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Presse - Aktuell                          

BZ - Bericht vom 20. Februar 2006

 
Die Leute zum Nachdenken anregen
 
Klaus Eichler stellt im Friedrich-Ludwig-Museum aus /
Deutschland und die Welt als „modernes Narrenschiff"

 
Alle sitzen in einem Boot: Politiker, Stars, Sporthelden und Staatsmänner unter geblähten schwarz-rot-goldenen Segeln. Wer von ihnen der größte Narr an Bord ist, darf jeder Betrachter für sich entscheiden. Dieses „moderne Narrenschiff" namens „Teutonia" findet sich in der bemerkenswerten Ausstellung von Klaus Eichler im Friedrich-Ludwig-Museum Wieslet, die am Freitag eröffnet wurde.
 
Der Maler aus Malsburg-Marzell, der in den 70er-Jahren einmal „Rössle"-Wirt in Wies war, zeigt seine gesellschaftskritischen Bilder zum ersten Mal in einer solchen Werkschau - und sie sind eine echte Entdeckung. Provozierend und herausfordernd in den Themen, hintergründig im Humor, eindrücklich gemalt in realistischer, teils plakativer Art. Angeregt vom berühmten „Narrenschiff" des Sebastian Brant, führt Klaus Eichler dessen Moralsatire über 500 Jahre später fort und hält den Menschen heute den Spiegel vor. Dem Künstler geht es darum, in seinen Bildern und Texten „Schwächen und Torheiten des modernen Menschen aufzuzeigen", wie es Hans Viardot von der KUK bei der Vernissage nannte.
„Ich will keine schöne Kunst machen, obwohl sie schön gestaltet ist", sagte Eichler selbst, „sondern die Leute anstoßen zum Nachdenken." So stellt der Maler in seinen großformatigen, farbintensiven und figurenreichen Acrylbildern alle möglichen Unarten, Modetrends, fragwürdigen Entwicklungen und politische Missstände unserer Gesellschaft dar. Nicht nur Deutschland hat der Künstler, der beruflich als Kaufmann weltweit unterwegs ist, im Visier, sondern auch Globales. Wie etwa den amerikanischen Lifestyle, dessen Oberflächlichkeit er mit dem Schriftzug „Hohlywood" entlarvt.
 
Man sollte schon Zeit mitbringen, um die vielen Details, Symbole und Figuren aus Gegenwart und Geschichte in Eichlers zeitkritischen Bildern zu entdecken. Denn der Künstler hat zu seiner Malerei spiegelbildliche Texte geschrieben, die ebenso zum Nachdenken (manchmal auch zum Schmunzeln) anregen. Besonders die Medien- und Werbewelt wird von Eichler vielfach thematisiert. Ob Katastrophen, Krankheit, das Elend der Dritten Welt, die Unterdrückung der Menschen - alles wird heutzutage zu Reklamezwecken missbraucht, wie Eichler in drastischen Bildern deutlich macht.
Da schiebt eine Frau mit Gasmaske einen Kinderwagen mit Designerlabel durch ein rauchendes Trümmerfeld und das blonde Model wird zur seelenlosen Barbie. Ein anderes Bild zeigt Monumente der Geschichte und die Erde, die nur noch an einem dünnen Seil hängt, das am Zerreißen ist. Knallhart sind die Bilder agressiver, brüllender Neonazis oder das Sinnbild von Springerstiefeln, die eine Friedenstaube zertreten.
 
Ironisch stellt Eichler politische Größen wie Blair, Bush & Co mit Clownsgesichtern und roten Nasen dar und hinterfragt in Gestalt von Goethe, Schiller, Beethoven und Einstein, wie es um unsere Bildung heute steht. Das einstige Volk der Dichter und Denker, so schreibt er dazu, ist längst zum Volk der Manager und Banker geworden. Auch dem Thema Zeit hat sich der Künstler genähert, in einem Blick durch ein altes, verfallenes Fenster auf das Meer. Öfter malt sich Eichler auch selbst in seine Bilder hinein, einmal als eine Art Don Quichotte, der mit dem Pinsel gegen moderne Windmühlen kämpft, oder als Kunstbetrachter vor leeren weißen Leinwänden. Bei der Vernissage in der Wiesleter Dorfkirche sang Jeannot Weissenberger Lieder von Hannes Wader und Polo Hofer - passend zu den kritischen Bildern. Die Ausstellung läuft noch bis 16. April, sonntags von 14 bis 17 Uhr.

 
Badische Zeitung vom 20. 2. 2006 / Autorin und Foto: Roswitha Frey

 

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