Zwischen Horror
und Kunst
Larvenmacher Dieter Weber
gewährt Einblick in sein Reich /
Ausstellung seiner Masken in Wieslet
Gespenstisch ist es im ersten Stock des ehemaligen Gasthauses
Hirschen in Brombach. Hier arbeitet der Larvenmacher Dieter Weber und hier
sammeln sich seine über viele Jahre hinweg entstandenen Fasnachtsmasken.
Ein Teil dieses Schatzes des bis dato nur in Fasnachtskreisen bekannten
Handwerkers und Künstlers wird ab Freitag im Ludwigs-Museum in Wieslet zu
sehen sein.
Eine Hintertreppe führt hinein ins Reich von Dieter Weber. Wer sich
aufmacht es zu betreten kommt aus dem Schauen und Staunen nicht mehr
heraus. Was sich hinter der eher unauffälligen Fassade des ehemaligen
Gasthauses Hirschen in Brombach befindet ist einzigartig. Hier arbeitet
Dieter Weber. Hier modelliert er unermüdlich, gerade jetzt zur
Fasnachtszeit, Masken der unterschiedlichsten Art: Von
Gruppenanfertigungen für Fasnachtscliquen in Lörrach und Basel, bis hin zu
Einzelstücken, von eher konventionellen Larven, bis hin zu Furcht
einflößenden, bis ins kleinste Detail ausgearbeiteten Teufelsfratzen
gehört alles zu seinem Programm. Gruslige Hexen- und Vampirsmasken bilden
dann auch das Empfangskomitee beim Eintritt in Webers Werkstatt.
Wie sich später herausstellt sind sie aber nur ein leichter Vorgeschmack
auf das, was an Schrecklichem noch kommen soll. Herzstück der Weberschen
Wirkungsstätte ist nämlich der ehemalige Tanzsaal des Hirschen, der bis
Ende der 50er-Jahre noch Theater und Kino war und den Weber etwas
verschmitzt als "Saal des Grauens " bezeichnet. Und wahrlich aus einem
Horrorfilm scheint entlaufen zu sein, was sich in ihm befindet. Hier, bei
wenig Licht und etwas modriger Luft, hat Weber Produkte seines Schaffens
zu einem Horrorkabinett kombiniert, über das sich jeder
Geisterbahnbesitzer freuen würde. Ein blutbeschmierter Metzger, der wohl
nicht nur Tiere schlachtet, ein Vampir am Piano auf der Bühne des Saals,
ein von der Decke baumelndes Gespenst und zähnefletschende Waldmonster
gehören zu den Figuren, die hier ein Stelldichein des Schaurigen
veranstalten.
"Das Ensemble von Masken, Figuren und geschichtsträchtigem Saal ist
einzigartig und absolut erhaltungswürdig" , findet Hans Viardot, der als
Mitverantwortlicher des Ludwigs-Museum in Wieslet eher zufällig auf Weber
und sein Schaffen aufmerksam wurde. Auf der Suche nach einem Ausstatter
für eine Fasnachtsgruppe in Tegernau sei man auf Weber gestoßen. Von
Webers Masken beeindruckt habe man sofort beschlossen, ihm eine der
Sonderausstellungen des Museums zu widmen, von denen vier bis sechs pro
Jahr stattfinden und die eine Basis für heimische Künstler bieten sollen.
Passend zur Fasnachtszeit öffnet diese am 11. Februar ihre Türen unter dem
Titel "Fasnachtsmasken zwischen Horror und Kunst" .
Weber, der sich selbst nicht als Künstler betrachtet, wird von Viardot als
genau das angesehen. Sein früh erprobtes handwerkliches Können — er hat
schon in seiner Kindheit Kasperlefiguren gebastelt — und seine
Vielseitigkeit als Maskenbildner würden ihn als Künstler qualifizieren.
Hinzu käme, dass Weber neben Masken auch Plakate und Zeichnungen erstelle
und sich sogar einmal als Trickfilmer versucht habe.
An ebensolchen Plakaten, die wie die Masken von großem Talent sprechen,
führt der Weg hinaus vorbei. Draußen angekommen versinkt die
schaurig-schöne Welt des Dieter Weber schnell wieder hinter der
unauffälligen Fassade des ehemaligen Gasthauses. Die Monster legen sich
dort noch kurz zur Ruhe, um bald im Wiesleter Museum wieder aufzuerstehen.
Badische Zeitung vom 8. 2. 2007, Author
& Foto: Jonas Zahn
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