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"Bis Sonntag beim Frühschoppen!"
Schinken-Workshop,
Kabarett, Vorträge: Im Gasthausmuseum "Krone"
feiert am 21. August 2011 eine gute Idee ihre 50. Auflage.

Foto: Dirk Sattelberger

Foto: Hans Viardot
Das Wirtshausmuseum
"Krone" feiert ein kleines Jubiläum, den 50. "Krone-Frühschoppen". Wie
immer wird den Gästen bei einer Tasse Kaffee oder einem Gläschen Wein ein
Stück Kultur geboten – diesmal von Reinhard Roser und Hans Viardot von der
Initiative KUK ("Kunst und Kultur Kleines Wiesental e. V.").
Für Hans Viardot ist
das quasi ein Heimspiel, denn er gehört zu jenen, die die "Krone" nach dem
Tod der letzten Wirtin Luis’ Kallfaß 1997 zu dem gemacht haben, was sie
heute ist: Ein geselliger Treffpunkt in einem Wirtshaus, das es so
eigentlich gar nicht mehr gibt. Man kann dort mit Freunden ein frisches
Bier ebenso genießen wie eine Autorenlesung oder ein Kabarett.
Immer mittwochabends betreiben die Wirte des "Vereins zur Erhaltung des
Gasthauses zur Krone in Tegernau" das Lokal. Hinter den Steinmauern saßen
schon vor 200 Jahren die Menschen und ließen sich Essen und Trinken
schmecken. Das ist bis heute so geblieben (allerdings gibt es nur kalte
Speisen). Den heute 250 Vereinsmitgliedern war es wichtig, das Gasthaus
mit all seinen liebenswerten Eigenheiten zu erhalten. Dazu zählen der
original Zigarettenautomat aus der D-Mark-Zeit, eine Musicbox mit echten
Singles aus den 60ern, blau gekachelte Öfen und jahrzehntealte Schnäpse
und Weine mit vergilbten Etiketten.
Zu den erhaltenswerten Bräuchen zählte auch der sonntägliche Frühschoppen.
Hans Viardot kann sich noch gut erinnern: "Nach dem Kirchgang gingen die
Leute früher ins Gasthaus, um dort etwas zu trinken und eine Kleinigkeit
zu essen. Mittags wurde dann oft im Saal getanzt." Der Sonntag war einst
für Landwirte und Handwerker der einzige arbeitsfreie Tag in der Woche,
und der wurde schon morgens eifrig für Gesellschaft mit anderen genutzt.
Auf diese Idee wollten die "Krone"-Macher zurückgreifen, als sie vor sechs
Jahren mit einem "Frühschoppen" starteten. Hans Viardot: "Wir wollten ein
belebtes Wirtshausmuseum, und keines, in das man hineingeht und schnell
wieder hinausgeht". Also wurde (und wird) etwas geboten, das die Gäste zum
Verweilen einlädt: Professoren sprechen beim Frühschoppen über Erdbeben am
Oberrheingraben, Autoren lesen aus ihren Krimis, mal gibt es Livemusik,
mal einen Schinken-Workshop, mal ein Kabarett … Die Themen sind weit
gespannt, haben aber zwei Dinge gemeinsam: Den regionalen Bezug und einen
gewissen Anspruch. ("Bei einfachen Themen würde niemand kommen", sagt Hans
Viardot, der lange Zeit als Arzt in Tegernau arbeitete.)
Offenbar hat sich die Adresse der "Krone" auch bei Leuten weit über
Tegernau herumgesprochen; zunehmend stehen an den Frühschoppen auch Autos
von außerhalb des Landkreises auf der Straße. Für die Macher eine
Bestätigung, dass ihr Konzept ankommt.
Das gilt auch für die Akteure: Immer öfter kommen Anfragen von
Theatergruppen oder anderen Akteuren, die dort sonntags auftreten wollen.
Und das ohne Bezahlung; auf die müssen Künstler und Referenten
grundsätzlich verzichten. Hans Viardot freut sich: "Da können wir uns die
Rosinen herauspicken."
Bericht: BZ/ |