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Die Chronik der sonntäglichen "Krone - Frühschoppen"

 

 

 

Fröhlich von Gasthaus zu Gasthaus

Im Wirtshausmuseum "Krone" wurden die Ursprünge der Kleinwiesentäler Fastnacht ergründet /
Wie die "Uscherete" (Auskehr) ins Tal kam, bleibt aber ein Rätsel.

         
Die Nollehunde oder Nollehünd zeigen ihr grimmiges Gesicht.         Tegernauer Blätzlihanseli.    Foto. Archiv Krone/H. Viardot
Foto: Hermann Jacob

Die Tegernauer Fastnacht stand am Sonntag im Mittelpunkt eines Frühschoppens an historischer Stätte, die in der Geschichte der Kleinwiesentäler Fasnachtsbräuche in den zurückliegenden Jahrhunderten eine dominierende Rolle spielte: die "Krone". Sie stand mit den einst zahlreichen anderen Gasthäusern im Dorf im Zentrum des Treibens.

Organisator Hans Viardot hatte für die historische Aufarbeitung der örtlichen Fasnacht den Denzlinger Volkskundler und Fasnachtsforscher Peter Müller als Referenten gewonnen. Und der sorgte bei seinen Zuhörern, darunter eine große Gruppe der "Nollehünd"-Clique aus Sallneck und Tegernau, in einer von vielen kleinen Geschichten und Episoden geprägten urig-gemütlichen Stunde für angenehme Erinnerungen an die eigenen wilden Erlebnisse in närrischen Zeiten. Allerdings, das wurde auch deutlich, bleibt es weiterhin schwer bis unmöglich, Licht ins Dunkel um die Anfänge der Narretei im Kleinen Wiesental zu bringen. Der Grund: Die Zusammenhänge sind schwierig zu erfassen, weil es so gut wie keine Unterlagen gibt.

Vor allem das österreichische Bundesland Vorarlberg wurde als Ursprung von Bräuchen und Ritualen genannt, von denen laut Hans Viardot nichts Eigen- oder Bodenständiges dabei gewesen sei – "alles wurde irgendwie und irgendwo abgekupfert."

Referent Peter Müller ist sich ziemlich sicher, dass das von den Kirchen oft als "sittenwidrig" deklarierte Fasnachtstreiben als Zeit der Ausgelassenheit vor den damals überaus strengen Fastentagen gerne genossen wurde, gerade in Tegernau, wo jede Wirtschaft einen Tanzsaal aufweisen konnte, in dem neben Hochzeiten und der Kirchweih fasnächtliche Tanzabende auf dem Programm standen. Dazu und zum bunten Treiben auf den Straßen haben vor allem die Frauen alte Klamotten aus dem Schrank geholt, um sie aufzutragen.

Von Gasthaus zu Gasthaus zogen einst die Maskierten in Tegernau. Und zwar gleich doppelt, denn im Tal wurden "vor allem in den wilden 20er Jahren und in der Nachkriegszeit in den Wirtschaften "Ochsen", "Krone", "Alte Post" und "Löwen" mit der (katholischen) "Uscherete" (Auskehr) nicht nur die "Herre- und Pfaffefasnacht", sondern auch die Buurefasnacht gefeiert. Das kann mit Bildern aus den Jahren 1913 bis 1931 sowie mit Auszügen aus amtlichen Unterlagen zu Polizeistundenübertretungen (1905 und 1924) und mit Sperrzeitverlängerungen 1947 bis 1952 nachgewiesen werden.

Schnitzelbänke sind aus den Jahren 1929 und 1933 ebenfalls belegt worden.

Am Ende blieben trotz der vorgelegten "Beweismittel" einer tatsächlich wohl wilden närrischen Vergangenheit Zweifel. "Über die Tegernauer Fasnacht, die Uscherete, kann nur gerätselt werden", schrieben Fasnachtsforscher Peter Müller und Gastgeber Hans Viardot den Kleinwiesentäler Fasnachtscliquen Belchebuure, Buchwaldschratte, Geißbergteufel, Köhlergeister und Nollehünd ins Stammbuch. Dazu gab es den alten, derben Tegernauer Fasnachtsreim, den eine Reihe der recht betagten Zuhörerinnen und Zuhörer im Gasthaus "Krone" in ihrer Jugend inbrünstig gesungen haben dürften:
"Aldi Frau vu Dägernau het Hoor am Buuch wie Haberstrau. Risst m’rs uss, no duet’s ere weh, haut m’rs ab, no wachst no meh."

 

HINTERGRUND:

Die Legende der Nollenhunde

Eines Tages ist ein Mann aus Sallneck nach einem Wirtshausbesuch in Tegernau auf dem Heimweg über den Nollen in einen Graben gefallen und eingeschlafen. In der Legende wurde er durch ein Knurren wach; ein wolfsähnliches Tier beugte sich mit fletschenden Zähnen und feurigen Augen über ihn. Der Mann glaubte, den Teufel vor sich zu haben. Der habe sich aber verzogen, als es vom Tegernauer Kirchturm Mitternacht schlug. Vom Antreten des Heimwegs, so ist überliefert, habe das den verängstigten Sallnecker recht lange abgehalten, erzählt Hans Viardot vom "Krone-Team". Wild aussehende und angstverbreitende Nollenhunde habe es Ende des vorletzten Jahrhunderts tatsächlich gegeben: Die Hunde wurden vom "Nollen-Lenz" zur Wilderei abgerichtet, der mit zwei Söhnen im halbverfallenen Glasmacherhaus (auch Hotzehuus genannt) in Eichholz lebte. Immer wieder sei das Haus der Wilderer vom Gendarmen nach Spuren ihres Treibens durchsucht worden; erfolglos. Lange nach dem Abriss des Gemäuers fällte ein Sturm den Baum vor dem Glasmacherhaus – "der hohle Baumstamm war voll abgenagter Tierknochen", so Viardot. Übrig geblieben von den wilden Geschichten um den Nollen ist ein Schnaps, der wegen seines feurigen Geschmacks noch heute "Nollehund" genannt wird.  

Bericht: BZ/Hans-Jürgen Hege

 

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