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Die Chronik der sonntäglichen "Krone - Frühschoppen"

 

 

 

Bedeutender Sohn, berühmter Vater

Professor Wolf-Georg Forßmann war Gast beim „Krone"-Frühschoppen /
Als Schüler täglich von Wambach zu Fuß nach Tegernau


Prof. Wolf-Georg Forßmann, Sohn des Nobelpreisträgers Werner Forßmann,
war beim jüngsten „Krone-Frühschoppen" in Tegernau zu Gast.   
Foto:
Uni Heidelberg

Beim jüngsten sonntäglichen „Krone-Frühschoppen" im künftigen Wirtshausmuseum plauderte der vielfach ausgezeichnete Naturwissenschaftler Professor Dr. Dr. Wolf-Georg Forßmann, Leiter des Peptid-Instituts in Hannover, über seine Kindheit und Jugend in Wies und besonders über seinen Vater, den Nobelpreisträger Prof. Dr. Werner Forßmann.


Prof. Dr. Werner Forßmann 
Foto. unbek. - a. d. Wikipedia   

Landarzt i. R. Dr. Hans Viardot freute sich besonders, den Gästen in der übervollen „Krone" die Begegnung mit der Familie Forßmann zu ermöglichen. Der äußere Anlass war die Herausgabe einer 90-Cent-Briefmarke als Sonderpostwertzeichen anlässlich des Jubiläums „50 Jahre Nobelpreis Werner Forßmann".

Bürgermeister Horst Wezel berichtete von dieser Übergabe, die für ihn, der dort auch eine Ansprache halten durfte, sehr eindrücklich war. Die Gemeinde Wies verlieh 1974 Werner Forßmann die Ehrenbürgerwürde. Wolf-Georg Forßmann, der sich das Anwesen der Familie Forßmann in Wambach quasi als Sitz für den Ruhestand erkoren hatte, schilderte nicht nur die bahnbrechende medizinische Leistung seines Vaters, der einst als 25-jähriger Arzt im Jahre 1929 gegen die Anweisungen seiner vorgesetzten Ärzte die Sondierung des Herzens durch Katheterisierung im Selbstversuch erprobte und dafür erst 27 Jahre später dafür den Nobelpreis erhielt. Er skizzierte auch die medizinische Tätigkeit seines Vaters in Berlin, Eberswalde, Mainz, Dresden, Bad Kreuznach und Düsseldorf.

Doch ganz besonders interessierte des Vaters Wirken nach der Bombardierung Berlins von 1942 an in der Schwarzwaldgemeinde Wies. Hier wuchsen die fünf Söhne und eine Tochter im Ortsteil Wambach als Kinder des praktizierenden Landarztes und der ebenfalls als Ärztin ausgebildeten Mutter auf. Die Kinder erlebten, wie viele Kilometer der Vater zu Fuß zu seinen Patienten - oft mit Begleitung der Kinder - zurücklegen musste.

Für Werner Forßmann stand immer der Patient im Mittelpunkt, auch wenn er lange Wege zurücklegen und mit bescheidenen Mitteln und wenigen Medikamenten auskommen musste. Doch die chirurgische Kunst des Vaters rettete so auch mal einem Uhrmacher die schwer verletzte rechte Hand. Die Kinder mussten, nachdem sie aufs Schopfheimer Gymnasium gehen mussten, schon morgens um fünf Uhr aufstehen und zu Fuß tagtäglich nach Tegernau bis zum Bus gehen. Wolf-Georg Forßmann wusste auch zu berichten, dass der Vater gleich nach 1945 - trotz kurzzeitigem Berufsverbot wegen seiner Mitgliedschaft bei der NSDAP - oft ins Parkhotel nach Badenweiler mit einem Puch-Motorrad fahren musste, um dort französische Soldaten zu operieren. Vater Forßmann, der sowohl das wilhelminische Kaiserreich, die Weimarer Republik, das Dritte Reich und die Bundesrepublik erlebte, habe stets mit harter Disziplin gearbeitet und sich dennoch eine fröhliche Seite bewahrt.

Ergänzt wurden die Ausführungen von zwei Gedichten, die Hans Ruf aus Demberg oder Gretli Vollmer aus Oberhäuser über Professor Forßmann verfasst hatten. Werner Forßmann, der in Berlin zur Welt kam, lebte nach seiner Pensionierung in Wies, wo er auch beerdigt wurde, nachdem er knapp 75-jährig im Schopfheimer Krankenhaus gestorben war.



Bericht. BZ / Georg Diehl

 

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