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Wenn Wirtshäuser werben
Professor Konrad Kunze erklärte in Tegernau, wie Gasthäuser zu ihren Namen
kamen.

„Namenspapst“ Professor Konrad Kunze spannte den Bogen der
Wirtshausnamen
von der Rheinebene bis zu den Nachbarländern. Foto:
Klabund
"Am Anfang war das Zeichen, dann kam das Wort". Mit diesem
Zitat eröffnete der bekannte Freiburger Sprach- und
Literaturwissenschaftler Prof. Konrad Kunze im Wirtshausmuseum "Krone" in
Tegernau seinen Vortrag mit dem Titel "Von Engeln und Ochsen" in der voll
besuchten Stube.
Konrad Kunze weiß eine ganze Menge über die Herkunft,
Verbreitung und Bedeutung alemannischer Gasthausnamen. So hatten zunächst
die Häuser Namen, was sich erst im Laufe der Zeit aus praktischen Gründen
zu Hausnummern weiterentwickelte. Ausnahme blieben aber die Gasthäuser und
Apotheken.
Wie sich nun genau die Namen der
Gasthäuser im Lauf der Entwicklung herausbildeten, erfuhren die Besucher
des sonntäglichen Frühschoppens. Das Herbergswesen hat sich demnach in
früherer Zeit in kirchlicher Hand befunden, und so liegt es nahe, das
viele Schenken sich einen kirchlich angelehnten Namen zulegten, um für
sich zu werben. Viele Varianten des Paradieses (Eden) finden sich wieder,
aber auch Namen aus der Dreikönigsgeschichte – der Name "Sternen" etwa.
Allerdings: Auch der Umstand, dass die Bierbrauer nach erfolgter Arbeit
den sogenannten "Zeugestern" hinaus hingen, um ihren Kunden zu
signalisieren, dass frisches Bier gebraut wurde, spielt eine Rolle. Johann
Peter Hebel hat in seinem Werk "Auf den Tod eines Zeichners" die
gängigsten Gasthausnamen verwendet. Dass sich die Gasthausnamen
landschaftlich auswerten lassen, erklärte Kunze in eindrucksvollen Folien,
die aufzeigten, dass es im alemannischen Sprachraum zwar den "Löwen", den
"Sternen" oder den "Ochsen" gibt, sich das aber ändere, sobald die
baden-württembergische Grenze überschritten wird. Hier werden die
Gasthausnamen mit Titeln geführt wie "Zum Lamm" , Zum Sternen" oder auch
"Zum Ochsen" . Und wenn man das Gleiche mit dem "Hirschen" und "Zum
Hirschen" auswertet, sieht man, dass sich der "Hirsch" eigentlich über
ganz Deutschland erstreckt. Der am häufigsten verbreitete Gasthausname in
Deutschland ist übrigens die "Linde" oder "Zur Linde", da früher der
allgemeine Dorftreffpunkt an Linden stattfand. Die Schweizer Nachbarn
bevorzugen hingegen "Kreuz" in Anlehnung auf das Kreuz im Wappen
beziehungsweise dem Bundeskreuz, und das Gasthaus "Rebstock" findet man
dann ausschließlich in der Rheinebene, was mit dem verwendeten Dialekt
zusammenhängt; das Gasthaus "Traube" sei weiter verbreitet.
Wie sich im Südwesten die Gasthausnamen
häufig aus den Häusernamen entwickelten, so gibt es in den verschiedenen
Bundesländern typische Veränderungen, wie in Bayern zum Beispiel der
Zusatz "Bräu" verwendet wird, gibt es im hohen Norden überwiegend
Gasthäuser, die den Familiennamen des Betreibers beinhalten. Und so
schloss Konrad Kunze seinen mit viel Witz und Humor präsentierten Vortrag
vor einem erstaunten und begeistertem Publikum, das, so Kunze, "in Zukunft
mit anderen Augen Wirtshausnamen und Schilder betrachten" wird, im
Wirtshausmuseum "Krone", Kleines Wiesental. Mit viel Applaus, einem
kleinen Präsent des KuK-Vereins und einem begeisterten Publikum gelang es
erneut, den sonntäglichen Frühschoppen bei freiem Eintritt im
Wirtshausmuseum auszurichten.
Übrigens: Die
"Krone" ist vermutlich ebenfalls der Bibel entlehnt; so wie die "Drei
Könige" gibt es nach dieser Deutung die "Drei Kronen" und die "Krone".
Bericht: BZ / Martin Klabund
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