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Cego soll wieder salonfähig werden
Das altbadische
Kartenspiel Cego soll auch im Wiesental und Kleinen Wiesental
wieder eine Zukunft bekommen.

Ein gutes Blatt braucht man auch beim Cego. Dies ist ein badisches
Traditionsspiel
mit besonderen Karten. Foto: Schnekenburger/Privat

Gerold Blümle zeigte in der Krone, wie Cego
in Baden verbreitet war. Foto: privat
Das ist das Ergebnis
eines aufschlussreichen Frühschoppens, bei dem Professor Dr. Gerold Blümle
aus Schopfheim im Tegernauer Wirtshausmuseum "Krone" über dieses
Traditionsspiel referierte und anbot, ab Mitte August dort einen
Cego-Kurs zu geben.
Zum sonntäglichen
"Krone-Frühschoppen" unter dem Titel "Cego – das badische Nationalspiel"
war eine alte badische Fahne in gelb-rot-gelb am Wirtshausmuseum gehisst.
Bei dieser "Krone"-Veranstaltung ging es darum, das Vergessen dieses im
Schwarzwald immer noch beliebten Kartenspiels zu verhindern oder sogar
eine Neubelebung zu ermöglichen. Während Jassen mit Buur, Näll und Stöck
und der 1815 in Altenburg entstandene und sich vor allem nach dem Zweiten
Weltkrieg ausbreitende Skat noch großer Beliebtheit in unserer Gegend
erfreuen, hat das Cego-Kartenspiel mit Gstieß oder "Gigemaa", mit Räuber,
Drescher, Bettel, Piccolo, Solo und "s’Bapperle" wegen der größeren
Spielvielfalt und der vergleichsweise komplizierteren Regeln des Reizens,
Spielens und Zählens in der hiesigen Region an Boden verloren. Aber nicht
überall, wie die Turniere zu den Cego-Schwarzwaldmeisterschaften oder die
entsprechenden Aktivitäten des Feldberg-Ranger Achim Laber zeigen.
Blümle, mit einer alten Dorfwirtschaft groß geworden, wo sonntags nach dem
obligaten Kirchenbesuch ein Schoppen Wein getrunken, geraucht und Karten
gespielt wurde, hat sich lange Jahre wissenschaftlich mit Cego beschäftigt
und ist dadurch zu einem gefragten Ansprechpartner für dieses "badische
Nationalspiel" geworden. Bei einer großen Umfrage im Jahre 1932 "Welches
Kartenspiel spielen die Männer ihres Ortes am liebsten?" ergab sich eine
hohe Verbreitung des "Cego" innerhalb der Grenzen Badens von Heidelberg
bis zum Bodensee.
Das Kartenspiel "Cego", vom lateinischen caecus für blind, aus dem
arabischen Raum über die Kreuzzüge und die Sarazenen nach Europa gekommen,
wurde als österreichisches und somit auch vorderösterreichisches Spiel
durch badische Soldaten aus dem Spanienfeldzug mit Napoleons Truppen
1808-1813 in das Großherzogtum Baden gebracht und populär gemacht. Die
Verbreitung des Spiels hatte also mit dem Entstehen des Landes Baden zu
tun. Ein leidenschaftlicher Vertreter des Cego-Spiels war der Geistliche
und Dichter Heinrich Hansjakob.
"Der Zweite Weltkrieg hat dem Cego das Genick gebrochen" meinte Blümle,
obwohl Cego mehr der "badischen Mentalität" einer gewissen Gemütlichkeit
und einer geringeren Neigung zur Strenge entspricht. Deshalb wird Cego
lockerer, unterhaltsamer und weniger über Fehler diskutierend als Skat und
oft mit der Anfangsfrage "mit oder ohne Regel" gespielt, so auch das "Dreierles"
oder das "Stroßewartscego".
Blümle ging auch auf die Esoterik, Magie, den Okkultismus und den Einfluss
Ägyptens auf das Cegospiel und die Warnungen der Kirche ein, die sich über
"Teufel", "Päpstin" oder den lächerlich gemachten "Kaiser" als Spielkarten
echauffierte. Und er sprach über die Herstellung von Spielkarten, das
"französische" Blatt und das "deutsche" Blatt, über ein fünfstrophiges
Mannheimer Cegolied aus dem Jahre 1860 und ein Schopfheimer Kartenspiel
mit Bürgermeister Hans Vetter, Elisabeth Gräßlin, Johann Georg Uehlin und
Emma von Roggenbach.
Über diesem "Krone"-Frühschoppen lag eine gewisse Wehmut, weil so vieles
in der heutigen schnelllebigen Zeit verloren zu gehen scheint. Die alte
badische Fahne wurde wieder eingerollt mit dem Angebot, ab August jeden
ersten Mittwoch einen "kostenlosen" Cego-Kurs mit Professor Dr. Gerold
Blümle in der Tegernauer "Krone" anzubieten.
Bericht. BZ |