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Die Chronik der sonntäglichen "Krone - Frühschoppen"

 

 

 

"Krone"-Waldglasfund gilt als Rarität

Glas, Gold und Schanzen: Eindrucksvoller Vortrag von Werner Störk beim „Frühschoppen"


Ein Waldglas-Fläschchen, gefunden unterm Küchenboden der Tegernauer „Krone",
gilt als „archäologische Rarität".   Foto: Hermann Jacob

Ein kleines Medizinfläschchen aus Glas, etwa sechs Zentimeter lang, konnte am Sonntag beim „Krone"-Frühschoppen bewundert werden. Gefunden wurde es bei den Renovierungsarbeiten unterm Pflasterboden in der Küche des künftigen Wirtshausmuseums. Von einer „archäologischen Rarität" sprach Werner Störk, der zu einem Vortrag über die Schanzen des Türkenluis eingeladen war und sich auch intensiv mit der Waldglas-Herstellung in der Region befasst hat.

Das Landesdenkmalamt wurde verständigt von dem interessanten Fund. Ein ähnliches Fläschchen kam schon einmal in Röttelnweiler zum Vorschein und wurde auf das 12. bis 13. Jahrhundert datiert. Das Krone-Glas könnte sogar noch älter sein, machte Dr. Hans Viardot die zahlreichen Besucher im Krone-Saal neugierig, darunter auch Landrat Schneider. Vielleicht könne bei der Untersuchung sogar noch nachgewiesen werden, welche Substanz darin enthalten war.

Werner Störk hat mit den „Minifossis" der Friedrich-Ebert-Hauptschule Schopfheim in den vergangenen Jahren schon 12 neue Glashüttenplätze im Kiemen und Oberen Wiesental ausfindig gemacht. Nachweise gelangen unter anderem für Eichholz, Kühlenbronn, Kohlgarten, Wambach, Bollen. Da es auch bei Tegernau einen Glaserberg und Glaserbuck gibt, wie ein Zuhörer zu verstehen gab, könnte das Fläschchen sogar von einer hiesigen Hütte stammen. Die Geschichte der Waldglasherstellung wird künftig im geplanten Waldglaszentrum in Gersbach dokumentiert, das im Mai 2008 fertiggestellt sein soll. Das Waldglas ist grün, weil der verwendete Quarzsand eisenhaltig war, erklärte Störk. Die Glasmacher blieben meist 15 Jahre an einem Ort und zogen dann mitsamt ihren Hütten wieder weiter, wenn der Bestand der Buchen erschöpft war. Die Glasherstellung sei ein „Geheimwissen" gewesen, das auch bei der Entstehung von Sagen eine Rolle spielte (Erdmännlein).

Auch von den zahlreichen Goldnachweisen der Minifossis im Schwarzwald, der vor 15 Jahren noch als „goldfrei" galt, erzählte Störk. Den Kleinwiesentälern und ihren Golddörfern schmeichelte er mit dem Hinweis, dass das in den hiesigen Wasserläufen gefundene Gold reiner sei als jenes aus dem großen Wiesental. Sehr eindrucksvoll war der Vortrag über die Schanzen des Türkenluis, die in der Zeit zwischen 1670 und 1714 errichtet wurden in einer Linie von Wehr über Todtmoos-Au, Schlechtbach, Zell, Hausen, vorbei an Tegernau, dann Elbenschwand, Bürchau, Neuenweg. Ein großes Lob sprach Störk den Forstleuten aus für die gute Zusammenarbeit.

Unter großen Opfern der Bevölkerung errichtet (2000 Bauern für 40 Meter), sollten die Schanzen einst die Franzosen vom Durchmarsch abhalten. Ganz im Gegenteil zu heute: Wenn in Gersbach der Nachbau einer Schanze als neue Besucherattraktion einmal fertig ist, will man die Franzosen damit bewusst anlocken.



Bericht. BZ / Hermann Jacob

 

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