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Presse - Aktuell                          

BZ - Bericht vom 11. November 2011


Erstaunlich wenig bekannter Maler

Ausstellung mit Werken von Ernst Schleith im Paul-Ibenthaler-Haus /
Der "Chunschmoler vo Wiesleth" ist ein Hans-Thoma-Schüler.



Sie präsentieren erstmals eine Ernst Schleith-Ausstellung im Ibenthaler-Haus:
Stiftungs-Vorsitzender Andreas Obrecht, Kurator Martin Leccese und Hans Viardot
von „Kunst und Kultur Kleines Wiesental“ (von links) Foto: R. Frey


Er war ein meisterhafter Künstler, aber verkannt und weitgehend vergessen: Der aus Wieslet stammende Maler Ernst Schleith (1871-1940), ein einstiger Hans-Thoma-Schüler, lebte und starb einsam und zurückgezogen. In diesem Jahr wäre er 140 Jahre alt geworden. 55 Bilder Schleiths werden nun vom 15. November bis 18. März erstmals im Paul-Ibenthaler-Haus in Lörrach ausgestellt. Es ist die siebte Ausstellung in diesem Haus und die zweite, die nicht Ibenthaler selbst gilt.

Eröffnet wurde die Schleith-Retrospektive unter dem Titel "Hyperrealismus aus der Einsamkeit" am Dienstag, 15. November 2011. "Angesichts der Qualität seiner Arbeiten ist es unglaublich, dass Schleith in Lörrach so wenig bekannt ist", sagt Andreas Obrecht, der Vorsitzende der Paul und Regina Ibenthaler-Stiftung. Über Vermittlung von Landrat Walter Schneider kam der Kontakt zur Initiative "Kunst und Kultur Kleines Wiesental" (KUK) zustande, die sich seit Jahrzehnten intensiv um Ernst Schleith bemüht und die Erinnerung an ihn hochhält. 50 Bilder – hauptsächlich Schenkungen – hat KUK aus dem Schleith-Museum in Wieslet für diese Ausstellung ausgeliehen, fünf weitere Exponate stammen aus dem Museum am Burghof in Lörrach.

"Schleith kennt man hier kaum, er ist viel zu wenig beachtet. Aber wenn die Leute die Bilder sehen, werden sie begeistert sein", sagt Hans Viardot von KUK, den es freut, dass Schleiths Arbeiten in so großzügigem Rahmen gezeigt werden. Die rührige Kunstinitiative aus dem Kleinen Wiesental hat schon viel getan, um das Werk des "Chunschtmolers vo Wiesleth" zu würdigen. So veranstaltete sie 1993 eine umfangreiche Schleith-Ausstellung im Wiesleter Schulhaus, eröffnete 1994 eine Schleith-Stube im Gasthaus Maien, brachte 1996 einen Kalender mit Schleith-Bildern heraus und richtete im selben Jahr das Schleith-Atelier im Dachgeschoss des Schulhauses in Wieslet ein – dort, wo der Künstler von 1919 bis zu seinem Tod gewohnt hat und sein Atelier hatte. Die Gemeinde hatte es dem mittellosen Künstler eingerichtet.

Schon als Schüler war Schleith durch seine zeichnerische Begabung aufgefallen. Später besuchte er die Kunstgewerbeschule Karlsruhe und studierte von 1892 bis 1900 an der Kunstakademie Karlsruhe, wo er zeitweise Schüler von Hans Thoma war. Schleith unterhielt auch einen Briefwechsel mit Emil Nolde. Nach kurzen Unterrichtstätigkeiten und Studienaufenthalten in Halle an der Saale, München und Karlsruhe kehrte der Maler nach dem Ersten Weltkrieg in seine Heimat zurück. In Wieslet fand er einige Gönner und Förderer, die ihn unterstützen, oft schuf er Bilder nur für Kost und Logis.

Neben frühen Ölbildern, Studien und Porträts aus der Karlsruher Studienzeit sind vor allem Porträts und Landschaftsansichten aus Wieslet und Umgebung zu sehen, die Schleith in seiner meisterlichen Technik in Bleistift geschaffen hat: Bleistiftgemälde in akribischer realistischer Genauigkeit. Dass er in dieser Zeit mit Bleistift und Buntstift gezeichnet hat, ist der puren Not geschuldet. Er konnte sich Ölfarbe und Leinwand nicht leisten. So entstanden die staunenswert detailgetreu und fotorealistisch präzise wirkenden Bleistiftzeichnungen in einer zeitaufwändigen Technik, die etwas Pointillistisches hat. Zwei bis drei Monate arbeitete Schleith an einem solchen Bild. Der Künstler, ein Einzelgänger von eher grüblerisch-schwermütigem Naturell, stellte sich selbst oft als einsamen Wanderer, als Heimatlosen in diesen Landschaften dar.

Sehr harmonisch und mit gutem Blick hat Kurator Martin Leccese die Bilder gehängt. Bei der Ausstellungseröffnung am 15. November, 19 Uhr, sprachen Andreas Obrecht und Landrat Walter Schneider, und Hans Viardot von KUK führt in Leben und Werk von Ernst Schleith ein.



Nach einem Bericht der Badischen Zeitung / Autorin: Roswitha Frey

 

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