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Die Chronik der sonntäglichen "Krone - Frühschoppen"

 

 

 

Die Regio – "Wiege der Demokratie"

Mit der Schlacht von Dossenbach endete die badische Revolution /
Krone-Frühschoppen widmete sich dem Geschehen von 1848.


Kurt Vollmer, 19 Jahre Ortsvorsteher von Dossenbach, ließ für die Zuhörer
die Schlacht von Dossenbach lebendig werden. Foto: privat

Die Schlacht von Dossenbacham 27. April 1848 war das Thema des jüngsten "Krone"-Frühschoppens. Kurt Vollmer, 19 Jahre Ortsvorsteher von Dossenbach, ließ als leidenschaftlicher Hobby-Historiker diesen Teil badischer Geschichte werden. Dieser "Krone"-Frühschoppen wurde zu einer authentischen Geschichtsstunde.

Kurt Vollmer führte als "Herwegh-Experte" in das wechselvolle und letztlich unglückliche Leben des Dichters und Freiheitskämpfers Georg Herwegh ein, der 1817 in Stuttgart geboren wurde, früh Gedichte gegen die Willkür der Fürsten und Könige schrieb, zur Strafe in ein Infanterie-Regiment "gesteckt" wurde, 1842 über Zürich nach Paris geflohen war und dort die französische Revolution kennen lernte. 1842 lernte er auch Emma Sigmund kennen, eine wohlhabende und aufmüpfige "Rebellin" und "Amazone", die er 1843 in Augst bei Basel heiratete. Gemeinsam bauten sie die "Deutsche Demokratische Legion" in Paris auf.

Am 24. April 1848 setzen Georg und Emma Herwegh mit 650 Freischärlern dieser "Deutschen Demokratischen Legion" bei Kleinkems über den Rhein. Unter dem Thema "Vier Tage und vier Nächte im Schwarzwald" schilderte Hartmut Hermanns aus Steinen beim "Krone"-Frühschoppen am 5. April 2009 den strapazenreichen Fluchtweg bei Kälte, Regen, Schnee und Dunkelheit, bei Hunger und Durst und mit "Blutblasen an den Füßen" über Kandern, Vogelbach, Lipple, Sirnitz, Haldenhof, Münstertal, Wieden, Multen, Neuenweg, Elbenschwand, Zell, Hohe Möhr, Hasel und Dossenbach.

In Neuenweg wurde dieser Gänsemarsch "als eine Horde Männer aus aller Herren Länder und sogar ein Türke" beschrieben. Friedrich Hecker war schon am 20. April 1848 auf der Scheideck bei Kandern geschlagen, die Täler und Städte durch badische, württembergische und hessische Bundestruppen besetzt.

Am 27. April 1848 traf dieser müde und hungrige "Haufen" um 8.30 Uhr im Gänsemarsch in Dossenbach ein und war schon um 10 Uhr von württembergischen Truppen mit 157 Mann unter Hauptmann Friedrich Lipp geschlagen. Es war ein kurzer und heftiger Kampf. Die Freischärler, nur mit Kampfsensen und wenigen Gewehren bewaffnet, hatten keine Chance. 30 Freischärler sind gefallen, 60 wurden verwundet und 373 nach Bruchsal in das Gefängnis überführt. Zehn Gefallene wurden mit ihrem Anführer Reinhard von Schimmelpfennig in einem Massengrab auf dem Kirchenfriedhof in Dossenbach begraben. Die 373 Gefangenen wurden nach Namen, Herkunft, Stand und Beruf aufgelistet.

Mit dieser Schlacht von Dossenbach war die hoffnungsvolle badische Revolution beendet. Georg und Emma Herwegh flüchteten "als Knecht und Magd verkleidet hinter einem Ochsenkarren über die Rheinfelder Brücke in die Schweiz" und lebten später in Baden-Baden.

1870 wurde von dem Schopfheimer Verleger Georg Uehlin das Denkmal in Dossenbach, von dem Schopfheimer Bildhauer Stritzel geschaffen, mit Pfarrer Specht und dem Bürgermeister von Dossenbach eingeweiht. 1500 Menschen waren anwesend. 1998 errichtete Kurt Vollmer am Rande des Schlachtfeldes einen weiteren Gedenkstein zum 150. Jahrestag der badischen Revolution mit der Inschrift "Den Vorkämpfern für Freiheit und Demokratie".

In einer lebhaften Diskussion in der "Krone" wurde darauf hingewiesen, dass die Regio "eine Wiege der Demokratie" sei und dass diese gescheiterte badische Revolution eigentlich zu wenig historisch und politisch aufgearbeitet wird. Friedrich Dreher aus Maulburg erwähnte, dass Georg Herwegh 1879 in die SPD eingetreten sei und dass die SPD dieses Denkmal in Dossenbach bis vor einem Jahr gepflegt habe. Er las ein Gedicht von Georg Herwegh vor: "Es lebe die europäische Politik".

Bericht: BZ

 

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