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Die Chronik der sonntäglichen "Krone - Frühschoppen"

 

 

 

Woran starb der Dichterfürst?

Vortrag in der Tegernauer Krone zur Todesursache und den Krankheiten
von Johann Peter Hebel.

 
Barbara Berthold spricht in der Krone. Foto: Heiner Fabry

Auch fast 200 Jahre nach dem Tod von Johann Peter Hebel am 22. September 1826 in Schwetzingen ranken sich viele Gerüchte um die Krankheiten und den Tod des Theologen, Pädagogen und Dichters der Kalendergeschichten. Hans Viardot vom Verein "KuK – Kunst und Krone in Tegernau" hat nun im Krone-Frühschoppen den Obduktionsbericht von Hans Berthold vorgestellt, den dieser als Promotionsarbeit über "Hebels Krankheiten und Todesursache" geschrieben hatte.

Da diese Doktorarbeit weitgehend unbekannt geblieben war, erachtete Hans Viardot es für sinnvoll, an diese Arbeit zum Todestag von Johann Peter Hebel zu erinnern und für eine Klärung der Sachverhalte zu sorgen. Es habe nämlich den Anschein, dass viele der Biographen in Ermangelung der konkreten Angaben "einer vom anderen abgeschrieben" und die Unsicherheit fortgeschrieben haben. Hans Berthold hatte 2010 schon einmal selbst über das Thema in der Tegernauer Krone gesprochen. Nach seinem Tod im Frühjahr dieses Jahres ließ seine Witwe, Barbara Berthold, einen Reprint dieser Arbeit anfertigen und gab eine Kopie an Hans Viardot. Beim Krone-Frühschoppen las Hans Viardot diesen Sektionsbefund in Auszügen vor und schilderte, was bei der Obduktion als Todesursache festgestellt worden war.

Zum Vortrag von Hans Viardot war auch Barbara Berthold mit ihrem Sohn und ihrer Schwiegertochter angereist. Sie schilderte zu Beginn, dass sie ihren Mann während der gemeinsamen Studienzeit kennengelernt hatte und dass er schon damals vom Leben und von der Arbeit des Dichters der alemannischen Geschichten fasziniert war. "Er hat mir immer wieder dringend geraten, die Werke von Hebel zu lesen", berichtete sie: "Und diese Faszination hat ihn nie verlassen."

Hebel schlugen Anspannung und Stress auf den Magen

Im Bericht, den Hans Viardot vortrug, wurde klar, dass für Johann Peter Hebel die "Einheit von Seele und Körper das unteilbare Ich" ausmachte. Hebel war ein sensibler Mensch, dem Anspannung oder Stress sehr schnell "auf den Magen" schlug. Er litt an Koliken, die von dem Gallenstein herrühren können, der bei der Obduktion gefunden wurde. Weiter berichtet Berthold von einem chronischen Katarrh, der auf übermäßiges Rauchen zurückzuführen ist. In seinen Briefen – vor allem im Alter – berichtet Hebel wiederholt von schmerzhaftem Zahnweh, einer Zahnfleischgeschwulst, ständiger Schläfrigkeit und Schwindelattacken, die es ihm immer schwerer machten, seinen vielfältigen Pflichten als Direktor des Karlsruher Lyzeums, als Prälat und als Landtagsabgeordneter nachzukommen. Für ein Privatleben war da ohnehin keine Zeit mehr.

Am 21. September 1826 verschlechterte sich sein Zustand, am Morgen des 22. September verstarb Johann Peter Hebel. Im Obduktionsbericht beschreibt Berthold das Ergebnis des Befundes. Der Bauch Hebels war stark angeschwollen. Wegen befürchteter schnell eintretender Fäulnis war die Obduktion schon am Todestag vorgenommen worden. Es wurde festgestellt, dass die Eingeweide mit dem Bauchfell zusammengewachsen waren. Der Dickdarm war in seiner ganzen Länge stark erweitert. Im Enddarm wurden mehrere Mirabellensteine gefunden, die Hebel wohl verschluckt hatte und die einen Darmverschluss verursacht hatten. Als Todesursache wurde Rektumkrebs festgestellt. In seiner Zusammenfassung gab Hans Viardot an, dass Hebel sein Leben lang an Verstopfung litt. Das habe zu einer Aufblähung des Darmes und damit zu Atemnot und Beklemmung geführt.

Einige Zuhörer waren der Meinung, dass bei den ständigen Krankheiten und dem großen Leiden Hebels seine Leistungen umso höher bewertet werden müssten. Hansjörg Baumgartner, der auch das Hebel-Portal der Gemeinde Hausen betreut und der fast alle Briefe Hebels gelesen und auf der Internetseite veröffentlicht hat, wollte das so nicht stehen lassen. "Es stimmt, Hebel war häufig krank und häufig hatte er auch Heimweh nach Hausen und dem Wiesental. Aber das hier geschilderte Bild eines Menschen, der sich in Karlsruhe überhaupt nicht wohl gefühlt hat, kann ich nach Lektüre der Briefe nicht bestätigen. Hebel war ein fröhlicher und vergnügter Mann, auch wenn ihm manche Beschwerden zu schaffen machten", so Baumgartner.

 

 

Original-Bericht: BZ / Heiner Fabry

 

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