zurück

 

Die Chronik der sonntäglichen "Krone - Frühschoppen"

   

 

Mundart verbindet über Grenzen hinweg

"Drei Länder – ei Sprooch" im Wirtshausmuseum "Krone" in Tegernau / Festsaal restlos besetzt.


Gemeinsam in der Krone zu Gast (von links): Edgar Zeidler, Liv Markus’ und Markus Manfred Jung Foto: Gudrun Gehr

Glanzpunkte der alemannischen Dichtkunst boten sich am Sonntag beim Frühschoppen in der Krone in Tegernau. Hans Viardot mit dem KuK-Verein hatte die drei Mundart-Ikonen Liv Markus’ aus der Schweiz, den Elsässer Edgar Zeidler und dem im Kleinen Wiesental wohnhaften Markus Manfred Jung eingeladen. Die Künstler präsentierten ihre Liebe zur Region, die drei Varianten des alemannischen Dialekts und auch den verbindenden Charakter der Mundart.

Dass Mundart allen Unkenrufen zum Trotz ’in’ ist, bewies der restlos besetzte Festsaal der Krone. Hans Viardot begrüßte die Gäste augenzwinkernd mit "Können Sie alle alemannisch?" Dass sich die drei Künstler gut kennen ist der Internationalen Mundart-Literaturwerkstatt in Schopfheim zu verdanken. Markus Manfred Jung stellte humorvoll fest: "Dry Länder: Hoffentlich wird’s hier nicht zu trocken." Der Antwort kann gleich vorgegriffen werden: Der Frühschoppen war alles andere als trocken.

Die aus Biel-Benken stammende Künstlerin 
Liv Markus’ ist eine enorm talentierte Chansoniere, Kompositeurin und Pianistin mit starker Bühnenpräsenz. Ihr Programm "Nei, verloss mi nit" mit poetischen und humorigen Chansons, bluesig und dann wieder jazzig am Piano, begeisterte die Besucher restlos. Sie lud die Gäste zum "gemeinsamen alemannischen Sprachbad" ein und begleitete ihre Lieder am Klavier der Krone, das nach langer Abstinenz eigens vom Krone-Freund "Turbo" Turowski gestimmt wurde. Wahrscheinlich war das alte Klavier selbst am meisten erstaunt, welch starken Auftritt es mit der brillanten Pianistin noch zu leisten imstande war. Eine der Spezialitäten der Baselbieterin ist die baseldütsche Übersetzung von Johann Peter Hebels Texten, darunter die Ode an das Basler Münster oder "Der Wegweiser". Wie Uli Führes Chor-Welthit "Hallo Django" sich mehrstimmig als musikalisches Gemälde des Basler Münsters anhört und wie Leonard Cohens "Hallelujah" im schwitzerdütschen Dialekt klingt, wurde eindrucksvoll präsentiert.

Der Elsässer 
Edgar Zeidler ist hierzulande kein Unbekannter. Der Autor wurde dieses Jahr in Hausen mit der Hebel-Plakette ausgezeichnet und ist bekannt als Kämpfer für den elsässischen Dialekt. Zeidler setzt sich vielseitig ein, initiiert Dialektwanderwege und schreibt regelmäßig Sprachkolumnen. Der pensionierte Deutschlehrer, Linguist und Dichter stellte sich den Gästen vor: "I bi a Kolmerer", und philosophierte mit seiner tiefgründigen und witzigen Lyrik über das Leben im Elsass. Er zeichnet sich durch nachdenkliche Wortspiele aus, welche die nationale Identitätssuche der Elsässer verdeutlichen: "Elsässer hop, bisch ä Schwob, Elsässer los, bisch a Franzos, Elsässer hü, wer bisch denn dü?"

Markus Manfred Jung ist aus der alemannischen Dichtkunst ebenso wenig wegzudenken. Mit seiner Prosa, Lyrik und seinen Mundart-Theaterstücken ist Jung einer der angesagtesten Dichter, Verfasser einer Vielzahl an Gedicht- und Prosabänden und mehrfacher Preisträger. Aus seine Gedichten verlas der Kleinweisentäler alltägliche Kurzgeschichten.

Aussterbende alemannische Ausdrücke wie Finke, Glütteri, Dotsch, Lumpenseckel, Chnufri oder Deigaff wurden von ihm in seinen Erzählungen wieder zum Leben erweckt. Wie erfinderisch Kinder im Auffinden von Weihnachtsgebäck sein können, schilderte seine Geschichte von einer auseinandergebauten versenkbaren Nähmaschine. Hier hatte seine Mutter ihre Plätzchen versteckt und die Nähmaschine sicherheitshalber verschlossen. Auch hatte Jung in seiner Kindheit festgestellt, dass es eine glatte Lüge sei, dass der Teig von Zuckerbrötli für Kinder Bauchschmerzen verursacht.

