Von der Naturnähe zu kühner Farbigkeit
Ausstellung in Wieslet widmet sich dem Maler Eugen Feger
Hohe Stirn, Brille, ernster, gesammelter Blick: So hat sich Eugen Feger in
einem späten Selbstbildnis dargestellt. Es ist 1968 entstanden, ein Jahr
vor dem tragischen Unfalltod des Lörracher Künstlers. Jetzt widmet das
Friedrich-Ludwig-Museum in Wieslet dem Maler und Kunstpädagogen eine
umfangreiche Retrospektive mit 55 Bildern aus Familienbesitz. Es ist ein
sehr vielseitiges Werk, das Eugen Fegers souveränes malerisches Können und
sein sicheres Gespür für die Wirkung von Farbe und Form dokumentiert.
Eugen Feger (1902 bis 1969) gehörte eher zu den Stillen im Lande und ging
konsequent seiner künstlerischen Arbeit nach - so charakterisierte ihn der
ehemalige Lörracher Kulturreferent Berthold Hänel. Feger hat als Lehrer
und als Dozent für Kunsterziehung an den Pädagogischen Hochschulen
Freiburg und Lörrach viele Generationen von Schülern nachhaltig geprägt.
Als Nachfolger von Adolf Strübe war er in den 1960er-Jahren auch
Vorsitzender der Vereinigung Markgräfler Maler, dem späteren Künstlerkreis
Lörrach.
Fegers OEuvre zeichnet sich durch große Vielgestaltigkeit aus. Die
Ölbilder aus den 1940er- bis 1960er-Jahren, die in den drei Räumen der
Sonderausstellung zu sehen sind, zeigen deutlich, dass Feger im Lauf der
Zeit zunehmend expressiver, wurde. Zwei frühe Stillleben mit Tisch, Tuch
und Gefäßen sind noch traditionell, meisterlich und ausgewogen komponiert.
Es gibt auch viele Landschaften und Motive aus dem Raum Lörrach, wo Feger
gelebt hat: Der Hebelpark, der Leuselhardt in den schönsten Herbstfarben,
die Pfauen im Rosenfelspark, ein Blick auf die Kirche in Stetten, auch ein
Bild vom Stettener Friedhof, ferner Ansichten eines Markgräfler Dorfes
oder der „Weg nach , Fischingen" - die meisten dieser Bilder sind noch
eher gegenständlich und naturnah, teils auch impressionistisch
beeinflusst. Eine expressive, kühne Farbigkeit strahlt ein späteres Werk,
„Blühendes Land", aus.
An vielen Werkbeispielen wird sichtbar, dass sich Eugen Feger oft im
Zwischenbereich zwischen abstrakter und realistischer Malweise bewegte. In
einem Gemälde wie den „Gotischen Türmen" tendiert er schon zum
Abstrahierten, zum Visionären, zum Aufgelösten. Auch die Gesichter, die
maskenhaft hinter einem weißlichen Farbschleier wie hinter einer Nebelwand
auftauchen und nur schemenhaft erkenntlich sind, weisen ins Visionäre. In
einem solchen Bild zeigt sich, dass Feger auch die Welt des Traums, des
Irrationalen, der Fantasie beschworen und oftmals in seiner Malerei Traum
und Wirklichkeit verwoben hat. Auch Exponate wie „Meditation" verraten,
wie weit sich der Maler vom naturalistischen Vorbild gelöst und befreit
hat.
Badische Zeitung vom 19. 10. 2006 / Autorin: Roswitha Frey
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