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Der
Ochsen steht für Lukas
Dr. Peter Volk
fesselte mit seinem Vortrag über die traditionellen
Gasthausnamen seine Zuhörer

Prof. Peter Volk referierte in der Krone über Wirtshausnamen. Foto: Privat
"Geheimnisvolle
Namen – Schall und Rauch?" So lautete das Thema des jüngsten Frühschoppens
im Wirtshausmuseum Krone. Die Zuhörer kamen wieder aus der ganzen Regio.
Und Prof. Dr. Peter Volk aus Freiburg, ehemals Professor für gerichtliche
Medizin in Freiburg und Hannover und heute mit Forschungsfragen aus
Geschichte und Literatur beschäftigt, zog sie in seinen Bann.
Volk verzichtete
"bewusst" auf technische Hilfsmittel, da "heute alles visualisiert" wird.
Er legte dar, dass Medizin und Sprache in der Forschung viel miteinander
zu tun haben. So weiß man heute, dass Menschenaffen aufgrund
entsprechender Muskel- und Nervenentwicklungen nicht sprechen können, wohl
aber Menschen seit über einer Million Jahren. Die Sprache befähigte den
Menschen zu seiner außergewöhnlichen Stellung unter allen Lebewesen. Der
Mensch als "sprachfähiges Lebewesen" entwickelt seine Sprache von 150
Wörtern im Kleinkindesalter auf annähernd 60 000 Wörter als Abiturient.
Mit 600 Wörtern kann man sich fast in jeder Sprache verständigen. Heute
geht dieser Sprachschatz wieder zurück.
Namen gibt es tausendfach, so dass die Namen in unserm Gehirn einen
eigenen Speicher brauchen. Erst der Name verleiht einem Menschen oder
einem Ort seine unverwechselbare Individualität und Identität. Früher
wurden Ortsnamen und Hausnamen in Basel, Freiburg und Straßburg nach
Personennamen bezeichnet (zum Beispiel Gundelfingen = "Gundolf der
Schmied"), ab 1750 wurden unsere Hausnummern eingeführt. Und wie erklären
sich unsere Wirtshausnamen? Sie hatten anfangs mit der Kirche zu tun. Der
Besuch der Kirche galt früher für Fruchtbarkeit und Segen der Familie, von
Feld und Stall als absolut notwendig. Nach der Kirche traf man sich im
Gasthaus. Kirche und Gasthaus (ecclesia et taverna) waren "Geschwister".
Die ersten Gasthäuser hatten christliche Namen nach den vier Evangelisten
"Ochsen" (Lukas), "Löwen" (Markus), "Adler" (Johannes) und "Engel"
(Matthäus) oder "Lamm" (Agnus Dei), "Kreuz", "Drei Könige", "Goldener
Sternen" und andere. Die "Hirschen" gehörten in der Regel zum Kloster St.
Blasien und die "Bären" zum Kloster St. Gallen. Die "Krone" ist ein
typisches Markgräfler Gasthaus, der "Adler" typisch vorderösterreichisch.
Die allgemeine "Stube", wahrscheinlich der heutige "Maien", gilt als eine
der ältesten Wirtschaften. Alles dieses hat Tegernau mit seinen ehemals
fünf Gasthäusern "Ochsen", "Löwen", "Maien", "Krone" und "Hirschen" um die
erstmals 1113 urkundlich erwähnte und früher auch für die Evangelischen im
Wiesental wichtige Laurentiuskirche und dem seit 13. Juni 2008 offiziell
eröffneten Wirtshausmuseum "Krone". Tegernau bietet anschaulich Gasthaus-
und Stammtischkultur an. Prof. Dr. Volk findet diese Konstellation
einmalig, gerade in der heutigen Zeit des Wirtshaussterbens. Stammtische
sind nach seinen Worten die "Wiege unserer Demokratie" und immer für
unsere Intelligenz wichtig gewesen. Stammtische sind und waren Orte der
Kommunikation. Zum Schluss las Volk aus Michel de Montaignes Reise nach
Italien 1580-81 mit einem Loblied auf die deutschen Gasthäuser und die
deutsche Küche, an die die französische Küche bis zum 30-jährigen Krieg
nicht heranreichte.
Bericht. BZ/KUK
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