Gemälde mit dem
Bleistift geschaffen
Neueröffnung des Ernst
Schleith-Ateliers in Wieslet /
KuK erinnert an einen oft verkannten Künstler
Gestern wäre er 140 Jahre alt geworden und dank der Initiative KuK (Kunst
und Kultur im Kleinen Wiesental)
ist er nicht in Vergessenheit geraten:
Der Wiesleter Maler Ernst Schleith. Vermutlich hätte er sich über die
Neueröffnung des Schleith-Ateliers am Sonntag gefreut, obwohl der hoch
begabte, aber unter Depressionen
leidende Künstler als Eigenbrötler und
unbequemer Zeitgenosse galt.
![](eröffnung_schleith_atelier_mt.jpg)
Auf der Originalstaffelei von Ernst Schleith findet sich seit Sonntag
dessen Werk Wiesleth 1919,
das die Gemeinde in Gestalt von Ortsvorsteher
Heinz Eichin (Mitte) Hans Viardot (rechts) von
der Initiative KuK übergab. Über die Neueröffnung des Ernst
Schleith-Ateliers freute sich auch
Landrat Walter Schneider (links).
Alle Schleith-Bilder, über die KuK verfügt, sind jetzt unter einem Dach,
freute sich KuK-Aktivist Hans Viardot am Sonntag bei der Begrüßung der
rund 30 Gäste, die zur Neueröffnung des 1996 eingerichteten Ernst
Schleith-Ateliers im Dachgeschoss des alten Schulgebäudes gekommen waren.
Über diesen Anlass freute sich auch die Ortsverwaltung: Ortsvorsteher
Heinz Eichin gratulierte Viardot im Namen des Ortschaftsrats und
überreichte ihm aus dem Gemeindebesitz ein Schleith-Werk, das die Gemeinde
Wieslet zeigt. Es ist das 49ste Werk von Ernst Schleith, das das Atelier
ziert und Hans Viardot hofft, dass bald das Fünfzigste dazukommt. Für
Schenkungen oder Dauerleihgaben ist die Initiative KuK stets dankbar.
Dass Ernst Schleith, der im Jahr 1940 in seinem Geburtsort Wieslet
verstarb, kein Fließbandproduzent war, legte Viardot in seinen
einführenden Worten dar. Der Chunschtmoler vo Wieslet, wie er in der
Bevölkerung genannt wurde, dürfte in seinem Leben etwa 800 Bilder gemalt
haben. Deutlich wurde jedoch am Sonntag, dass diese im Vergleich zu
anderen Künstlern relativ geringe Zahl der akribischen Arbeitsweise des
über weite Strecken seines Lebens bitterarmen Künstlers geschuldet war.
Schleith hat die überwiegende Zahl seiner Gemälde mit Bleistift gefertigt,
da er sich Öl und Leinwand meist nicht leisten konnte. Und wenn er abends
in die Natur hinausging, um neue Szenerien für seine Werke zu erschließen,
hatte er meist schon viele Stunden im Atelier verbracht, wo er mit dem
Bleistift in mühseliger Kleinarbeit seinen Arbeiten die entscheidenden
Schliffe verlieh - bis hin zum quasi-fotographischen Eindruck, den seine
Landschafts- und Porträtgemälde vermitteln. Viardot ging sogar noch
weiter: Diese Bleistiftgemälde sind etwas ganz Besonderes; so wie Ernst
Schleith gemalt hat, diese Licht- und Schattentechnik, das bekommt man mit
dem Fotoapparat oft gar nicht hin.
Der KuK-Aktivist verschwieg jedoch bei aller künstlerischen Wertschätzung
für Ernst Schleith nicht, dass dieser offenbar ein schwieriger Charakter
war. Heute sind sich die Experten einig, dass der Maler, wohl nicht
zuletzt auf Grund des frühen Todes seiner Mutter, zeitlebens unter tiefen
Depressionen litt. Auf Grund dieser Krankheit, so berichtete Viardot,
konnte Schleith, gerade während seiner Jahre in Karlsruhe und München,
auch kaum Ausstellungen verbuchen. Meistens ließen ihn kurz vorher die
Nerven im Stich. Die letzten zwanzig Jahre seines Lebens verbrachte Ernst
Schleith - von der Kunstwelt verkannt und im Dorf kaum angesehen - wieder
in Wieslet, wo ihm unter dem Dach der Schule - dem heutigen Atelier -
Aufenthaltsrecht gewährt wurde.
Zur Neueröffnung des Schleith-Ateliers war auch Landrat Walter Schneider
gekommen, der sich darüber freute, dass KuK den Künstler nicht in
Vergessenheit geraten lässt. Der Landrat sprach von künstlerischem
Reichtum im Kleinen Wiesental und sicherte die Unterstützung des
Landkreises bei der Bewahrung der schöpferischen Leistungen der
Vergangenheit zu.
KURZINFO
Führungen für Gruppen im Ernst-Schleith Atelier sind jederzeit nach
Vereinbarung möglich. Zum Atelier gehört
auch ein umfangreiches Schleith-Archiv. Weitere Informationen bei Hans Viardot unter Telefon
01733088809.
Nach einem Bericht des
Markgräfler Tagblatts / Original-Text und Foto: Peter Schwendele
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