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Die Chronik der sonntäglichen "Krone - Frühschoppen"

 

 

 

Gerald Nill aus Gresgen stellt seinen Roman "Tannenrausch" vor

Eine fiktive Familiengeschichte auf einem Hof irgendwo zwischen Gresgen und Tegernau im Jahre 1822
 erzählt Gerald Nill aus Zell-Gresgen in seinem Roman "Tannenrausch."


Der Autor Gerald Nill legt mit dem historischen Roman „Tannenrausch“ eine spannende
Familiensaga aus dem Schwarzwald vor. 
  Foto: Roswitha Frey

Eine fiktive Familiengeschichte auf einem Hof irgendwo zwischen Gresgen und Tegernau im Jahre 1822 erzählt Gerald Nill in seinem Roman "Tannenrausch", der Anfang März erschienen ist. Es ist das zweite Buch des seit sechs Jahren im Alten Rathaus in Zell-Gresgen lebenden Journalisten, Autors und Reiseleiters.

Vor einem Jahr ist Nills erstes Buch "Wie es einmal war im Schwarzwald" herausgekommen, das bereits in zweiter Auflage vorliegt. Die fundierten Recherchen über das frühere Leben im Kleinen Wiesental und dem Zeller Bergland kommen dem Autor auch in diesem Roman zugute, der im Jahr 1822 im Kleinen Wiesental spielt. Es ist eine fiktive Familiengeschichte, "aber es hätte so passieren können", beschreibt es Nill. Schauplatz ist ein Hof irgendwo zwischen Gresgen und Tegernau. Das Schicksal der Bauernfamilie Köhler wird vor einem bewegten zeitgeschichtlichen Hintergrund geschildert: Durch den Russland-Feldzug Napoleons hat nahezu jede Familie einen Angehörigen verloren. Vater Köhler hat in Russland ein Bein verloren und kommt kriegsversehrt zurück. Verheerende Auswirkungen auf die Menschen im Schwarzwald hatte auch das "Jahr ohne Sommer", als es Ernteausfälle und Hunger gab und viele nach Amerika auswandern mussten.

Die acht Söhne werden in alle Winde verstreut

Die Familie in Nills Roman hat mit weiteren Schicksalsschlägen zu kämpfen: Der Bauernhof brennt ab, Vater, Mutter und Tochter kommen im Nachbarhof unter, die acht Söhne werden in alle Winde verstreut und verdingen sich in verschiedenen Handwerksberufen. Der Älteste, Jonas, wird Flößer im Kinzigtal, der Zweitjüngste arbeitet in der Textilindustrie in Zell, die Jüngsten werden als Hirtenjungen eingesetzt, die anderen lernen Zimmermann, Köhler, Seilemacher und Glasträger.

Die einzige Tochter Luise, 17 Jahre alt, ist die Hauptfigur im Roman. Das pfiffige Mädchen macht sich auf, um seine Brüder aufzusuchen, wandert los durch den Wald, immer auf der Hut, wird auch mal ein Stück auf einem Pferdewagen oder in einer Kutsche mitgenommen. Im Eiche-Hof, wo Luise nach dem Brand Obdach gefunden hat, kommt sie dem ältesten Sohn des Bauern näher, einem "feschen Burschen" namens Hans. Und sie holt bei Krankheitsfällen eine als Kräuterhexe verschriene alte Frau zu Hilfe.

Authentische Schilderung des harten Lebens

Gerald Nill schildert authentisch und packend das harte, karge, schwere Leben der Leute auf den Höfen. Der Alltag zwischen Rauchküche, Arbeit in Haus, Wald, auf Acker und Feld, war ein Kampf ums Überleben. Nills Roman beginnt am Weihnachtstag 1821, wo die Familie noch beim Mahl zusammensitzt, und umfasst den Ablauf eines Jahres. Was im Wechsel der Jahreszeiten alles passiert, bietet Stoff für viele Szenen.

Aber es ist keine idyllische, heile Schwarzwald-Welt, sondern bittere Armut, schwere Arbeit, auch abgründigen Seiten. So hat der Bauer des Eiche-Hofs ein Verhältnis mit der Magd.

Auch die alten Handwerke, die die Brüder ausüben, spielen eine Rolle. Jonas, der als Flößer in Amsterdam den Duft der weiten Welt erlebt hat, wandert nach Amerika aus. Schlecht ergeht es dem kleinen Peter, der in der Textilfabrik arbeiten muss und bei einer knauserigen Tante in Zell untergekommen ist. Das Buch hat viele Bezüge zur Gegend, es kommen Orte wie Tegernau, Bürchau, Schönau und Münstertal vor. "Es ist kein düsteres Buch", betont Nill. Trotz der Katastrophe des Hofbrandes und der schicksalhaften Familiengeschichte lässt der Autor seinen Roman positiv enden, mit dem Wiederaufbau des Hofs.

Als Reiseleiter im Schwarzwald unterwegs

Vor dem Umzug in die Region war Nill 24 Jahre lang Redakteur bei der Westfälischen Rundschau in Dortmund. Seit er und seine Frau vor acht Jahren das alte Rathaus in Gresgen gekauft und renoviert haben, fühlen sie sich hier heimisch. Schon für das Vorgängerbuch "Wie es einmal war im Schwarzwald", das mit Unterstützung des Brauchtumvereins Raich entstanden ist, hat sich Nill intensiv mit dem früheren Leben und den Traditionen in dieser Gegend beschäftigt.

Aus diesem Schatz an Wissen konnte er für den historischen Roman schöpfen. Zeit zum Bücherschreiben findet er im Winter. Einen Großteil des Jahres ist er als Reiseleiter unterwegs, um englischsprachige Touristen an besondere Orte im Schwarzwald, in Basel und anderen Orten in der Schweiz und im Elsass zu führen. Den Roman "Tannenrausch" hat er im Eigenverlag in einer Auflage von 500 Exemplaren herausgebracht.
 

Info: Am 30. November, 20 Uhr, liest Gerald Nill in der Alten Schmiede Mambach. Der historische Roman "Tannenrausch" ist nur beim Autor Gerald Nill erhältlich, im Alten Rathaus Gresgen oder über E-Mail: gerald.nill@googlemail.com

 

 

Bericht: BZ /   Foto: Roswitha Frey

 

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