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Presse - Aktuell

 

MT - Bericht vom 29. Oktober 2019

 

 

Der Gewürzhandel im Mittelalter

Im Mittelalter waren die Würzmittel eine begehrte Handelsware.


Schnuppern und probieren konnten die Besucherinnen beim Gewürz-Abend in der „Krone“.
 


Erzählte Spannendes rund um die Geschichte des Gewürzhandels im Mittelalter: Historikerin Maren Siegmann (rechts).
Fotos: Jutta Wenz (Fotos: Markgräfler Tagblatt)

 Die Bewohner Europas können heutzutage Gewürze zu erschwinglichen Preisen erwerben. Im Mittelalter waren die Würzmittel jedoch eine begehrte Handelsware. Weshalb sie als so wertvoll galten und wie die Menschen im Mittelalter würzten, erfuhren die Gäste am Freitagabend im Wirtshausmuseum „Krone“.
 „Pfeffersack und Safrankrieg – Gewürze in der mittelalterlichen Küche“ lautete der Abendvortrag. Eingeladen wurde die Referentin Maren Siegmann, Historikerin und Leiterin des Museums „Alte Schule“ in Efringen-Kirchen, von der Initiative „Krone und Kultur Kleines Wiesental“ (KuK). Die Begrüßung im Rahmen des Programms übernahm Hans Viardot.

 Eine begehrte Handelsware

 Gewürze wurden für den, der es sich leisten konnte, im Mittelalter und der frühen Neuzeit in für die Menschen heute ungewohnter Fülle eingesetzt. Einige gerieten in Vergessenheit wie Paradieskörner, Kabebepfeffer oder die Zimtblüte. Und vor allem Safran, der nicht nur wegen seines wunderbaren Geschmacks geschätzt wurde, sondern auch weil er Speisen eine schöne Farbe gibt: „Würz es, gilb es“, hieß es. Im Mittelalter waren Gewürze eine begehrte Handelsware. Daraus stammt die Bezeichnung „Pfeffersack“, teils spöttisch, teils neidisch, für den superreichen Fernhandelskaufmann. Mit Pfeffer habe sich viel Geld verdienen lassen. Die Zuhörer erfuhren einiges über den Gewürzhandel, ursprünglich begründet durch arabische Kaufleute und die Handelsrouten. Der Handel unterlag in der damaligen Zeit extrem hohen Risiken. Der Pfeffer kam vom anderen Ende der Welt, meist aus dem südostasiatischen Raum. War die gefährliche Seefahrt geglückt, übernahmen italienische Kaufleute in Venedig und Genua die Ware für mitteleuropäische Handelsfirmen. Auf den oft schlecht befahrbaren und gefährlichen Straßen lauerten Diebe, etliche Zollstationen oder auch kriegerische Auseinandersetzungen. Ein einziger Raubritter oder ein einziger Sturm stand zwischen Rendite und Ruin. Wichtige Handelsplätze waren damals Freiburg, Basel und Konstanz. Das hohe Risiko, verbunden mit einem hohen Aufwand, bedingten die Preise. So benötigte man bei Safran 120.000 Krokus-Blüten für ein Kilo. Anbaugebiete waren Spanien, Italien, Frankreich und Österreich. Ein Pfund Pfeffer kostete in Konstanz 126 Brote. Ein Pfund Ingwer 168 Brote und der Preis für ein Pfund Safran entsprach dem heutigen Wert einer vollmöblierten Ferienwohnung für zwei Personen inklusive Wäsche für zwei Monate. Auch die Verteilung zu den Handelsniederlassungen, Messen und Märkten erforderte lange Reisen. Gemäß den Quellen wurde Safran in der Oberrhein-Gegend in Freiburg und Basel als Landsafran angebaut. Safran erlangte im Mittelalter nicht nur wegen seines Geschmacks, sondern auch wegen seiner Farbe große Bedeutung.

 Die Bevölkerung konnte sich’s nicht leisten

Im Jahr 1374 führte ein Überfall eines Transports von Basler Kaufleuten, der aus Lyon kam, bei der Burg Neu-Falkenstein mit der Erbeutung beachtlicher Mengen kostbaren Safrans zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Die Beute wurde auf die Burg gebracht und sollte der Begleichung einer Schuld dienen. Vorausgegangen war eine Fehde zwischen der Stadt und dem Bischof, bei der einige adlige Herren Schaden erlitten hatten und im Friedensschluss nicht berücksichtigt worden waren. Dieser Griff zur Selbsthilfe wurde als rechtswidrig und Landfriedensbruch betrachtet. Nach 14 Tagen der Belagerung der Burg ergab sich die Besatzung. Die beschlagnahmte Beute des Safran ging nur zu einem geringen Teil an die Kaufleute zurück, die Sieger verwendeten ihren Anteil daran zur Deckung der entstandenen Kriegskosten. Danach zahlte Basel die Schuld an einen Adligen, davon wurden Kriegsschäden an der Burg beseitigt. Exotische Gewürze waren lange nur der Oberschicht vorbehalten. Bauern oder die Landbevölkerung konnten ihre Speisen bis mindestens zum 16. Jahrhundert nur mit einheimischen Gewürzen verfeinern. Die umlaufenden Klischees von total überwürzten Speisen im Mittelalter seien jedoch sachlich nicht haltbar, so Referentin Siegmann. Sie hatte Rezepte aus Kochbüchern oder Beispiele der Verwendung aus Rechnungsbüchern und Haushaltsbüchern für ein Festmahl aufgeführt.

 Nicht zuletzt kam auch der gesundheitliche Aspekt von gewürzten Speisen nicht zu kurz.

 Die griechisch-römische Gesundheitslehre kam nach arabischen Einflüssen, wo sie tradiert und weiterentwickelt wurde, nach Europa zurück. Man schätzte die verschiedenen Eigenschaften der Gewürze, die, richtig angewandt, zum guten Gleichgewicht der vier Säfte des Menschen beitragen konnten.

Abschließend gab es für die Gäste noch Gewürz-Pröbchen zum Schnuppern und Probieren. Entgegen der Erwartungen der Veranstalter gab es bei der Veranstaltung noch einige freie Plätze.

 

Original-Bericht: MT / Jutta Wenz
 

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