Erinnerung an eine sinnlose und menschenverachtende Tat.
70 Jahre nach ihrer Ermordung erhalten fünf
Zwangsarbeiter in Elbenschwand einen Gedenkstein /
Einweihung am 22. November.
Fünf junge Männer verloren in den letzten Kriegstagen 1945 im Elbenschwander
Wald ihr Leben. Die Zwangsarbeiter aus Russland, Litauen und Polen wurden von
Hitlerjungen erschossen. Jetzt soll ein Gedenkstein an die sinnlose Tat und die
fünf Opfer erinnern. Am 22. November gibt es dazu eine zentrale Gedenkfeier mit
Gottesdienst.
Einer, der bei den sogenannten Werwolfs-Morden in Hägelberg und eben in
Elbenschwand nicht locker lässt, ist Hans Viardot. Der frühere Landarzt sprach
im Gemeinderat am Mittwoch im Namen von KuK (Kunst und Kultur im Kleinen
Wiesental) über das Vorhaben. "Im Kleinen Wiesental ist das Thema immer
verdrängt worden", sagte Viardot. Doch er fände es gut, einen "Abschluss" zu
finden, so wie das bereits an dem anderen Tatort im Hägelberger Wald getan
wurde. Dort hatte eine Schülergruppe vor Jahren eine Gedenktafel für drei
erschossene Zwangsarbeiter aufgestellt.
Vom Steinbruch in Tegernau in den Elbenschwander Wald
Bürgermeister Gerd Schönbett begrüßte das Vorhaben. "Es gibt Leute, die sagen:
'Was soll man die alten Geschichten
immer wieder aufwärmen? Lasst doch die Toten
in Ruhe.' Ich sehe das aber ganz anders", sagte Schönbett.
Hansjürg Baumgartner von KUK zeigt am Gedenkstein,
wie die Tafeln zur Erinnerung
an die 5 Toten aussehen sollen. Der Tatort liegt etwa 100 Meter bergab in dem
fast
unzugänglichem Waldstück. Foto: Hans Viardot
Der Gedenkstein wurde schon vor drei Wochen in Zusammenarbeit mit Revierförster
Rüdiger Motzke an seine jetzige Stelle verfrachtet. "Wir haben einen zwei bis
drei Tonnen schweren Felsstein im Tegernauer Steinbruch aussuchen dürfen und ihn
mit Laster und Seilwinde an seinen Standort gebracht", erzählt Motzke. Der
Förster kennt die Stelle gut, an der die Hitlerjungen ihre Unterstände für einen
Partisanenkampf bauten. "Der Boden hat die Stellungen konserviert, sie sind
heute noch zu erkennen", erzählt Rüdiger Motzke. Vor rund 30 Jahren gab es dort
auch noch reichlich Munition zu finden. Sie sei vom
Kampfmittelbeseitigungsdienst "kistenweise" entsorgt worden. Motzke glaubt, dass
dort heute noch einiges vergraben ist: "Wenn man Bodenbewegungen machen würde,
findet man da sicher wieder etwas." Für Wanderer gibt er aber Entwarnung, da
diese Stellen sehr schwer zugänglich seien. Für Laien seien die Unterstände der
"Werwölfe" nur schwer auszumachen.
Der Felsbrocken als Gedenkstein steht also, was fehlt, ist nur noch eine
Gedenktafel. Ein Muster hat Hansjürg Baumgartner von KuK angefertigt ("Wir
gedenken der Opfer dieser menschenverachtenden Tat und setzten diesen Stein als
Mahnmal gegen das Vergessen.") Das Mahnmal steht direkt an einem Wanderweg
zwischen Elbenschwand und Fröhnd, am Berg Hirschkopf Richtung Zeller Blauen. Der
eigentliche Tatort liegt in einem Waldstück rund 100 bis 150 Meter entfernt,
sagte Viardot am Mittwoch. Die Stelle sei nicht leicht zu finden.
Der Gedenkstein am Hirschkopf oberhalb von Elbenschwand, hier von der Rückseite
gegen den Wanderweg hin gesehen. Foto. H.
Baumgartner
Die evangelische Kirche richtet Gedenkfeier aus
Wer sich an den Gedenkstein begeben möchte, erhält am Sonntag, 22. November,
Hilfestellung. Dann nämlich ist
eine Gedenkfeier mit Gottesdienst geplant. Um 14
Uhr gibt es mit Unterstützung von Pfarrer Christian Rave und den Konfirmanden
einen Gottesdienst. Anschließend besteht Gelegenheit mit KuK zum Gedenkstein
hochzufahren; normalerweise sind Autos auf dem Waldweg zum "Wolfsacker"
verboten.
Die KuK-Leute beschäftigen sich laut Hans Viardot seit drei Jahren mit den
Morden im Elbenschwander Wald und freuen sich jetzt umso mehr über so viel
Zustimmung zu ihrem Projekt. Dabei haben sie auch Unterstützung aus Elbenschwand
erfahren: Einige Privatleute aus dem Dorf haben beim Setzen des Gedenksteins
mitgeholfen, berichtet Rüdiger Motzke, und der Steinbruch habe den Felsstein
gerne und kostenlos abgegeben.
Die Namen der fünf Opfer sind nur teilweise bekannt und finden sich folglich
nicht auf dem Gedenkstein.
Die Namen der mutmaßlichen Täter hingegen sind
bekannt. Sie wurden bei einem Strafprozess in Waldshut-Tiengen zuletzt 1985
öffentlich genannt. KuK werde sie aber nicht nennen, sagte Hans Viardot.
Hansjürg Baumgartner von KUK zeigt am Gedenkstein,
wie die Tafeln zur Erinnerung
an die 5 Toten aussehen sollen. Der Tatort liegt etwa 100 Meter bergab in dem
fast
unzugänglichem Waldstück. Foto: Hans Viardot
Original-Bericht: Badische Zeitung /
Dirk Sattelberger
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