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Als
Geselle 54 Stunden und mehr die Woche gearbeitet
Küfermeister Heinrich
Arzet erzählte aus seinem erfahrungsreichen Leben
im Fass- und Zuberbau / Nie ohne Hammer weg
1.

Fässer und Fässle prägen sein Leben: Heinrich Arzet aus Steinen ist
der letzte Küfermeister im Wiesental. Foto: Heiner Fabry
Als Heinrich Arzet, der vierte gleichen Namens der Küfer- und
Weinhändlerfamilie aus Steinen, noch ein ganz kleiner Bub war, erklärte
der Vater kategorisch: "Du musst gar nicht nachdenken, was du werden
willst; du wirst Küfer." Nachdem das geklärt war, bekam der kleine
Heinrich gleich seine Küfergewandung: eine Küferbluse und eine
Küferschürze.
Mit dieser Anekdote begann Heinrich Arzet
am Sonntag im Wirtshausmuseum Krone in Tegernau seinen Vortrag über das
Küferhandwerk. Die zahlreichen Besucher, die wieder zum Frühschoppen in
die Krone geströmt waren, bekamen einen lebendigen Einblick in eine
vergangene Welt. Seit 1860 betreibt die Familie Arzet in Steinen das
Küferhandwerk und eine Weinhandlung. Anhand von Schaustücken erläuterte
der Küfermeister, wie aus Eichenholz Fässer und aus Tannenholz Zuber
hergestellt wurden. Es wurde erklärt, dass die Dauben in der Mitte leicht
breiter waren als an den Endstücken, damit ein "Bauch" im Fass entstand.
Besonders wichtig waren für die Handwerkermeister die Werkzeuge, die zum
Teil selbst hergestellt wurden. Und am allerwichtigsten war der Hammer des
Küfers, ohne den er niemals sein Haus verließ.
Mit weiteren Anekdoten aus seinem Leben
machte Heinrich Arzet anschaulich, dass die Arbeitsbedingungen früher
andere waren als heute. In der Gesellenzeit sollte Jung-Heinrich "in die
Fremde", und damit er nicht jedes Wochenende nach Hause kommen konnte,
schickte ihn der Vater an den Genfer See. Ausgemacht waren im
Gesellenvertrag 54 Wochenstunden und ein Lohn von 440 Franken. Nach dem
ersten Monat beschied ihm der Meister, dass er zwar tüchtig schaffe, aber
noch sehr viel lernen müsse. Darum seien 400 Franken auch gut. Und die 200
Überstunden, die nach einem Jahr zusammen gekommen waren, wurden mit 50
Franken pauschal abgegolten. Böse war Heinrich Arzet deshalb aber nicht.
"Wir haben noch lange ein gutes Verhältnis gepflegt und uns immer wieder
besucht", schmunzelte der Küfer.
Zum Schluss gab Heinrich Arzet noch einen
Einblick in die Zeitläufe. Aus einer Zusammenstellung aus alten Chroniken
wusste er von Zeiten zu berichten, als es so viel Wein gab, dass er
verschenkt werden musste oder dass man den Mörtel mit Wein anrührte. Die
Chroniken wussten aber auch von Frost und Schneefall bis in den Juli zu
berichten.
Dieser 25. Krone-Frühschoppen war wieder eine Sternstunde aus der
heimatlichen Geschichte und aus dem alten Handwerk. Hans Viardot machte
klar, dass solche lebendigen Berichte aus dem eigenen Erleben nicht mehr
lange zu hören sein werden. Und er dankte dem Küfermeister Heinrich Arzet
für seinen Bericht und den Zuhörern für ihr Interesse, mit dem sie einen
Beitrag dazu leisteten, dass dieses Wissen vorerst nicht ganz verloren
geht oder in Vergessenheit gerät.
Bericht. BZ/Heiner Fabry |