"Das Findelkind hat laufen gelernt "
BZ-Interview mit
Hans Viardot, dem KuK-Vorsitzenden zur bevorstehenden Schließung des
Friedrich-Ludwig-Museums
KLEINES WIESENTAL. Für viele kam es überraschend: In der jüngsten
Mitgliederversammlung verkündete die Initiative Kunst und Kultur Kleines
Wiesental (KuK), dass das Friedrich-Ludwig-Museum im kommenden Jahr
geschlossen wird. 15 000 Besucher kamen seit der Eröffnung vor neun
Jahren. Warum die KuK-Verantwortlichen unter ihrer Regie für das Museum
trotzdem keine Zukunft sehen und wie schwer es war, diese Entscheidung zu
treffen, erklärt der KuK-Vorsitzende Hans Viardot, im Gespräch mit Kathrin
Blum.
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BZ: Am 17. April 2009 schließt das Friedrich-Ludwig-Museum in
Wieslet. Ist das Ihr letztes Wort?
Viardot: Schwierige Frage. Ob es unumgänglich ist, das Museum zu
schließen, kann ich nicht beantworten. Das ergibt sich in den kommenden
Wochen und Monaten. Vielleicht gibt es Institutionen, die Interesse am
Fortbestand haben. Fest steht, dass wir, also KuK das Museum nicht retten
können, aber jederzeit beratend zur Verfügung stehen.
BZ: Warum muss das Museum geschlossen werden?
Viardot: Es gibt zwei Probleme. Das erste ist ein finanzielles. Wir
bekommen keinerlei staatliche Zuschüsse. Die monatlichen Fixkosten für
Miete und Versicherungen belaufen sich auf zirka
800 Euro.
BZ: Und die zweite Schwierigkeit?
Viardot: Ein weiteres Problem ist ein personelles. Unsere
Mitarbeiterzahlen sind rückläufig, weil ältere Mitglieder aus
gesundheitlichen Gründen ausscheiden. Wir haben keine jungen Leute, die
meisten, die sich für Kunst und Kultur im Kleinen Wiesental engagieren
sind zwischen 50 und 70 Jahre alt. In das Museum fließt so viel
ehrenamtliche Arbeit. Wir haben die Stunden nie gezählt, aber es sind
tausende, die in bisher neun Jahren von uns geleistet wurden. Das können
wir KuKler einfach nicht mehr stemmen. Zumal wir den Vertrag dann um ganze
fünf Jahre verlängern müssten. Dazu kommt außerdem, dass die
Besucherzahlen zurückgehen. Zwar nur langsam,
aber stetig.
BZ: Wie schwer ist Ihnen und KuK die Entscheidung gefallen, einen
Schlussstrich zu ziehen?
Viardot: Es tut uns wahnsinnig weh, aber wir sehen derzeit keine
Alternative. Es war keine spontane Entscheidung. Zwei Jahre lang haben
wir, der KuK-Vorstand, uns zuletzt fast monatlich getroffen und
verschiedene Möglichkeiten diskutiert. Vor zwei Monaten haben wir die
Entscheidung gefällt, das Museum zu schließen. Ich muss gestehen, dass wir
danach auch
alle etwas erleichtert waren.
BZ: Deprimiert Sie das nicht, dass die jahrelange Arbeit im Sande
verläuft?
Viardot:
Unsere Mühe war nicht umsonst. Ludwig geht weiter, auch ohne dieses
Museum. Wir haben Friedrich Ludwig entdeckt und in die Kunstwelt
eingeführt, dort wird er weiterleben. Wir haben das Findelkind Ludwig
behütet und sorgsam aufgezogen, jetzt kann er auf eigenen Beinen stehen
und hat laufen gelernt. Ich bin überzeugt davon, dass Ludwig ein
bedeutender Maler der deutschen Kunstgeschichte werden wird.
BZ: Wer oder was könnte das Museum denn noch retten?
Viardot: Finanzielle Unterstützung. Für die Arbeit rund um Friedrich
Ludwig bräuchte es eine Vollzeitkraft und Geld. Unbezahlt ist das einfach
nicht mehr machbar. Das einzige was wir bisher vom Landkreis,
Gemeindeverwaltungsverband und der Gemeinde Wieslet bekommen haben,
waren 250 Euro zum 15-jährigen Jubiläum vor zwei Jahren. Und das, obwohl
wir Kindern und Erwachsenen Kultur näher bringen — also unseren
Bildungsauftrag erfüllen — und auch den Tourismus fördern.
Badische Zeitung
vom 19. April 2008, Bericht: Kathrin Blum, Foto: Marlies Jung-Knoblich
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