Der Bohemien aus Wieslet
Neue
Recherchen zeigen: Der Maler Friedrich Ludwig führte in Bayern ein schillerndes
Leben.

Neues aus dem Leben des
Malers Friedrich Ludwig entdeckte Sigurd Marien bei Nachforschungen im
Berchtesgadener Land, wo auch diese rare Fotografie von Ludwig entstand.
Fotos: Roswitha Frey
Neues aus dem Leben des
Wiesleter Expressionisten Friedrich Ludwig erfuhr der Kurator des
Ludwig-Museums, Professor Sigurd Marien, bei Recherchen und Gesprächen mit
Zeitzeugen im Berchtesgadener Land, der späteren Wahlheimat des Wiesentäler
Malers.
Mehrere Tage war Kunstsammler Sigurd Marien mit seinem Sohn Julian von der
"Marien Family Group" unterwegs und konnte mit elf Zeitzeugen sprechen, die
Ludwig persönlich begegnet sind. Bei diesen Gesprächen kam einiges heraus, was
das gängige Bild von Ludwig um einige überraschende Facetten bereichert und ihn
in anderem Licht zeigt: "Es war überraschend, welchen Ruf er hat und wie bekannt
er dort noch ist", sagt Marien über die neuen Erkenntnisse, die diese
Zeitzeugengespräche, Nachforschungen und Erinnerungen an den Maler
hervorgebracht haben.

"Er war ein Bohemien par excellence, eine elegante Erscheinung, immer gepflegt,
hochgebildet, sprach mehrere Fremdsprachen. Alle guckten auf, wenn er einen Raum
betrat. Er war hochangesehen, eine anerkannte Person. Jeder kannte ihn",
berichtet Sigurd Marien. "Der Fritz", wie man ihn nannte, verkehrte in seiner
Zeit in Bayern offenbar auch in illustren, ersten Kreisen der Gesellschaft. Dies
legt eine Fotografie von 1949 aus dem Gästebuch des Hotels Alpina in Schönau am
Königssee nahe, die den damals 54-jährigen Friedrich Ludwig in geselliger Runde
an einem Tisch mit einem Herrn mit Zigarre und einer Dame zeigt. Die Fotografie
wurde Marien von Stoll’s Hotel Alpina zur Verfügung gestellt. Eine vergrößerte
Kopie der Aufnahme war am vergangenen Wochenende im Ludwig-Museum ausgestellt.
Wer Ludwigs Tischnachbarn auf dieser alten, raren Fotografie sind, ist noch
nicht genau geklärt. In dem exklusiven Hotel logierten zahlreiche Prominente und
Stars, Schauspieler, Politiker, Wirtschaftsgrößen, Industrielle, sogar König
Hussein von Jordanien. Auch Alfried Krupp war Gast in diesem Hotel. Laut Marien
gibt es Hinweise und Vermutungen, dass Krupp den Maler Friedrich Ludwig als
Mäzen unterstützt hat und dass Ludwig ein Porträt in Öl von Krupp gemalt hat.
Offenbar gibt es dazu eine Vorskizze.
Nach den prägenden Künstlerjahren in Paris war der einstige Städelschüler nach
dem Krieg ins Berchtesgadener Land gezogen, hatte dort zwischen 1945 und 1968
seinen Hauptwohnsitz, malte intensiv besonders beeindruckende Berglandschaften.
In Schönau am Königssee mietete er sich bei einem Bauern ein, hatte dort auch
sein Atelier. Zu der Zeit, als Ludwig dort wohnte, lebte auch die Schauspielerin
Magda Schneider mit ihrer Tochter Romy, die hier ihre Kindheit verbrachte, in
der Nähe im Haus Mariengrund in Schönau und verkehrte ebenfalls im Hotel Alpina.
So ist nicht ausgeschlossen, dass Ludwig Magda Schneider und ihrer damals noch
kleinen Tochter Romy begegnet ist und sie sogar einmal gemalt hat, so jedenfalls
wird berichtet.
Was Sigurd und Julian Marien bei den Recherchen zum Vorschein brachten, soll in
einer Dokumentation festgehalten werden. Stück für Stück soll sich so das Puzzle
um Ludwigs schwer nachzuvollziehendes und zu dokumentierendes Leben
zusammensetzen, das den unsteten "Zugvogel" Friedrich Ludwig an so viele Orte
geführt hat.
Original-Bericht: Badische Zeitung / Roswitha Frey
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