 

Bericht: BZ / Gudrun Gehr

 

 

Mundartliebhaber geben sich die Ehre

Markus Manfred Jung ist beim „Krone“-Frühschoppen dabei.  Foto: Archiv Foto: Markgräfler Tagblatt
Markus Manfred Jung ist beim „Krone“-Frühschoppen dabei.
Foto: Archiv Markgräfler Tagblatt

„Drei Länder – ei Sprooch“ – unter diesem Titel traten am Sonntag, 15. Dezember, Liv Markus (Schweiz), Edgar Zeidler (Frankreich) und Markus Manfred Jung (Deutschland) in der Museums-Wirtschaft „Krone“ in Tegernau im Kleinen Wiesental auf. Die drei verbindet die Liebe zu ihrer alemannischen Mundart und ein phantasievoller kreativer Umgang mit ihr.

Mit drei Varianten der alemannischen Mundart kann man sich im „Dreyland“ grenzenlos verständigen. Und dies wollten drei Künstler zeigen, die ihre Liebe zur Region und zur alemannischen Sprache zusammengeführt hat.

Liv Markus präsentierte unter dem Titel „Nei, verloss mi nit“ Chansons am Piano, gemixt mit Blues, eigenen Texten und Adaptionen – poetisch, humorig und eigenwillig. Sie verknüpft Hintersinn mit den Geschichten des Lebens, singt von ihrem Weg mit seinen Brüchen und Brücken und überraschenden Pointen. Die Baselbieterin ist schon lange unterwegs, unter anderem mit dem Basler Lied-Poeten Aernschd Born oder mit dem Berner Troubadour und Buchautor Fritz Widmer-Hesse. Dann entdeckte sie der Basler Theaterdirektor Helmut Förnbacher für seine Bühne, wo sie regelmäßig auftritt. Dazwischen gewann die Singer-Songwriterin das erste SRF-Liedermacher-Casting bei der Mundart-Rock-Legende Polo Hofer.

Allein auf der Bühne berührte Liv Markus ihr Publikum auch mit Jacques Brel- und Leonard Cohen-Dialekt-Bearbeitungen. Sie überzeugt mit ihren Johann Peter Hebel- und Volkslied-Vertonungen und ebenso auch mit ihren eigenen kabarettistischen und sprachgewaltigen Liedern und Texten.

Edgar Zeidler, 1953 in Colmar geboren, ist auf der hiesigen Seite des Rheins spätestens seit er in diesem Jahr in Hausen mit der Hebel-Plakette ausgezeichnet wurde, bekannt für seine engagierte, tiefgründige und witzige Lyrik. Als dreisprachiger Dichter, der sich vehement für das Elsässische einsetzt, wird er häufig zu Vorträgen, TV- und Radiosendungen sowie Lesungen im Dreiländereck eingeladen. Er begeistert seine Zuhörer, weil er selbst für seine Sprache und ihr Überleben kämpft.

Er schreibt für die Tageszeitung „L’Alsace“ die „Leçons d’alsacien“ - Elsässische Lektionen. Davon wurden drei illustrierte Bände veröffentlicht. Bisher hat er außerdem fünf dreisprachige Gedichtbände veröffentlicht. Sein jüngst Werk „Au fil du temps – Zeitgeist“ ist parallel zu einer Übersetzung ins Elsässische von „Gitanjali“, Lebensweisheiten des indischen Nobelpreisträgers Rabindranath Tagore, entstanden.

Markus Manfred Jung, geboren in Zell, ist seit 2010 im Kleinen Wiesental daheim. Seit vielen Jahren setzt er sich für den Erhalt der alemannischen Sprache ein. Er schreibt seit 1990 Dialektkolumnen, begründete zusammen mit Thomas Burth 1989 die „Internationale Schopfheimer Mund-Art Literatur-Werkstatt“ und 1995 zusammen mit Wendelinus Wurth den Drey-Verlag, dessen Lektor er ist. Seit 2006 ist er Präsident des Internationalen Dialektinstituts IDI.

Neun Gedichtbände sind bisher von ihm erschienen, darunter zwei mehrsprachige in Italien und Rumänien, dazu drei Prosabände. Außerdem ist er Mitherausgeber von drei Mundart-Anthologien.

Er versteht es, mit seinen Geschichten Alltagssituationen so zu beschreiben, dass Wesentliches im Zusammenleben aufgezeigt wird, durchaus liebevoll, aber immer auch kritisch engagiert gegen Vorurteile und Egoismen.

 

Bericht: MT / Redaktion

 

 

zurück    

nach oben