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Die
Werwölfe: "Eigentlich noch Kinder"
Zeitzeugen-Gespräch zu den Morden an Zwangsarbeitern 1945.

Ernst Brenneisen aus Schlächtenhaus erinnert sich an die dunkle Zeit des
Nationalsozialismus im Wiesental.
Foto: privat
Ernst Brenneisen,
Jahrgang 1932 und Landwirt auf dem Heuberg in Schlächtenhaus, schilderte
die 30er und 40er Jahre des letzten Jahrhunderts am Sonntag im
Wirtshausmuseum "Krone". Kennzeichen waren die Arbeitslosigkeit,
Straßenkämpfe zwischen "Braunen" und "Roten", Judenboykott, Arbeitsdienst,
Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und eine allgemeinen Not. "Wer nit s Muul
g’halte het, war furt", sagte Ernst Brenneisen.
Ernst Brenneisens Bauernhof lag rund 1000 Meter von den Bunkeranlagen der
sogenannten Werwölfe im Hägelberger Wald entfernt. Jetzt erzählte er von
den täglichen Begegnungen mit den jugendlichen Werwölfen Ende 1944 und
Anfang 1945 – "eigentlich noch Kinder". Brenneisen erzählte von
überfliegenden Jagdbombern der Franzosen, Fliegerangriff auf das
Bauernhaus und dem Aufsuchen der Bunkeranlage.
Er berichtete auch vom Auffinden von drei Leichen durch Pilzsucher nach
Kriegsende im Hägelberger Wald – ermorderte Zwangsarbeiter der
Werwolf-Jugendlichen. "Vieli hän nüt g’wüsst, andri hän g’schwiege", sagte
der Zeitzeuge über die Entdeckung.
Ernst Brenneisen, der wie schon sein Vater eindeutig und überzeugend gegen
einseitige politische Richtungen und Fanatismus eingestellt war und ist,
appellierte beim "Krone"-Frühschoppen: "Wir müssen dringend über unsere
Vergangenheit sprechen. Wir können das Geschehene nicht wieder gutmachen,
aber wir können und müssen darüber sprechen". Und das auch nach dem Satz
des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker "Wer vor der
Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart". Nach
dieser Zeitzeugenerinnerung entspann sich eine Aussprache unter den
Zuhörern. Es ergaben sich bisher unbekannte Aspekte um die Werwolfmorde im
Elbenschwander Wald.
Gastgeber Hans Viardot vom Krone- und dem KuK-Team schloss die
Veranstaltung mit dem Vorlesen der Namen der acht getöteten Zwangsarbeiter
vom April 1945.
Bericht: BZ/Hans Viardot
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