Wie Schüler
„museumsreif"
werden
Pädogogische Kooperation der
Schulen Wieslet und Tegernau
mit dem Friedrich-Ludwig-Museum
Reif fürs (Friedrich-Ludwig)-Museum
werden sollen die Schüler der Nachbarschaftsschule Tegernau und der
Grundschule Weitenau-Wieslet: Im Rahmen einer festen Kooperation sollen ab
sofort Kinder beider Schulen mindestens einmal pro Jahr hier einen
Vormittag verbringen.
„Das ist ein Hund". „Nein, das ist ein Mensch". Die zwei Steppkes werden
sich nicht ganz einig über das, was nun auf der Kohlezeichnung des Malers
Friedrich Ludwig eigentlich zu sehen ist - interessant ist es aber
allemal. Ihre Klassenkameraden nebenan finden in Ludwigs Aquarellen von
Wieslet und Umgebung ihre Heimat wieder: „Guck mal, das Haus kenn' ich!"'.
Seit Eröffnung des Friedrich-Ludwig-Museums in Wieslet waren zwar hier
schon etliche Schulklassen und Kindergartengruppen aus der Umgebung zu
Gast. Ab jetzt sollen im Rahmen einer festen Kooperation Kinder beider
Schulen aber mindestens einmal pro Jahr hier einen Vormittag verbringen.
Am vergangenen Dienstag besuchten Siebt- und Drittklässler aus der
Nachbarschaftsschule Tegernau und der Grundschule Weitenau-Wieslet
gemeinsam mit Rektorin Ulla Kleinedler, Rektor Joachim Veit, einem
Pädagogenteam und Museumsleiter Julius Cornelsen das Museum.
„Wir wollen mit Kunst auf die Menschen zugehen", erläutert Hans Viardot,
Sprecher der Initiative „Kunst und Kultur" (KUK) im Kleinen Wiesental.
Viardot und Pädagoge Berthold Hünenberger teilen sich die Führung,
getrennt besichtigen Siebt- und Drittklässler die Räume, später werden die
Siebtklässler für den Kunstunterricht ein Ludwig-Gemälde kopieren.

„Pennywise" einem
Teddy zu Leibe rückt. Beim Betreten des Raumes mit den Perchtas und
Zombies hört man jede Menge „Uoh's und „Ääh's. Gemeinsam schauen sich die
Kinder das Kurzvideo über den Künstler Dieter Weber und sein geheimes
Panoptikum im Brombacher „Hirschensaal" an. Beim Verlassen der
Sonderausstellung reichen die Reaktionen von „Mordscool" bis „Mir isch
halber schlecht gworde". Vernünftigerweise werden nun die vorangegangenen
Eindrücke durch die Wirkung der farben- und ausdrucksstarken
Ludwig-Gemälde überlagert.
Die Hemmung vor der Institution „Museum" haben sie längst verloren, viele
Kinder betrachten die Bilder mit spürbarem Interesse und reden unbefangen
miteinander über das, was sie da sehen. Hünenberger holt ein Ölgemälde aus
Ludwigs später Phase von der Wand und zeigt den Kindern den
außerordentlich dicken Farbauftrag. Viardot erzählt aus dem Leben der
Wiesleter Künstler Ludwig und Ernst Schleith und davon, wie beide in
Wieslet eher schlecht angesehen waren - eben auch darum, weil den
Dorfbewohnern früherer Zeiten das Verständnis für Kunst nie vermittelt
wurde.
„Die Kinder haben heute erlebt, dass Kunst spannend ist",
stellt Rektor Veit zum Schluss zufrieden fest.
Badische Zeitung vom 19. 4. 2007 / Bericht und Foto: Silke Hartenstein
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