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Die Chronik der sonntäglichen "Krone - Frühschoppen"

 

 

 

Seegeschichte mit Tiefgang

Wolfgang Bühler stellte den Eichener See mit Sagen,
Gedichten und Liedern in der "Krone" vor.


Mit Sagen, Geschichten und Liedern über den geheimnisumwobenen Eichener See
unterhielt Wolfgang Bühler die Besucher des Krone-Frühschoppens.   
Foto: Roswitha Frey

Sagen und geheimnisvolle Geschichten ranken sich um den Eichener See. "Der See, der aus dem Untergrund kommt" nennt man dieses Naturphänomen oberhalb von Schopfheim, das temporär auftaucht und wieder verschwindet. Näheres über diesen Karstsee, der bis zu drei Metern tief werden kann, erfuhren die zahlreichen Besucher des Frühschoppens im Wirtshausmuseum "Krone" in Tegernau, wo Wolfgang Bühler mit Sagen, Gedichten, Geschichten und Liedern über den "Eiemer See" unterhielt.

In Frack und Zylinder stand Bühler vor den gespannten Zuhörern und erklärte erst mal seinen feierlichen "Aufzug": Er stehe hier im Kostüm des Bäberich, einer Figur aus dem traditionellen Eierspringen an Ostern. Als "Ur-Eiemer", dessen Wurzeln im Kleinen Wiesental liegen, ist Bühler von Kind auf mit Geschichten über den Eichener See aufgewachsen. Als Einheimischer hat Bühler eine enge Beziehung zum Eichener See, der ihn schon als Junge fasziniert hat. "Das war für uns Spielplatz, Forschungsplatz, Lebenslehrmeister, alles hat sich um den See gedreht", erzählt er aus seinen Kindheitserinnerungen.

Entsprechend persönlich, lebendig und humorvoll gestaltete Bühler diesen Vortrag, für den er in historischen Quellen und Archiven geforscht hat. Beim Recherchieren stieß er auf eine Sage, die in schriftdeutscher Nacherzählung von Reinhard Reitzel vorliegt. Bühler trug sie sehr lebendig, stimmungsvoll und spannend auf Alemannisch vor: Nach dieser Sage schwor sich ein junges Paar, das Kätterle und der Georg, am lauschigen Eiemer See ewige Liebe. Doch die junge Frau soll eigentlich den Sternenwirt Johannes heiraten. Dieser eifersüchtige Johannes belauscht hinter einem Baum das Paar, das sich zu einer Fahrt auf dem Weidling am See verabredet. Wutentbrannt sägt er den Weidling an und das Liebespaar ertrinkt. Doch die böse Tat rächt sich.

Ähnlich tragisch endet auch die eigentliche Sage vom Eichener See, auf die sich die einheimische Fasnachtsclique "Seewichte" bezieht. Diese Legende berichtet von einem unterirdischen Palast, angefüllt mit Gold, Silber und Edelsteinen, in dem kleine Männlein leben. In einem trockenen Jahr mit verdorrten Feldern schließt ein Bauer einen Pakt mit diesen Wichten: Wenn sie die Feldern wässern, gibt er ihnen im Gegenzug seine jüngste Tochter. Doch die Tochter versucht mit ihrem Liebsten zu fliehen. Da setzt ein gewaltiges Rauschen, Blitzen und Donnern ein, der See überschwemmt alles und reißt das Paar in den Tod. Noch heute sagen die Bauern, wenn der See ansteigt, erinnern uns die Wichte an den Verrat.

Eine dritte Sage, die Bühler vortrug, hat einen historischen Hintergrund: An der Stelle in Eichen, an der der Holzfäller Pankratz verunglückt ist, wurde im 11. Jahrhundert ein Kirchlein gebaut, die St. Pankratz-Kapelle, die sich zum Wallfahrtsort entwickelte. Es habe sogar einen Prozessionsweg dorthin gegeben. 1979 wurden, so Bühler, umfangreiche Ausgrabungen gemacht, bei denen frühe Grabfunde entdeckt wurden. Unterlagen darüber gebe es im Städtischen Archiv Schopfheim. Ein Stein der alten Kirche sei in der neuen Dorfkirche verbaut.

Bühler hat auch Gedichte und Lieder über den geheimnisumwitterten See aufgestöbert. So singt er ein Lied von Ernst Schaubhut und Willi Klein, das 1965 zum 100-Jahr-Jubiläum des Gesangsvereins Eichen erklungen ist, und eines vom Liedermacher Jeannot Weißenberger zum Mitsingen: "Eie, du hesch de schönste See."

Auch nach der Pause, in der sich die Besucher im Wirtshausmuseum umschauen konnten, hatte Bühler noch jede Menge an Wissenswertem, Kuriosem, Sagenhaftem, aber auch "nackte Fakten" und Daten über den See parat, der erstmals 1772 urkundlich erwähnt wurde: Damals ertranken fünf Menschen im Eichener See. 1800 sei der See so groß geworden, dass er gegen das Dorf auszubrechen drohte. "Er kann eine Woche da sein, aber auch mal fünf Jahre lang gar nicht auftauchen", sagte Bühler über den See, der kommt und geht und aus Grundwasser entsteht. Es sei faszinierend, das zu beobachten: "Das sprudelt fast aus dem Gras heraus." Heute sei man auf Grund eines Pegels in der Lage, zu sagen, ob und wann der See komme. Auch ein Bewohner des Sees, ein Kiemenfußkrebs, war Gegenstand von Bühlers Ausführungen. Hartmut Heise vom Landratsamt hatte sogar Eier dieses Krebses mitgebracht.

Bericht: BZ/Roswitha Frey

 

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