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Presse - Aktuell

 

BZ - Bericht vom  3. September 2018

 

 

Das „00“ sorgt stets für Stimmung

Es war wieder ein großes und gemütliches Fest, das der „Krone“-Verein am vergangenen Freitag
 zu Ehren des „Schisshüüsli“ im Wirtshausmuseum „Krone“ veranstaltete.


Hans Viardot bei der Führung für die Besucher. 

 Nach dem großen Erfolg des ersten Schießhüüsli-Festes im vergangenen Jahr zog auch das zweite Fest wieder Scharen von Besuchern nach Tegernau. Mit einem Vortrag über die Toiletten-Kultur und einer Führung zum Schießhüüsli gab Hans Viardot den kulturgeschichtlichen Rahmen vor.

Werner „Turbo“ Turowski und Simon Rathgeber umrahmten mit musikalischen Beiträgen, mit Schlagern, Gassenhauern und Jazz-Improvisationen, das Fest, bei dem die Gäste einen Riesenspaß hatten und kräftig mitsangen.

Dass es bei Gasthäusern öffentliche Toiletten gab, ist eine recht junge Erscheinung. Erst im Jahr 1884 bestimmte eine preußische Polizei-Verordnung, dass in allen Schulen, Gasthäusern und Pfarrämtern öffentliche Bedüfnisanstalten einzurichten waren. Bis dahin verrichteten die Menschen ihre Notdurft in der freien Natur (oder wo man halt einen geeigneten Ort fand).

In Tegernau schuf der „Krone“-Wirt Johann Friedrich Hug im Jahr 1901 einen Plan für ein Schießhüüsli, das dann vom Zimmermann Johann Georg Scholz gleich zweimal realisiert wurde. Ein sogenanntes „Scheißhaus“ wurde bei der Krone gebaut. Ein zweites baugleiches Exemplar entstand beim früheren Gasthaus „Ochsen“ gegenüber der Kirche.

Das Schießhüüsli bestand aus drei Teilen: einem Pissoir mit Pissrinne, einem Plumpsklo für die Wirtsleute und einem für die Gäste. Die Benutzung dieser Einrichtung war durchaus geteilt. Wegen des teilweise stechenden Gestanks und der schlüpfrigen Beschaffenheit des Bodens zogen es viele der Männer vor, ihr Geschäft weiterhin in der benachbarten Natur zu verrichten.

Hans Viardot berichtete in seinem Vortrag, dass der Bereich der Notdurft mit einer gewissen Scham und Heimlichkeit behaftet war. Weshalb sich viele Bezeichnungen erhielten, die Art und Zweck der Einrichtung nur indirekt beschrieben. Vom „stillen Örtchen“ war die Rede, vom Abort oder Abtritt.

Aus dem Hotelbereich ist die Bezeichnung „00“ überliefert. Die Hotelräume waren je Stockwerk durchnummeriert. Die Toiletten erhielten die Nummer „00“. Im Südbadischen hat sich die Bezeichnung „Potschamber“ erhalten, die auf den französischen Begriff „pot de chambre“, Nachttopf, zurückgeht.

Das „Schießhüüsli“ wurde im vergangenen Jahr umfassend von einer Projektgruppe der Gewerbeschule Schopfheim saniert, wie Hans Viardot berichtete. Jetzt soll die Einrichtung noch mit einem historischen Kondom-Automaten bestückt werden, wie er auch vorher dort angebracht war.


Sorgten mit ihrem selbst verfassten Schisshüüsli-Lied“ für Furore:
Werner „Turbo“ Turowski (links) und Simon Rathgeber - die Gäste sangen kräftig mit.

Zurück in der „Krone“, sorgten Turbo Turowski und Simon Rathgeber für eine ausgelassene Feststimmung. Schon früh am Abend war die Gaststube zu klein geworden, so dass die Gäste auch in das benachbarte Herrenzimmer auswichen. Von den Liedern, die zum großen Teil begeistert von den Besuchern mitgesungen wurden, erwies sich das von Turbo Turowski und Simon Rathgeber eigens zu diesem Zweck verfasste „Schießhüüsli-Lied“ als der große Renner. Die Gäste der „Krone“ stimmten es wieder und wieder an und konnten fast nicht genug davon bekommen. Es war schon reichlich spät (oder früh), als das Fest ausklang.

 

 

MT-Original-Bericht und Fotos: Heiner Fabry

 

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