WIESLET. Das war mal etwas Neues:
eine Vernissage quasi auf der Straße. Weil es ein so warmer Sommerabend
war, wurde die Eröffnung der Ausstellung von Rolf Rosendahl kurzerhand ins
Freie verlegt. Da standen dann die Besucher vor dem
Friedrich-Ludwig-Museum in Wieslet und lauschten Berthold Hünenberger und
Andreas Schaffrina, die zur musikalischen Unterhaltung einige
Mundart-Lieder spielten.
Auch Rolf Rosendahl kennen die meisten Wiesentäler eher von der
musikalischen Seite, meinte Hans Viardot vom Verein Kunst und Kultur
Kleines Wiesental (KUK). 1995 ist Rosendahl zum ersten Mal als Musiker für
KUK mit alemannischen Liedern aufgetreten, zuletzt hörte man ihn bei der
Museumsnacht im April. In der letzten Zeit hat sich der 1950 geborene
Lehrer, der in Schopfheim lebt und seit vergangenem Jahr Konrektor an der
Buchenbrandschule in Schönau ist, vor allem der Musik gewidmet. Doch für
die aktuelle Sonderausstellung „Akte 06" hat sich der Autodidakt Rolf
Rosendahl wieder mehr der Malerei zugewandt und ganz neue Aktbilder in
Acryl und Aquarell geschaffen, die neben informellen, abstrakten Bildern
sowie älteren Landschaften und Stillleben zu sehen sind.
Rolf Rosendahl verstehe es, weibliche Körper auf ansprechende Art
darzustellen, sagte Vernissageredner Berthold Hünenberger, der mit
Rosendahl „die Hobbys Musik, Malen und Zeichnen" teilt. Die Akte von
Rosendahl seien nie personalisiert, es gehe ihm nicht darum, jemanden
Bestimmten erkennbar darzustellen, sondern mehr um „die zauberhafte
Körperhaftigkeit des Weiblichen", so Hünenberger. So ist das Gesicht in
dem großformatigen sitzenden Mädchenakt nur angedeutet, wie überhaupt alle
Aktfiguren in der Ausstellung „anonym" bleiben. Rosendahl arbeitet gern
mit einer reduzierten Palette von Farbtönen und stellt oft Ausschnitte
weiblicher Körper dar, etwa einen Torso in Ockergelb oder einen „Akt auf
gelbem Stuhl". Einmal ist nur ein Teil eines weiblichen Oberkörpers zu
sehen, oder ein Stück Rückenakt. Auf einem Bild in Spachteltechnik
scheinen die Konturen zweier Frauenakte nur vage durch, wirken wie
versteckt und verborgen hinter den dicht gespachtelten Formen und Linien.
Leicht und zart sehen die Akte in Aquarell aus, mit fließenden
Körperlinien in Gelb-, Blau- und Grüntönen, hier ist der Frauenkörper
unaufdringlich dezent angedeutet.
Neben diesen Akten sieht man eine abstrahierte Landschaft in dynamischen
Formen und Braun- und Ockertönen, außerdem Acrylbilder, in denen der Fluss
der Farbe, die Bewegung des Fließens, aber auch die Strukturen und Effekte
der Spachteltechnik zum Ausdruck kommen. Die älteren Aquarelle aus den
90er Jahren zeigen meist Landschaften mit Bäumen, die eine oft mystische
und farbmagische Stimmung und Tiefe ausstrahlen. Der „Abend im Moor"
erhält durch seine Blautöne und die Tiefenperspektive eine besondere
Wirkung, auch die „Bäume im Wind" wirken durch die Nass-in-Nass-Technik
fließend und aufgelöst in den Formen. Eine Winterlandschaft ist farblich
und formal mit wenigen sparsamen Mitteln gemalt. Eine eigene Ästhetik
haben auch die Stillleben oder die schön stilisierten Tulpen. Einige
kleine surreale Zeichnungen („Traum") und eine Auswahl Karikaturen, in
denen Themen bewusst überzeichnet werden, zeigen wieder andere
„Spielarten" im vielseitigen Werk von Rosendahl.
Die Ausstellung dauert bis zum 24. September, sonntags geöffnet von 14 bis
17 Uhr.
Bericht und Foto: BZ-Mitarbeiterin Roswitha Frey
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