Gedenken an fünf Morde im Wald
Ein Zeitzeuge und Historiker Hansjörg Noe erinnern an "Werwolf"-Morde
vor 70 Jahren.
Im Buch „Hingeschaut: Steinen im Nationalsozialismus “ kommt der für Sonntag
angekündigte Zeitzeuge anonym zu Wort. Foto: sattelberger
In den letzten Kriegstagen 1945 erschossen oder erschlugen junge
NS-Anhänger acht ebenso junge Menschen, die zur Zwangsarbeit verpflichtet worden
waren. Über die als Werwolf-Morde bekannt gewordenen Verbrechen ist schon häufig
berichtet worden. Neu ist, dass ein Zeuge in der Öffentlichkeit aussagt. Am
Sonntagmorgen kommt der Mann in den Frühschoppen des Wirtshausmuseums "Krone"
nach Tegernau.
Um wen es sich genau handelt, vermochte Mitorganisator Hans Viardot nicht zu
sagen. Der angekündigte Zeuge gehört aber nicht zur Gruppe der Täter. Bei den
Taten im Wald im April 1945 war er nicht zugegen, hat aber die späteren Täter
und Opfer gekannt und Beobachtungen vor und nach der Tat gemacht.
Im Zusammenhang mit den Erinnerungs-Veranstaltungen zum Ende des Zweiten
Weltkriegs versucht der "Krone"-Frühschoppen , eine Kultur des Hinschauens auch
im Kleinen Wiesental zu stärken. Den Vortrag im Tegernauer Wirtshausmuseum Krone
wird der Historiker Hansjörg Noe halten, der sich um die Aufarbeitung der
Geschichte der Gemeinde Steinen zur Zeit des Nationalsozialismus verdient
gemacht hat und derzeit eine vergleichbare Aufarbeitung für Maulburg erarbeitet.
Auch Hans-Jörg Koger, der frühere Ortsvorsteher von Hägelberg, und der
angekündigte Zeitzeuge werden anwesend sein.
Im Kleinen Wiesental versuchen einige Vereine, Gruppierungen und Einzelpersonen
seit langem, die Zeit des Nationalsozialismus stärker ins Bewusstsein zu heben.
Der Verein "Kunst und Kultur KuK" hat im Zusammenhang mit dem Wiesleter Maler
Friedrich Ludwig auf die Schicksale der "entarteten" Künstler aufmerksam
gemacht. Die Vorstellung des KuK-Kalenders von 2001 führte zu einer öffentlichen
Diskussion über die umstrittene Rolle des Maulburger Künstlers Hermann Burte.
Die Hospizgruppe Kleines Wiesental wiederum erinnerte in mehreren Vorträgen an
die Eugenik und die Verschleppung behinderter Kinder nach Grafeneck. Weitere
Erinnerungsarbeit wurde von der Arbeitsgemeinschaft Kleindenkmale geleistet, die
auch die Denkmale dokumentierte, die konkret mit der Zeit des
Nationalsozialismus in Verbindung stehen.
Das starke Bemühen von Einzelpersonen und Gruppierungen im Kleinen Wiesental, im
Elbenschwander Wald ein Denkmal zur Erinnerung an die Morde in den letzten
Kriegstagen zu errichten, blieb bisher allerdings erfolglos, berichtet der
frühere Landarzt Hans Viardot. In Elbenschwand waren im April 1945 fünf von acht
jungen Zwangsarbeitern ermordet worden. Drei hatten zuvor im Hägelberger Wald
einen gewaltsamen Tod erlitten. Zwei von zehn Zwangsarbeitern, die aus Russland
und Polen stammten, konnten damals fliehen.
In Hägelberg hat eine Schülergruppe 1997 immerhin einen Gedenkstein für drei
Opfer aufgestellt.
Dunkles Kapitel: Im April 1945 fanden im Wald bei Elbenschwand fünf unschuldige
Männer den Tod
durch junge NS-„Werwölfe“. Das Verbrechen wurde 1950 und 1985 juristisch
aufgearbeitet.
Ein Gedenkstein oder eine andere sichtbare Form der Erinnerung an die toten
Zwangsarbeiter
fehlt dort bis heute. Foto: Sattelberger
Original-Bericht: Badische Zeitung / Heiner Fabry
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