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      Jeannots 
      pieksende Karikaturen
 
 Die eventuell letzte 
      Sonderausstellung im Friedrich-Ludwig-Museum zeigt die 
      humorvoll-hintersinnigen Werke Weißenbergers.
 
 Von seinen besten 
      Seiten präsentierte sich Multitalent Jeannot Weißenberger am Freitag in 
      Wieslet: Als Zeichner, Karikaturist, alemannischer Liedermacher, Sänger 
      und Gitarrist. Kein Wunder, dass bei der musikalisch-kabarettistischen 
      Vernissage die Dorfkirche mit über 120 Besuchern voll besetzt war und im 
      Friedrich Ludwig-Museum dichtes Gedränge herrschte, als Weißenbergers 
      Ausstellung mit Karikaturen eröffnet wurde.
 
 Man mag kaum glauben, dass diese Sonderschau der Initiative Kunst und 
      Kultur Kleines Wiesental (KuK) "Jeannots" erste Einzelausstellung 
      überhaupt ist. Dabei zeichnet der Schopfheimer Grafikdesigner schon seit 
      Jugendtagen und hat schon in den 70er Jahren die ersten Pressekarikaturen 
      angefertigt. Viele solcher witziger Zeichnungen, die mit spitzer Feder 
      lokale Ereignisse und Stadtgeschehen aus Schopfheim und Lörrach glossieren 
      und kommentieren, sind jahrelang in Tageszeitungen, auch in der Badischen 
      Zeitung, erschienen. Eine Auswahl dieser Karikaturen und 
      "Jahresrückblicke" in karikaturistischer Form sind nun im Ludwig-Museum zu 
      sehen.
 
 
  Mit spitzer 
      Feder: Humorvolle Karikaturen und Zeichnungen zeigt
 Jeannot Weißenberger in der am Freitag eröffneten Sonderschau
 im Ludwig-Museum Wieslet. Foto: Roswitha Frey
 
 Da kann man über manche Geschehnisse und Persönlichkeiten schmunzeln, die 
      vor allem in den 80er Jahren in den Schlagzeilen waren. Bissig, satirisch, 
      mit ins Schwarze treffendem Humor hat Weißenberger verschiedene Sujets 
      aufgespießt: Da sitzen etwa die Gäste im Biergarten an der Hauptstraße mit 
      Gasmasken im Abgasnebel. Oder ein "Dieb" schleicht sich mit dem 
      "Freudenbergareal" aus dem Schlafzimmer der Stadt...
 
 Neben diesen tagesaktuellen Karikaturen zu kommunalpolitischen Themen in 
      der Markgrafenstadt zeigt der Grafiker aber auch Zeichnungen, die spontan 
      aus einer Idee heraus entstanden, zum Beispiel der exhibitionistische 
      Roboter. Auch umweltkritische Arbeiten sind darunter. So hat Jeannot 
      mehrfach das Thema Waldsterben aufgegriffen und weinende Bäume gezeichnet, 
      die unter rauchenden Industrieschloten leiden und vom Arzt abgehorcht 
      werden mit der Diagnose: "Sie müssen unbedingt mit dem Rauchen 
      aufhören...". Als leidenschaftlicher Musiker hat der 58-Jährige auch ein 
      paar Rockstar-Porträts gezeichnet, etwa Mick Jagger mit Wulstlippen und 
      zerknittertem Gesicht. Die Porträts gehen auch eher in Richtung 
      Karikaturen, denn die Physiognomie wird bewusst überspitzt dargestellt.
 
 Blickfänge sind die großformatigen cartoonähnlichen Zeichnungen, die der 
      Schnitzelbänkler Jeannot Weißenberger seit vielen Jahren für die 
      Zunftabende gestaltet. Im Gegensatz zu den feineren, präzisen Linien in 
      den anderen Karikaturen sind diese großen Bilder schnell, einfach und 
      kraftvoll in den Konturen umrissen. Auch der Witz und die Pointen dürfen 
      schon mal kräftiger und plakativer ausfallen in diesen humorigen Bildern 
      mit Vierzeilern in der Art von Limericks. So macht der Karikaturist hier 
      hintersinnige Anspielungen auf Skandale bei den Royals, auf gierige 
      "Spanner" oder die "Grünen", die Bäume retten. Besonders humorvoll ist das 
      Bild vom Musiker mit Klampfe, der sich wie einer der populären "Amigos" 
      vor Autogrammjägern nicht mehr retten kann. Die Schau gibt einen 
      trefflichen Eindruck vom zeichnerischen Können, dem sicheren Strich, 
      pointierten Witz und Einfallsreichtum des Künstlers, der Karikaturisten 
      alter Schule wie Horst Haitzinger schätzt und vom großen Cartoonisten und 
      Satiriker F.K. Waechter und der Frankfurter Schule geprägt wurde.
 
 So vergnüglich die Karikaturen anzusehen sind, so unterhaltsam war schon 
      die Vernissage, bei der Weißenberger zusammen mit seinem Bruder Christian, 
      mit dem er das Duo "Knastbrüder" bildet, und dem Gitarristen Mark Wise 
      auftrat und diverse eigene Lieder brachte – sehr zur Begeisterung des 
      Publikums. Etwa das Belchelied, das Lied "Schluckeli", eine Hommage an den 
      Wirt Santino Baldassarre, oder "De Indianer" über den Onkel, der so schön 
      zeichnen konnte. Einen lustigen alemannisch-italienischen Dialog in 
      Comedy-Sketchform lieferte sich Weißenberger mit Salvatore Invernale. Sehr 
      gut kam auch Dieter Spinolis Beitrag an, der die Vielseitigkeit von 
      Jeannot mit feinfühligem Humor vorstellte.
 
 Mit einem lachenden und weinenden Auge begrüßte Hans Viardot die Gäste zu 
      dieser voraussichtlich letzten KuK-Vernissage im Ludwig-Museum und wies 
      auf die stattliche Zahl von über 15 660 Besuchern in elf Museumsjahren 
      hin. Ob und wie es weitergeht mit dem Ludwig-Museum, ist noch offen und 
      wird erst nach einem anberaumten Gespräch Ende März entschieden.
 
 Info: Die Ausstellung dauert bis zum 16. 
      April, geöffnet Sonntag 14 bis 17 Uhr.
 
 Bericht und Foto: Roswitha Frey
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