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Die Chronik der sonntäglichen "Krone - Frühschoppen"

 

 

 

Es hielt ihn nicht auf seinem Stuhl

Norbert Schwientek las Tschechow beim „Krone"-Frühschoppen


Norbert Schwientek las in der Krone   Foto: Roswitha Frey

Mit seinen monatlichen Angeboten wächst der Krone-Frühschoppen in Tegernau über das Kleine Wiesental hinaus. Nach Shakespeare im letzten November stand am vergangenen Sonntag Anton Tschechow auf dem Programm.

Der in Neuenweg wohnende Schauspieler Norbert Schwientek gestaltete mit fünf Kurzgeschichten des russischen Dichters eine höchst unterhaltsame Literatur-Matinee. Der Besucherandrang war so groß, dass aus der Gaststube in den Festsaal ausgewichen wurde. Aber auch der drohte bald aus den Nähten zu platzen. Viele der Zuhörer waren von weit her angereist, um sich dieses Ereignis nicht entgehen zu lassen. Norbert Schwientek hatte für seine Lesung fünf Kurzgeschichten des in Badenweiler verstorbenen Dichters ausgewählt, die von amüsanten, skurrilen sehr menschlichen Begebenheiten aus dem russischen Alltag berichteten. Schutzlose Damen erwiesen sich als gar nicht so hilflos bei der Durchsetzung ihrer Interessen, vorauseilende Unterwürfigkeit eines Beamten führte zu seinem frühen Ableben und bei der Vorfreude auf einen möglichen Hauptgewinn in der Lotterie entwickelten Eheleute wahrhaft „waczlawik"sche" Überlegungen und Gedankengänge.

Das wirkliche Ereignis am Sonntag aber war der Vollblutschauspieler Norbert Schwientek. Es hielt ihn nicht auf seinem Stuhl, und er durchmaß mit großen Schritten den Festsaal. - Mit wechselnden Stimmlagen und überwältigender Mimik liess er die Figuren lebendig werden. Man vermeinte, den Teeduft des dampfenden Samowars wahrzunehmen, und fühlte sich in die Szenen kleinbürgerlichen Alltags hinein versetzt. Auch wenn man glaubte, während einer Geschichte den Ausgang ahnen   zu   können,   so   setzte   Norbert Schwientek die Pointen so souverän und treffend, dass man doch immer wieder überrascht und überwältigt wurde. Das Publikum war hin und weg und feierte den Schauspieler mit gewaltigem Applaus.



Bericht: BZ / Heiner Fabry

 

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