Als
"Hommage an einen großen Künstler" sieht die Initiative Kunst und Kultur
Kleines Wiesental (KuK)
ihren 15. Kalender, der dem Wiesleter
Expressionisten Friedrich Ludwig gewidmet ist. Vorgestellt wurde
der
Ludwig-Kalender für das Jahr 2009 vor zahlreichem Publikum in der Schopfheimer VR-Bank.
"2008 war für KuK ein hochemotionales Jahr", erinnerte Bernhard Schlageter
von der VR-Bank
an die zurückliegenden Monate: Erst im Oktober stand fest, dass das von
Schließung bedrohte Friedrich-Ludwig-Museum in Wieslet durch eine
Überbrückungshilfe des Landkreises vorerst gerettet ist. "Wir alle hoffen
und wünschen, dass die neue Einheitsgemeinde beschließt, das Museum
weiterhin zu erhalten", so Schlageter, der weitere Unterstützung für die
KuK-Kalender
von Seiten der Bank zusicherte.
Solche Worte hörte Hans Viardot von KuK mit Freude, "denn wir haben noch
für Jahre Material für die Kalender". Für den neuen
Friedrich-Ludwig-Kalender wurden das bewährte Format und das alte Logo
beibehalten, das den Maler Ernst Schleith an der Staffelei zeigt. Dieses
Mal beschränkte man sich auf eine Textseite, auf der alles Wichtige über
Friedrich Ludwig (1895-1970) zusammengefasst ist:. Beschrieben wird auch
die Entdeckung der Ludwig-Bilder und die Geschichte des Ludwig-Museums,
das im April 2009 zehnjähriges Bestehen feiert.
Stellten den neuen Friedrich-Ludwig-Kalender 2009 vor: Hans
Viardot von Kuk,
Liedermacher Andreas Schaffrina und Bernhard Schlageter von der VR-Bank
(von rechts).
Begleitet von Bildprojektionen, stellte Hans Viardot die zwölf
Kalendermotive von Ludwig vor:
Das Januarbild ziert eine grandiose, kraftvolle Berglandschaft mit
Alpengletscher;
das Februarblatt die maskenhaften und geheimnisvollen "Waldgesichter", die
wie aus Bäumen hervor scheinen. Ganz bewusst hat man für den Kalender auch
Wiesentäler Sujets ausgesucht, so ein wunderschönes Aquarell mit Blick auf
Niedertegernau, im impressionistisch anmutenden Stil eines Cézanne gemalt.
Dieses Landschaftsbild entstand zusammen mit einer ganzen Serie weiterer
Motive der Gegend. Ein meisterhaft feinsinnig getroffenes Porträt in
Pastell zeigt Ludwigs Vater mit dem kleinen Enkel Michael. Das Bildnis
eines jungen Mädchens von 1933 gilt vielen als eines der besten Bilder
Ludwigs überhaupt: einige sehen darin ein jüdisches Mädchen, das eine
gewisse Ähnlichkeit mit Anne Frank aufweist.
Auch ein Selbstbildnis von Ludwig findet sich im Kalender: Es stellt ihn
mit Palette vor der Staffelei dar, vor sich ein Glas Rotwein. Der
weibliche Halbakt, der das Julikalenderblatt schmückt, wirkt ein bisschen
an die sinnlichen Frauenfiguren eines Gauguin angelehnt.
Das folgende Bild hat wieder regionalen Bezug, es ist ein Aquarellporträt
von Johann Jakob Schneider, dem Vater von Berta Schneider, der von 1856
bis 1944 auf dem Schneiderhof in Kirchhausen lebte. Ausdrucksstark im
Kirchner-Stil sind auch das expressionistische Bildnis "Mädchen mit Katze"
und das großartige Gemälde dreier Rinder vor gewaltig aufragender
Gebirgslandschaft, das durch expressive Farben beeindruckt. Die
eindrücklichen "Gesichter" auf dem Novemberbild könnten, so Viardot, als
KZ-Szene gedeutet werden. Das religiöse Dezember-Bild "Auferstehung" fasse
schließlich das gesamte Kirchenjahr zusammen
Musikalisch stimmungsvoll begleitet wurde die Kalendervorstellung von
Andreas Schaffrina vom Duo Spotschicht, der passend zu den Ludwig-Motiven
Lieder über das Kleine Wiesental, über Wieslet und das frühere und heutige
Dorfleben im Tal sang und damit die Verbundenheit mit dem Wiesental
ausdrückte.
Nach einem
Bericht der Badischen Zeitung / Original-Text & Foto: Roswitha Frey
|