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Neues zum Thema Milch
Alles andere als
ein Krankmacher / "Krone"-Frühschoppen in Tegernau:
Biologe Daniel Weiß aus Gresgen informierte über das Neueste in Sachen
Kuhmilch.
Zum Abschluss konnten die Gäste verschiedene Sorten Milch, Käse und andere
Produkte
probieren und sich ein Urteil bilden. Foto: Heiner Fabry
Wann ist aus Sex,
Drugs und Rock’n’Roll Veganismus, Lactose- und
Helene-Fischer-Intoleranz geworden? Diese provokante Frage stellte der "Krone"-Verein
zu dem Vortrag von Biologe Daniel Weiß aus Gresgen. Eine Flut von
Ernährungsratgebern verunsichert die Menschen oftmals: Ist Kuhmilch nun
ein hochwertiges Nahrungsmittel – oder ein Zivilisationskrankheiten
auslösender Krankmacher?
Auf diese Fragen
ging Daniel Weiß am Sonntag in seinem Vortrag ein. Der Referent, der in
der Region durch seinen Einsatz für Nahwärmenetze bekannt geworden ist,
hat an der Technischen Universität München-Weihenstephan über das Thema
"Wechselwirkungen zwischen Kuh und Melkmaschine" promoviert, war
Lehrbeauftragter der Universität, richtete 2006 das Symposium "Omega
3-Weidemilch" aus und veröffentliche 2009 die Dokumentation
"Schwarzwaldgipfel". In seinem Vortrag in der "Krone" schlug er einen
großen Bogen über die Evolutionsgeschichte zur Besonderheit der Milch als
Nahrungsmittel bis zur heutigen Weidewirtschaft und
Zivilisationskrankheiten.
Weiß erinnerte daran, dass Säugetiere nicht überlebensfähig zur Welt
kommen; sie müssen von der Mutter mit Milch ernährt werden und verlangen
eine lange Sorgezeit. Aus diesem scheinbaren Nachteil entwickelte sich in
der Evolution ein deutlicher Vorteil. Säugetiere haben relativ wenige
Nachkommen und entwickeln eine intensive Brutpflege. Genetische Nachteile
wie fehlende Antikörper, Mineralstoffe oder Wachstumshormone im
Neugeborenen werden erst durch die Muttermilch ausgeglichen. Erst vor rund
10 000 Jahren begannen die Menschen, das Rind zu domestizieren und ihre
Milch zu nutzen.
Und hier komme das erste spannende Detail ins Spiel, sagte Weiß, denn nur
die Menschen auf der nördlichen Halbkugel entwickelten vor etwa 7500
Jahren eine Lactoseverträglichkeit und machten sich so die Milch als
Lebensmittel und Kraftspender nutzbar. "Auch wenn es nicht eindeutig
nachweisbar ist, so spricht doch alles dafür, dass der große
Entwicklungsschub in der nördlichen Erdhälfte ursächlich damit
zusammenhängt, dass Menschen die Kuhmilch vertragen konnten", sagte Daniel
Weiß. Der aktuelle "Modetrend" einer Lactose-Intoleranz sei in unseren
Breiten mit großer Zurückhaltung aufzunehmen. "Es ist richtig, dass
Menschen in Südamerika, Afrika oder Asien tatsächlich keine Milch
vertragen", so Weiß. Aber in Europa, Nordamerika, Russland und Australien
trete Lactose-Intoleranz bei weniger als 20 Prozent der Menschen auf –
ohne anderslautende medizinischen Indikation sei Milch für Menschen in
unseren Breiten nicht nur unbedenklich, sondern sogar sehr gesund, sagte
der Referent.
An diesen Teil über das Gesunde und Nahrhafte in der Milch schloss sich
die Diskussion über Omega 3-Fettsäuren an. In der Schweiz veröffentlichten
Wissenschaftler eine Studie, nach der bei Almbauern, die sich zu großen
Teilen von Milch und Käse ernähren, das Schlaganfall- und
Herzinfarkt-Risiko markant geringer sei als bei anderen Menschen. Eine
Untersuchung der Omega 3-Fettsäuren ergab, dass sich der Anteil an diesen
Säuren deutlich höher in der Milch von Kühen finde, die sich viel (oder
ausschließlich) auf der Weide aufhalten, sich von Gras ernähren und kein
oder kaum Kraftfutter erhalten.
Bedenke man, dass einer Studie in Bayern zufolge der Anteil der Weide am
Futter eines Hofs unter einem Prozent liege, könne man ermessen, was der
Milch an Potential verloren gehe.
In der Diskussion wurde nach den Unterschieden zwischen pasteurisierter
Milch, ELS- und H-Milch gefragt. Hier liege der wesentliche Unterschied in
der Haltbarkeit und dem Fettgehalt, so Weiß. Doch gesund seien sie alle.
"Aber wenn die Milch kaum noch Fett enthält, dann schmeckt sie mir nicht",
sagte Weiß.
Bericht: BZ/Heiner Fabry
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