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Die Chronik der sonntäglichen "Krone - Frühschoppen"

 

 

 

Die Tracht ein teures Opfer

Wie die Markgräfler Tracht entstand / Paula Röttele referierte / Kennzeichen der Evangelischen.


Stolze Markgräflerin: Um ihre Tracht ging es beim Krone-Frühschoppen.
Paula Röttele (Mitte) referierte. Foto: Heiner Fabry

Der Krone-Frühschoppen am vergangenen Sonntag war wieder ein fesselnder und ansprechender Beitrag zur gelebten Heimatkunde der Region. Auf Einladung des Krone-Teams um Hans Viardot stellte Paula Röttele die Markgräfler Tracht in ihren Bestandteilen und in ihrer historischen Entwicklung vor und nahm die Gäste im voll besetzten Festsaal der Krone mit auf eine informative Zeitreise.

Etwa 300 Jahre alt ist die Markgräfler Tracht, die auch heute noch zu festlichen Anlässen getragen wird, wie beim Frühschoppen zu bewundern war. Paula Röttele hatte einige Beispiele historischer Trachten mitgebracht und erklärte die Kleidungsstücke, die die Tracht ausmachten. Der hinten gefältelte Zwickelrock, das Oberteil aus besticktem Brokat, das schwarze, häufig bestickte "Fürtuech", die weiße Seidenbluse und den breiten Sonnenschein-Hut. Anhand alter Exemplare erläuterte Paula Röttele anschaulich, wie sich aus der Dotschkappe mit Bändern zum einen die bekannte Vreneli-Kappe, auf der anderen Seite die Markgräfler Hörnerkappe entwickelte. Mitte des 18. Jahrhunderts gab es angesichts der Bevölkerungszunahme und der schwierigen wirtschaftlichen Lage Bestrebungen von Markgraf Karl-Friedrich, durch Verordnungen Einfluss auf die Tracht zu nehmen, die als zu aufwendig und zu teuer erlebt wurde. Das scheiterte dann aber am erbitterten Widerstand der Markgräfler und ihrer Schneider.

Inzwischen hatte sich in der Region die Textilindustrie mit Bandwebereien etabliert. Die Samtschleife der Dotschkappe wurde größer und rutschte nach hinten. Zuerst kamen angenähte Fransen an der Stirnpartie hinzu, dann zusätzliche Fransen an einer Schleife, bis sich die heute bekannte Hörnerkappe entwickelte: große Schleifen aus vier Metern Seidenband, ohne die Stirnfransen, dafür mit langen Fransen an beiden Schleifen.

Paula Röttele gab dabei auch Einblick in die historischen Gegebenheiten. "Das Markgräflerland ist evangelisch, und die Tracht durfte nur von Evangelischen getragen werden", berichtete die Trachtenforscherin und wies darauf hin, dass es Ausnahmen nur in den katholischen Ortschaften Inzlingen, Grenzach und Stetten gab.

Die Gäste folgten Paula Röttele anhand von Beispielen und Fotografien durch die Jahre und gewannen einen Eindruck davon, welche Bedeutung die Tracht für die Markgräflerinnen hatte, denn es war durchaus üblich, dass Frauen in ihrer Tracht begraben wurden. Diese Bedeutung schlug sich auch in den Kosten nieder, die diese Tracht verursachte und die von den Menschen, oft unter Mühen, dennoch gerne aufgebracht wurde. Ende des 19. Jahrhunderts kostete eine Markgräfler Tracht 169 Mark. Ein Preis, der angesichts eines damals gültigen Stundenlohns von 50 Pfenningen für Viele ein echtes Opfer bedeutete.

Bereichert wurde der Krone-Frühschoppen und der Vortrag von Paula Röttele von einer Ausstellung von vielen liebevoll handgefertigten Trachtenpuppen, welche Emma Fricker aus Hasel beigesteuert hatte. Das Krone-Team sorgte für eine anheimelnde Atmosphäre und trug mit dazu bei, dass viele der Gäste sich spontan entschlossen, beim nächsten Anlass wieder mit dabei zu sein.

Bericht. BZ/Heiner Fabry

 

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