wieslet betrieben.
Im April 1991 kauften Guido Gräf, Wolf-Dieter Hänßler, Harald Klemm und Hans Viardot die "Billich'sche Feilenhauerei" in Wieslet, bauten sie ab, verpackten sie in Kisten und erhielten sie so der Nachwelt.
In fast 25 Jahren wurden diverse Standorte aus unterschiedlichen Gründen verworfen, bis schließlich einer festgelegt wurde.
 
Im Juni 2013 wurde beim "Tag der offenen Tür" im geplanten Kulturhaus Kleines Wiesental in Ried an einen Einbau in der Remise gedacht. Am 30. November 2014 machten mehr als 25 Vertreter von Ortschaftsrat, Raicher Vereinen, Feuerwehr, IG Feilenhauerei und Bürgermeister Gerd Schönbett einen Standort für diese Feilenhauerei bei der Lindenhalle in Raich aus und legten ihn einstimmig fest. Am 5. Dezember wurde die in Kisten verpackte Feilenhauerei mit Hilfe von Gemeindearbeitern des Kleinen Wiesentals von Steinen in diese Halle transportiert. Am 17. März 2015 übernahm der neu gegründete Brauchtumsverein Raich e.V. die Leitung der Feilenhauerei und besprach die kostenlos erstellten Pläne des Architekten Harald Klemm. Die Kultur-Initiative KuK, die seit Jahren hinter der "Billich'schen Feilenhauerei" steht, beschloss am 19. März eine namhafte Spende für das Projekt.

Am 21. März schließlich machten sich Adalbert Binoth, Norbert Eiche, Frieder Fricker, Wolf-Dieter Hänßler, Harald Klemm und Hans Viardot auf den Weg nach Königsbronn bei Heidenheim an der Brenz.
Ziel war die "Alte Feilenschleiferei Burr an der Brenz" mit Wehr und Wasserrad. Sie war von 1902 bis 1990 nur Feilenschleiferei und wurde 2010 durch Maschinen der ehemaligen "Feilenhauerei Bührle" in Freudenstadt eine museale Feilenschleiferei und -hauerei. Dahinter steht der Kulturverein Königsbronn.

 Somit wären Burr und Billich die beiden letzten funktionsfähigen Feilenschleifereien und -hauereien
 in Deutschland und der Schweiz. Damit sind beide sicherlich seltene Kleinode der Technikgeschichte.

Die Wiesentäler wurden in Königsbronn vom Vorsitzenden Ulrich Knöller und seinen Mitstreitern vom Kulturverein durch Industriedenkmale wie Hammerschmiede, Flammofen und Feilenschleiferei geführt. Die Schwäbischen Hüttenwerke in Königsbronn sind, bedingt durch hohe Wasserkraft, Holzreichtum und Bohnerzfunde, der älteste Industriestandort in Deutschland. Er feiert im September sein 650-jähriges Bestehen. Bekannt geworden ist Königsbronn auch durch Georg Elser, der im September 1939 in München ein Attentat auf Hitler verübte.

Auf dem Rückweg besichtigten die Wiesentäler in Tuttlingen die uralte "Feilenhauerei Theiss", wo der ehemalige Zahntechniker Udo Pechar seit 2006 Feilen und Raspeln für den Geigen- und Gitarrenbau und die Medizintechnik von Hand herstellt – dies Handwerk beherrscht in Deutschland sonst niemand mehr. An den Messen in Cremona in Italien, der Geburtsstadt der Stradivari-Geige, wird er von Fachleuten aus aller Welt wegen seiner handbehauenen Raspeln und Feilen stets sehnsüchtig erwartet.

Wiesentäler Feilenhauerei soll wieder leben:
Voller Eindrücke kehrten die Feilenhauerfreunde in das Wiesental zurück. Es ist ihre erklärte Absicht: So wie im "Schneiderhof" mit der Nagelschmiede aus Wies heute "Nägel mit Köpfen" gemacht werden, sollen in Raich mit der "Billich'schen Feilenhauerei" einmal Raspeln und Feilen gefertigt werden.



Original-Bericht: Badische Zeitung / April 2015

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