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Die Chronik der sonntäglichen "Krone - Frühschoppen"

 

 

 

Entscheidend ist das Lustigsein

Ein „Krone-Frühschoppen" in Tegernau zum Thema „Fasnacht"


Der Zeller Fasnächtler Uli Merkle.   Foto: privat

Der jüngste Krone-Frühschoppen in Tegernau  war dem aktuellen Thema „Fasnacht" gewidmet, über das der Zeller Fasnächtler und Buchautor Uli Merkle informierte.

Hans Viardot freute sich, in der vollbesetzten Krone ein interessiertes Publikum aus nah und fern begrüßen zu können. Er verwies auf die Tegernauer Fasnacht in den „wilden" Zwanzigern und in der Nachkriegszeit, bei der ausgiebig und bodenständig Fasnacht    gefeiert wurde. Auch heute noch wird in Tegernau die „Us-Cherete" als Ende der Fasnacht weitergepflegt.

Mit dabei war auch der Zeller Holz- und Maskenschnitzer Ludwig Merk, der sich auch als Schnitzer der „Nollehünd-Masken" einen Namen gemacht hat. Eine Auswahl seiner kunstvoll aus Lindenholz geschnitzten Fasnachtsmasken war in der „Krone" zu besichtigen.

Uli Merkle nannte als Wurzeln der Zeller Fasnacht das Mittelalter. Schon im 13. und 14. Jahrhundert, so Merkle, hätten die Menschen die Nacht vor der Fastenzeit ausgelassen gefeiert. In Basel wird erstmals eine „vasinat" um 1285 erwähnt, bevor um 1300 der Name „vasenacht" auftaucht. Vor allem in Süddeutschland, in der Schweiz und in Teilen Österreichs wurde der Name „Fastnacht" verwendet, der in anderen Regionen zu „Fasnet", „Fasenacht" oder „Fasnacht" abgeändert wurde. Die 1927 gegründete Zeller Fastnachtsgesellschaft verwendete zunächst noch das „t" im Namen, das dann aber wegfiel.

Die 40 Fastentage ließen kurz vor Beginn der Fastenzeit die Menschen noch einmal schwelgen, was auch am Begriff „Karneval" (Fleisch, lebe wohl!) erkennbar wird. Von der mittelalterlichen Kirche war das „über die Stränge hauen" gewollt, damit man nachher wieder reumütig zur Buße umkehren konnte.

Eine andere Theorie besagt, dass im fasnächtlichen Tun ein Aufbegehren gegen die Obrigkeit, sei es die weltliche oder die kirchliche, zum Ausdruck kommt. Ein Affront gegen die Kirche äußerte sich etwa im Tragen von Fleckli-Häs-Kleidern als Gegensatz zur „unbefleckten Empfängnis". Das Tragen von Fuchs- oder Ziegenfellen als Zeichen des Teuflischen und der Geilheit hat sich bis heute erhalten. Die Zahl „11", im Gegensatz zu den zehn Geboten oder den zwölf Aposteln nicht in der Bibel verankert, ließ ebenfalls Aufbegehren erkennen.

Auf dem Konzil von Benevent im Jahr 1091 wurden die sechs Sonntage vor Ostern aus der Fastenzeit herausgenommen, wodurch sich alles um eine Woche verschob. Daraus resultiert der Unterschied der „normalen" im Gegensatz zur „alten" Fasnacht, die nun eine Woche später stattfand (Buurefasnacht oder Basler Fasnacht).

Für die Zeller gilt als ältester Nachweis ihrer Fasnacht das Jahr 1627. Die eigentliche Organisation der Zeller Fasnacht begann jedoch erst richtig Ende des 19. Jahrhunderts, als sich viele Vereine dazu bereitfanden.

Nach den „wilden Zwanzigern" kam in den Dreißigern die „Heugumperfasnacht", eine, angeheizt durch die NSDAP, recht militärische Fasnacht. Heutzutage wird die Zeller Fasnacht von einem „Hürus" regiert, der auf die Geschichte um Burg Altenstein zurückgeht.


Der Zeller Fasnächtler Uli Merkle als „Hürus" von Zell.
Foto: Fasnachtsges. Zell i. W.

Entscheidend, so Uli Merkle, sei für ihn aber nicht, welche historischen Ereignisse zur Fasnacht führten, sondern das Feiern und das Lustigsein.



Bericht: BZ / Georg Diehl

 

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