"Er bringt die Sachen auf den Punkt"
Für
POLO-HOFER-FANS war der Freitag in der Tegernauer "Krone" ein wahrer Festtag.

Die "Knaschtbrüeder"
– Jeannot (links) und Christian Weißenberger – präsentierten ein Konzert
ausschließlich mit Liedern des Schweizer Mundart-Rockers. Angereichert wurde das
Ganze mit Beiträgen über Leben und Werdegang des Berner Musikers. Als
Überraschung des Abends betrat Otto Bürgelin die Bühne und gab sein
Adelhuuse-Lied zum Besten, das vom ganzen Saal lautstark mitgesungen wurde.
Foto: Heiner Fabry
Als "Nationalheiligtum" wurde der Schweizer Sänger Polo Hofer in seinem
Heimatland gefeiert. Seine Lieder wie "Kiosk" und "Alperose" sind auch
hierzulande bekannt. Das Schopfheimer Mundart-Duo "Knaschtbrüeder" widmete Polo
Hofer einen Konzertabend in der "Krone" in Tegernau.
Stefan Ammann hat mit Jeannot und Christian Weißenberger über ihren Bezug zu dem
legendären Mundart-Rocker gesprochen.
BZ:
Was hat Sie dazu bewogen gerade jetzt ein Hommage-Konzert an Polo Hofer zu
geben?
Jeannot Weißenberger: Polo Hofer ist ja letztes Jahr gestorben. Wir haben seit
vielen Jahren immer wieder einzelne Lieder von ihm gespielt. Wir wollten das
jetzt mal kompakt beieinanderhaben, damit man auch einen Überblick über sein
Werk bekommt.
Christian Weißenberger: Das Publikum fragt uns auch immer wieder nach seinen
Liedern.
Jeannot: Polo Hofer bringt die Sachen auf den Punkt – und das auch noch in
Mundart. Der Polo Hofer war ja eigentlich ein Rocksänger mit einer richtigen
Band dahinter. Das können wir natürlich nicht bieten – wir sind nur zwei Mann
mit Holzgitarre. Aber die Sachen lassen sich ganz gut Nachspielen.
Christian: Wir haben eben unsere eigene Interpretation.
BZ: Sie haben in den 1970er Jahren mit den "Harlekins" eher englische Rock- und
Popmusik gespielt. War Polo Hofer auch ein Vorbild für die Knaschtbrüeder in
Mundart zu singen?
Jeannot: Der Polo hat sehr schöne lustige, kritische und auch besinnliche Texte.
"Kiosk" haben wir schon damals bei den "Harlekins" gesungen. Als ich dann mit
der Tanzmusik aufgehört habe, habe ich mir gesagt: Jetzt will ich nur noch in
eine Ecke stehen und etwas auf meiner Gitarre spielen und die, die’s hören
wollen, sollen zuhören und die anderen können weiterlaufen. Vor etwa 20 Jahren
ist dann Christian dazugekommen. Wir haben zuerst auch englischen Country und
hochdeutsche Balladen gespielt. Das mit dem Alemannischen hat sich dann langsam
entwickelt – vor allem auch aus dem Schopfheimer Zunftabend heraus.
Christian: Für mich war Polo Hofer nicht alleine ausschlaggebend. Ich finde es
generell schön, wenn Musik in Mundart gemacht wird und nicht nur auf Hochdeutsch
und Englisch. Schweizerdeutsch liegt uns natürlich am nächsten, aber genauso
finde ich auch Kölner Musik schön.
BZ: Polo Hofer ist ja ein echter Berner und singt auch auf Berndeutsch. Singen
Sie die Lieder im Original oder "übersetzen" Sie sie ins Wiesentäler
Alemannische?
Jeannot: (lacht) Es gibt zum Beispiel von Franz Hohler das "Totemügerli". Das
ist dermaßen Berndeutsch, dass man kaum etwas versteht. Dagegen singt der Polo
so abgeschwächt, dass es der Rest der Schweiz auch noch verstehen kann. Wir
haben es jetzt noch ein bisschen mehr abgeschwächt. Aber da sind halt einige
Begriffe und Wendungen drin, die wir nicht verändern können, wenn wir das
nachspielen.
Christian: Ein richtiger Berner würde wahrscheinlich sagen: Ihr klingt wie
Basler!
BZ: In der Konzertankündigung wird Polo Hofer als "Protestsänger, Querulant,
Gesellschaftskritiker und selbsternannter Hofnarr" beschrieben. Können Sie sich
mit diesen Etiketten auch identifizieren?
Jeannot: Ja das würden wir gerne. Aber ich bin jetzt nicht unbedingt ein
Protestsänger und wenn dann würde ich den Protest eher etwas verpacken. Aber wir
können uns mit wirklich vielem identifizieren, was er gemacht hat. Man hört aus
den Liedern heraus, dass er sein Leben gelebt hat. Ich sage immer: Wer über
Dreck singt, muss vorher Dreck gefressen haben.
Zur
Person:
Polo
Hofer (geboren 1945 in Interlaken/gestorben 2017 in Oberhofen) war ein Berner
Mundart-Rock-Sänger.
Seine Lieder wurden weit über die Schweiz hinaus bekannt.
Jeannot (67) und Christian Weißenberger (45) sind in Wieslet aufgewachsen und
betreiben in Schopfheim im ehemaligen Gefängnis eine Grafik- und Werbeagentur.
Jeannot Weißenberger war in den 1970er Jahren Frontmann der Coverband
"Harlekins".
Gemeinsam mit seinem Bruder Christian gründete er vor rund 20
Jahren das Mundartduo "Knaschtbrüeder".
BZ-Bericht: Stefan Amman
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