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Die Chronik der sonntäglichen "Krone - Frühschoppen"

 

 

 

Sonderbare Frauen galten als Gefahr

Dr. Schubring referierte in der alten Krone über die Zeit der Hexenverfolgung /
Die Vorurteile von einst leben weiter


Einblick in die Zeit der Hexenverfolgung gab Klaus Schubring bei seinem
Vortrag in der alten Krone in Tegernau.      Foto: Maja Tolsdorf

In eine andere Zeit fühlte man sich beim jüngsten Frühschoppen im Wirtshausmuseum „Zur Krone" versetzt. Professor Dr. Klaus Schubring drehte mit seinem Vortrag „Mit Folter und Feuer - Einblicke in die Zeit der Hexenverfolgung" die Uhren weit zurück und entführte die zahlreichen Besucher ins 15. Jahrhundert.

Allein die Atmosphäre des Wirtshausmuseums trug schon dazu bei, dass man sich irgendwie fern des 21. Jahrhunderts fühlte. Die liebevoll verzierte Decke, der alte Holzboden und die kleinen Fenster, die an einen Heidi-Film denken ließen. Von draußen lachte der blaue Himmel herein und dennoch waren fast alle Stühle im Saal besetzt. Frauen waren bei diesem Frühschoppen in der Mehrzahl. Doch auch die Männer lauschten nach der Begrüßung von Hans Viardot vom Krone-Verein gespannt den Ausführungen von Klaus Schubring.

Bunte Bilder flackerten über die Leinwand und erzählten von den Hexen der heutigen Zeit, zum Beispiel an Fasnacht oder auf Buchtiteln. Hexen finden sich auch in Märchen oder in Geschichten für Kinder wieder. „Dieses Märchen behandelt einen Mord an einer alten Frau", sagt Klaus Schubring. An der Leinwand prangt das Bild von Hansel und Gretel vor dem Lebkuchenhaus. Man erschrickt etwas ob dieser Tatsache. Jeder kennt das Märchen, doch kaum jemand hat es wohl schon einmal aus dieser Sicht betrachtet. Die Hexe in der Geschichte ist eben einfach Fakt. Nach Klaus Schubring spiegeln sich in diesem Märchen aber genau die Vorurteile, die zwischen 1400 und 1782 in Deutschland und Mitteleuropa zur Inquisition, zur Hexenverfolgung und Verbrennung führten.

Beinahe schockierend dann die Fakten, die Klaus Schubring folgen lässt. Von Witwen, die für die damalige Gesellschaft als Gefahr angesehen und deshalb als Hexe verschrien wurden oder von jungen Frauen, die man wegen ihrer erotischen Kraft als Bedrohung empfand. Und von der Denunziation, die von der Kirche durch jenseitige Ablassversprechen gefördert wurde. Als Beispiel führt er die „Hex vo Binze" an. Dazu wieder ein Bild. Es zeigt eine Witwe, die ein Kind an der Hand führt. Andere Kinder zeigen mit dem Finger auf sie, lachen sie aus, verhöhnen sie. Ein Bild, das sich auch in der heutigen Zeit wiederholt. Damals aber konnte den Menschen durch Sonderbarkeit und Ausgrenzung der Hexenprozess drohen. Dabei sollten durch Verhör- und Foltermethoden Indizien gesammelt werden, die eine Verurteilung rechtfertigten. „Dabei stand der Scheiterhaufen praktisch schon fest", erklärt Klaus Schubring. Denn ganz gleich wie die Gefolterten reagierten, ob sie bettelten, flehten, leugneten und weinten; für das Gericht stand ihr Pakt mit dem Teufel fest.

Die anschließende Verbrennung sei für die Bevölkerung eine Erleichterung gewesen, sozusagen "die Befreiung von der Gefahr". Die letzte Hexe Europas sei übrigens Anna Göldi aus der Schweiz gewesen. Sie wurde 1782 als Hexe hingerichtet und erst in diesem Jahr durch den Kanton Glarus rehabilitiert.



Bericht: BZ / Maja Tolsdorf

 

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