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Presse - Aktuell                       

Markgräfler Tagblatt - Bericht vom 24. Mai 2011

 
Gemälde mit dem Bleistift geschaffen

Neueröffnung des Ernst Schleith-Ateliers in Wieslet /
KuK erinnert an einen oft verkannten Künstler


Gestern wäre er 140 Jahre alt geworden und dank der Initiative KuK (Kunst und Kultur im Kleinen Wiesental)
ist er nicht in Vergessenheit geraten: Der Wiesleter Maler Ernst Schleith. Vermutlich hätte er sich über die Neueröffnung des Schleith-Ateliers am Sonntag gefreut, obwohl der hoch begabte, aber unter Depressionen
 leidende Künstler als Eigenbrötler und unbequemer Zeitgenosse galt.


Auf der Originalstaffelei von Ernst Schleith findet sich seit Sonntag dessen Werk Wiesleth 1919,
das die Gemeinde in Gestalt von Ortsvorsteher Heinz Eichin (Mitte) Hans Viardot (rechts) von
der Initiative KuK übergab. Über die Neueröffnung des Ernst Schleith-Ateliers freute sich auch
Landrat Walter Schneider (links).

Alle Schleith-Bilder, über die KuK verfügt, sind jetzt unter einem Dach, freute sich KuK-Aktivist Hans Viardot am Sonntag bei der Begrüßung der rund 30 Gäste, die zur Neueröffnung des 1996 eingerichteten Ernst Schleith-Ateliers im Dachgeschoss des alten Schulgebäudes gekommen waren. Über diesen Anlass freute sich auch die Ortsverwaltung: Ortsvorsteher Heinz Eichin gratulierte Viardot im Namen des Ortschaftsrats und überreichte ihm aus dem Gemeindebesitz ein Schleith-Werk, das die Gemeinde Wieslet zeigt. Es ist das 49ste Werk von Ernst Schleith, das das Atelier ziert und Hans Viardot hofft, dass bald das Fünfzigste dazukommt. Für Schenkungen oder Dauerleihgaben ist die Initiative KuK stets dankbar.

Dass Ernst Schleith, der im Jahr 1940 in seinem Geburtsort Wieslet verstarb, kein Fließbandproduzent war, legte Viardot in seinen einführenden Worten dar. Der Chunschtmoler vo Wieslet, wie er in der Bevölkerung genannt wurde, dürfte in seinem Leben etwa 800 Bilder gemalt haben. Deutlich wurde jedoch am Sonntag, dass diese im Vergleich zu anderen Künstlern relativ geringe Zahl der akribischen Arbeitsweise des über weite Strecken seines Lebens bitterarmen Künstlers geschuldet war. Schleith hat die überwiegende Zahl seiner Gemälde mit Bleistift gefertigt, da er sich Öl und Leinwand meist nicht leisten konnte. Und wenn er abends in die Natur hinausging, um neue Szenerien für seine Werke zu erschließen, hatte er meist schon viele Stunden im Atelier verbracht, wo er mit dem Bleistift in mühseliger Kleinarbeit seinen Arbeiten die entscheidenden Schliffe verlieh - bis hin zum quasi-fotographischen Eindruck, den seine Landschafts- und Porträtgemälde vermitteln. Viardot ging sogar noch weiter: Diese Bleistiftgemälde sind etwas ganz Besonderes; so wie Ernst Schleith gemalt hat, diese Licht- und Schattentechnik, das bekommt man mit dem Fotoapparat oft gar nicht hin.

Der KuK-Aktivist verschwieg jedoch bei aller künstlerischen Wertschätzung für Ernst Schleith nicht, dass dieser offenbar ein schwieriger Charakter war. Heute sind sich die Experten einig, dass der Maler, wohl nicht zuletzt auf Grund des frühen Todes seiner Mutter, zeitlebens unter tiefen Depressionen litt. Auf Grund dieser Krankheit, so berichtete Viardot, konnte Schleith, gerade während seiner Jahre in Karlsruhe und München, auch kaum Ausstellungen verbuchen. Meistens ließen ihn kurz vorher die Nerven im Stich. Die letzten zwanzig Jahre seines Lebens verbrachte Ernst Schleith - von der Kunstwelt verkannt und im Dorf kaum angesehen - wieder in Wieslet, wo ihm unter dem Dach der Schule - dem heutigen Atelier - Aufenthaltsrecht gewährt wurde.

Zur Neueröffnung des Schleith-Ateliers war auch Landrat Walter Schneider gekommen, der sich darüber freute, dass KuK den Künstler nicht in Vergessenheit geraten lässt. Der Landrat sprach von künstlerischem Reichtum im Kleinen Wiesental und sicherte die Unterstützung des Landkreises bei der Bewahrung der schöpferischen Leistungen der Vergangenheit zu.

KURZINFO
Führungen für Gruppen im Ernst-Schleith Atelier sind jederzeit nach Vereinbarung möglich. Zum Atelier gehört
auch ein umfangreiches Schleith-Archiv. Weitere Informationen bei Hans Viardot unter Telefon 01733088809.


Nach einem Bericht des Markgräfler Tagblatts / Original-Text und Foto: Peter Schwendele
 

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